Punktsieg für Ladurner
Kontoauszüge der vergangenen zehn Jahre, Steuererklärungen und Verkaufsbelege. Der Meraner Anwalt Thomas Ladurner, dem die Staatsanwaltschaft Übervorteilung und Unterschlagung vorwirft, legt vor Gericht seine Finanzen offen. Alle?
Von Thomas Vikoler
Das, wonach man nicht ausdrücklich gefragt wird, sollte man besser nicht nennen oder offenlegen. In Strafprozessen fahren die Verteidiger meist diese Strategie.
Nicht so Fabrizio Francia, der in diesem Hauptverfahren einen Kollegen vertritt, der neben ihm sitzt und quasi als sein Assistenz fungiert.
Thomas Ladurner, so heißt der Angeklagte, reicht Francia im Saal C des Bozner Landesgerichts immer wieder Unterlagen und Fotos. Er ist schließlich ja auch Anwalt von Beruf.
Zweiter Verhandlungstag im Hauptverfahren gegen Ladurner, dem die Staatsanwaltschaft Übervorteilung einer wehrlosen Person in zwei Fällen, Unterschlagung und Amtsmissbrauch vorwirft. Insgesamt sechs Punkte.
Nach der ersten Verhandlung am 21. September, als eine ziemliche Unordnung bei der Rechnungslegung einer von Ladurners Sachwalterschaften offenbar wurde („ein Sack voller Kassazettel“), punktet diesmal eindeutig die Verteidigung.
Mit neuem Beweismaterial.
Ladurner-Anwalt Francia geht in die Offensive und legt dem Gericht unter Vorsitz von Carlo Busato gleich stapelweise Dokumente vor:
Die Auszüge für die beiden Konten des Anwalts vom Jahre 2005 bis zum Jahre 2014. Die Ermittler hatten lediglich jene von 2010 bis 2014 eingeholt. Dann die Steuererklärungen des Angeklagten für die Jahre 2010 bis 2013. „Mein Mandant hat pro Jahr zwischen 70.000 und 80.000 Euro brutto verdient“, verrät Verteidiger Francia.
Warum diese Offenheit?
Francia will nachweisen, dass Ladurner seit jeher wenig Bewegungen auf seinen beiden Konten aufzuweisen hatte – sowohl vor als auch während der im April 2010 angetreten Sachwalterschaft, die im Juni 2014 mit seiner Verhaftung endete.
Mit der Offenlegung von Ladurners Konten will Francia auch nachweisen, dass die Aktien im Wert von rund 150.000 Euro, die bei dem ehemaligen Präsidenten des Sportclubs Meran sichergestellt wurden, mit eigenen Mitteln finanziert wurden und nicht etwa aus der Sachwalterschaft für die Frau, die im Mai dieses Jahres 94-jährig verstorben ist.
Olga Barisheva, die Haushälterin der Frau, belastet Ex-Sachwalter Ladurner ja mit der Aussage, er habe monatlich von den 2.000 Euro, welche zur Verfügung standen, zwischen 1.000 und 1.500 Euro abgezweigt. Dies, nachdem er die getätigten Ausgaben für den Haushalt abgesegnet hatte.
Zu seinem Reichtum (sein Konto wies zu einem Zeitpunkt immerhin ein stattliche Plus von 90.000 Euro auf) kam der Anwalt laut Verteidiger Francia durch seine Arbeit als Anwalt – und seine geringen Ausgaben. Ladurner wohne in der Wohnung, die seinen Eltern gehöre, und verfüge weder über ein eigenes Auto noch ein eigenes Motorrad.
Direkte Zahlungen vom Konto der betagten Frau auf Ladurners Konten gab es jedenfalls keine. Das bestätigte vor Gericht auch ein in den Zeugenstand gerufener Polizist.
LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:
- Der Krimi um die verschwundenen Möbel
- Und: Warum Thomas Ladurner nun sogar mit einem Freispruch kokettieren kann.
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