Du befindest dich hier: Home » News » Kampf um die Rathäuser

Kampf um die Rathäuser

Am 4. Mai werden in Südtirol die Gemeinderäte erneuert und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gewählt. Die Tageszeitung zeigt in einer dreiteiligen Serie auf, wo die Wahlen die größte Spannung versprechen. 
Bozen
In der Landeshauptstadt sind Gemeinderatswahlen stets eine spannende Angelegenheit, besonders diesmal gibt es Anzeichen auf einen historischen Machtwechsel. Spätestens seit der vom Ministerrat verabschiedeten Autonomiereform sieht sich das Mitte-rechts-Bündnis um Bürgermeisterkandidat Claudio Corrarati dem Sieg nahe. Dabei muss erst Mal am 4. Mai die erste Runde bestritten werden.
Für die Bürgermeisterwahl gibt es sechs Kandidaten: Neben Corrarati hat der aktuelle Sozialstadtrat Juri Andriollo (Kandidat der meisten Mitte-links-Parteien) die größten Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl am 18. Mai, Hoffnungen machen sich aber auch SVP-Kandidat Stephan Konder und Civica-Vertreter Angelo Gennaccaro. Weiteres treten Simonetta Lucchi für die Fünf-Sterne-Bewegung und Rifondazione Comunista und Matthias Cologna für das Team K an.
Eines lässt sich bereits jetzt sagen: Wer am Ende die Bürgermeister-Stichwahl gewinnt, wird in Bozen auch regieren. Die Volkspartei und die Civica-Liste stehen – entsprechend dem Regierungsbündnis auf Landesebene – als Mehrheitsbeschaffer bereit. Ideologische Vorbehalte wie 2005, als Rechts-Vertreter Giovanni Benussi wegen der Weigerung der SVP, eine Koalition mit ihm zu bilden, nach einem Monat aufgeben musste, gibt es inzwischen keine mehr. Im Gegenteil. (tom)
Wolkenstein
Es geht um eine Gemeinde, in der sich die Volkspartei seit vielen Jahren schwertut. Mit der Ausnahme einer Amtszeit regierte in den vergangenen 25 Jahren stets Roland Demetz für die Ladins bzw. die Bürgerliste. Demetz tritt bei den Wahlen am 4. Mai nicht mehr an und die SVP mit dem bei der Sparkasse tätigen Bürgermeisterkandidaten Tobias Nocker wittert Morgenluft. Sein Ziel ist es – mit einem kleinen Edelweiß und einem Programm, das Distanz zur Parteizentrale in Bozen signalisiert -, das Rathaus zurückzuerobern. Bei den vergangenen Wahlen hatte die Volkspartei, die derzeit mit einem Vertreter im Gemeindeausschuss präsent ist, nicht einmal einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufgeboten.
Die Bürgerliste antwortet mit der Bürgermeisterkandidatur des aktuellen Vizebürgermeisters Ivo Insam. Insam war bis 2021 Obmann des lvh-Bezirks Gröden und ist derzeit Referent für Straßen und Sport der Gemeinde Wolkenstein. Die Wähler müssen entscheiden, ob er geeignet ist, in die großen Fußstapfen von Roland Demetz zu treten. Demetz ist hingegen als Ok-Chef für die Ski-Weltmeisterschaften in Gröden im Jahre 2031 in Gespräch. (tom)
Welschnofen 
In der Gemeinde Welschnofen zu regieren, ist wegen der anhaltenden Konflikte zwischen Familien bzw. Sippen anstrengend. Wohl auch deshalb ist SVP-Bürgermeister Markus Dejori trotz der abgeschafften Mandatsbeschränkung nach drei Amtsperioden nicht mehr angetreten.
Um seine Nachfolge bewerben sich für die SVP der Rechtsanwalt Tobias Wiedenhofer und der bisherige Bürgerliste-Gemeinderat Dieter Bologna. Die oppositionelle Bürgerliste Welschnofen schickt alle ihre vier Gemeinderatskandidaten ins Bürgermeisterrennen, die größten Chancen auf ein herausragendes Ergebnis hat Ex-lvh-Direktor Thomas Pardeller, der ihm Dorf erhebliches Ansehen genießt. Die Frage: Kann er in die SVP-Phalanx eingreifen? (tom)
Schlanders
Von der häufig beklagten weiblichen Politikverdrossenheit ist in Schlanders nichts zu spüren. In der Marktgemeinde möchten gleich drei Frauen Bürgermeisterin werden: Die zwei SVP-Kandidatinnen Kunhilde von Marsoner und Christine Kaaserer sowie Karin Meister von der Süd-Tiroler Freiheit. Männer stehen nicht nur Wahl.
Kunhilde von Marsoner wird von der Sozialen Mitte ins Rennen geschickt. Die Lehrerin ist seit 2015 im Gemeinderat vertreten. Ihr Nachteil könnte sein, dass sie ursprünglich nicht aus Schlanders stammt.
Christine Kaaserer, ebenfalls Lehrerin, sitzt seit 2020 im Gemeinderat. Ebenso lange ist sie Gemeindereferentin für die Fraktionen Göflan – Vetzan – Nördersberg – Sonnenberg, Senioren, Land- u. Forstwirtschaft, Nationalpark Stilfserjoch sowie die Jagd. Sie wird von der mächtigen Bauernlobby unterstützt, von der sie auch nominiert wurde.
Dritte im Bunde ist Karin Meister, aus Schlanders gebürtig aber nicht mehr dort wohnhaft. Als ehemalige Leiterin der gemeindeeigenen „Schlanders Marketing“ ist sie in ihrer Heimatgemeinde jedoch weiterhin bekannt. Offen ist, ob die STF bei den anstehenden Gemeindewahlen den Höhenflug der letzten Landtagswahlen mitnimmt. Mit 20,7 Prozent der Stimmen verdoppelte die Liste in Schlanders 2023 das Ergebnis von 2018.
Aber Landtagswahlen sind nicht Gemeindewahlen und da war die Sachlage 2020 klar: STF-Bürgermeisterkandidat Oliver Wallnöfer kam auf 15,7 Prozent der Stimmen, Dieter Pinggera von der SVP auf 84,3 Prozent. Wie es diesmal  bei drei neuen Bürgermeisterkandidatinnen ausgeht, bleibt abzuwarten. (gk)
Enneberg 
In der Gemeinde kommt es zu einem erneuten Duell zwischen Amtsinhaber Felix Ploner von La Pli und Alt-Bürgermeister Albert Palfrader von der SVP, für den es die fünfte Amtszeit wäre.
Rechtsanwalt Palfrader hatte das Amt des Bürgermeisters bereits von 1995 bis 2005 inne, ehe er auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Bereits fünf Jahre später kehrte er jedoch zurück ins Enneberger Rathaus und blieb auch dieses Mal zehn Jahre, bevor er bei den vergangenen Wahlen knapp unterlag. Zwar zog Palfrader in der Folge in den Gemeinderat ein, trat aber aus Rücksicht auf seinen Nachfolger aus diesem zurück.
Nun will es der ehemalige Bürgermeister also nochmal wissen – genug Erfahrung im Amt und mit Comebacks hat er auf alle Fälle vorzuweisen. „Von mir aus hätte ich sicher nicht mehr kandidiert. Da ich aber von mehreren Personen und von verschiedenen Seiten gefragt wurde, habe ich mich dazu bereit erklärt“, so der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde.
Dem aktuellen Bürgermeister Ploner aus Pfarre war es vor fünf Jahren gelungen, Palfrader mit einer hauchdünnen Mehrheit von 18 Stimmen zu schlagen. Dritter im Bunde ist der Unternehmer Stefo Palfrader von der dörferübergreifenden Liste Düc Adöm, die 2020 auf Anhieb am zweithäufigsten gewählt wurde. Entsprechend werden wohl auch heuer die Gemeinderatswahlen wieder eine knappe Geschichte werden. (sf)
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (0)

Klicke auf den Button um die Kommentare anzuzeigen.

Kommentare anzeigen

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2025 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen