Proben für Ernstfall
Es regnet stark, die Falschauer tritt über die Ufer, bei Gragazon erodiert das Ufer der Etsch: 292 Beteiligte haben am Samstag für den Ernstfall geprobt und eine Hochwasserübung abgehalten. „Diese Übungen“, unterstreicht Zivilschutzlandesrat Schuler, „sind notwendig, um für außergewöhnliche Situationen gerüstet zu sein“.
„Nach den Ereignissen von gestern Abend in Paris“, betont Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler, „fällt es schwer, zur Tagesordnung überzugehen und diese Hochwasserübung abzuhalten“. Trotzdem sei es wichtig, bei Übungen dieser Art die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen zu erproben, damit bei einem Einsatz im Ernstfall die Abläufe möglichst reibungslos funktionieren.
217 Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren, 40 Soldaten, 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesabteilungen Wasserschutzbauten und Zivilschutz waren seit heute Mittag im Einsatz. Um 13 Uhr tagte im Zivilschutzturm die von Landesrat Schuler einberufene Landesleitstelle; das Landeslagezentrum wurde eingerichtet.
Die simulierten Ereignisse überstürzen sich: Um 12.30 Uhr ist in Marling die Vorwarnstufe an der Etsch erreicht. Um 13.00 Uhr ist die Pegelmessstelle in Marling besetzt, die Warnstufe ist überschritten. Um 13.20 Uhr ist die Vorwarnstufe in Sigmundskron, Branzoll und Brixen erreicht. Um 13.40 Uhr trifft die Meldung ein, dass bei der Falschauermündung oberhalb des Schotterwerks Betonlana die Falschauer über die Ufer tritt und dass bei der Mebobrücke in Algund in der Etsch viel Schwemmholz treibt.
Um die Schadensstelle am Damm zu befestigen, füllt die Freiwillige Feuerwehr beim Schotterwerk Beton Lana in Lana Sandsäcke. Diese werden in sieben großen Nylonsäcken verstaut; jeder dieser Big Bags fasst an die 600 Kilogramm Sand. Da der Schadensort an der Falschauer schwer zugänglich ist, wird ein Hubschrauber angefordert, der auch über ein Nachtsichtgerät verfügen sollte.
Um 14.00 Uhr ist die Warnstufe in Sigmundskron, Branzoll und Brixen erreicht. Um 14.25 tritt in Gargazon orographisch links der Etsch ein Schaden auf: Das innere Etschufer erodiert.
An der Falschauer ist ein Damm über 15 Meter Länge überflutet. Um 15.40 Uhr startet ein Hubschrauber der Aves Altair in Bozen. Verklausungen bei der Etschbrücke in Tramin und bei der Brücke in St. Florian werden gemeldet. Zwölf Big Bags sind bereits mit Sand gefüllt.
Gegen 16 Uhr sinken die Pegelstände unter die Vorwarnstufe, sodass der Hochwasserdienst beendet werden kann. „Der Verlauf der Übung hat gezeigt“, fasst der Leiter Stab der Hochwasserzentrale Peter Egger zusammen, „dass die eingeführten Neuerungen im Bereich Kommunikation reibungslos funktionieren, so zum Beispiel die zeitversetzte Alarmierung der Bezirkseinsatzzentralen über die Landesnotrufzentrale. Auch die erstmalige Zusammenarbeit mit dem italienischen Heer hat bestens geklappt“.
Das Bevölkerungsinformationssystem wurde getestet. Die Bezirkseinsatzzentralen in Meran, Vilpian, Neumarkt und Brixen wurden heuer erstmals zeitversetzt alarmiert. Die Alarmierung der Beteiligten über die Landesnotrufzentrale hat gut funktioniert.
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