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Die Partisanin Unterberger

Senatorin Julia Unterberger erinnert anlässlich des 25. Aprils an die leidvolle Geschichte der Südtiroler während des Faschismus. DAS VIDEO.
„Wenn man über die Verbrechen des Faschismus spricht, gibt es eine Geschichte, die nicht alle kennen: die Geschichte Südtirols. Der Faschismus war für uns nicht nur eine Ideologie, sondern eine existenzielle Bedrohung. Er versuchte, unsere Geschichte, unsere Sprache und unsere Identität zu unterdrücken.“
So, Julia Unterberger, Vorsitzende der Autonomiegruppe im Senat in ihrer Rede im Plenum anlässlich der Gedenkfeier zum 25. April.
„Es war der 24. April 1921, genau vor 104 Jahren. Franz Innerhofer, ein Volksschullehrer, wurde erschossen, als er seine Schüler während eines Südtiroler Trachtenumzuges in Bozen verteidigte. Die Faschisten kamen mit 300 Mann, bewaffnet mit Knüppeln, Stöcken und Pistolen.
Ein Jahr später, 1922, besetzten die Squadristi Bozen und drohten, das Rathaus in Brand zu setzen, wenn der letzte deutschsprachige Bürgermeister, Julius Perathoner, nicht zurücktreten würde. Sein „Vergehen“: er hatte die deutsche Schule verteidigt, die, die Faschisten zu einem Instrument der Zwangsitalienisierung machen wollten.
Der Faschismus verbot den Deutschunterricht, änderte Tausende von Nachnamen und Ortsnamen und entfernte von den Friedhöfen sogar die Tiroler Symbole.
Um unsere Sprache und Kultur zu retten, entstanden die Katakombenschulen – geheime Unterrichtsorte, in denen Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern hohe Geldstrafen, Gefängnis oder Exil riskierten.
Dann kam das Jahr 1939. Mussolini setzte mit Unterstützung Hitlers den Optionspakt durch: Entweder das eigene Land verlassen, um die deutsche Sprache und Kultur zu behalten, oder dableiben und die eigene Identität aufgeben. Eine schmerzhafte Entscheidung, die Familien und Gemeinschaften zerriss.
Ich weiß nicht, ob all dies in die Vorstellung von Nüchternheit der Feierlichkeiten von Minister Musumeci passt. Ich weiß jedoch, dass der Faschismus für uns der Versuch war, ein Volk auszulöschen. Dieser Versuch scheiterte nur dank des zivilen Widerstands von Männern und Frauen wie dem Kanoniker Michael Gamper, Josef Noldin, Maria Nicolussi und jenen, die 1945 die Südtiroler Volkspartei gründeten, um unsere verweigerten Rechte zu verteidigen.
Deshalb verdienen die 80 Jahre des 25. April unsere volle Aufmerksamkeit. Der 25. April ist nicht nur ein Tag der Erinnerung, sondern auch eine Mahnung: Was wir sind, verdanken wir den Frauen und Männern des Antifaschismus, die für die Demokratie gekämpft haben. Was wir sein werden, hängt von den Kämpfen ab, die wir heute für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie führen.“
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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