Hommage an Marlen Haushofer

Marlen Haushofer:„So war mein Leben geteilt in schreckliche Nächte und vernünftige Tage“ (Foto: Manfred Haushofer)
Literatur Lana erinnert an die österreichische Schriftstellerin Marlen Haushofer (1920 – 1979). Daniela Strigl, Literaturwissenschafterin aus Wien, spricht über den Roman und das Leben der Autorin. Sophie Rois liest aus „Die Wand“.
Frau eines Zahnarztes, von dem sie finanziell abhängig war, verfügte Marlen Haushofer zwar nicht einmal über ein „Zimmer für mich alleine“, schrieb ihre Bücher vielmehr am Küchentisch, frühmorgens von halb fünf bis halb sieben, mit der Hand in Schulhefte. Dabei entstanden aber einige der wichtigsten literarischen Werke des 20. Jahrhunderts.
Mit klarem Blick und eindringlicher Sprache erzählt Marlen Haushofer von der Begrenzung weiblicher Lebensräume, von den Abgründen verdrängter Kriegserfahrungen unter einer bürgerlichen Oberfläche und von kosmischen Naturkatastrophen unvorstellbaren Ausmaßes. „Meine Bücher sind alle verstoßene Kinder.” Sie atmen die Trostlosigkeit und Einsamkeit von Frauen, die an der Ausweglosigkeit einer von Gewalt beherrschten Welt und der Isolation, in der sie gefangen sind, zu zerbrechen drohen. „Oder war da manchmal noch etwas anderes? Für Augenblicke?” Heute sind Marlen Haushofers Romane Klassiker – allen voran „Die Wand“ – und werden nicht nur international gepriesen, sondern auch von jeder Generation wiederentdeckt, neu und anders gelesen.
Eine Frau will mit ihrer Cousine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins nächste Dorf und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen stößt die Frau auf ein unsichtbares, glattes, kühles Hindernis – eine unüberwindbare Wand, hinter der Totenstarre herrscht. Abgeschlossen von der übrigen Welt, richtet sie sich inmitten ihres engumgrenzten Stücks Natur und umgeben von einigen zugelaufenen Tieren aufs Überleben ein. Die Wand ist ein überwältigend beeindruckender Bericht über die vollkommene Isolation einer Frau jenseits der Gesellschaft. Der Roman wurde in mehrere Sprachen übersetzt, für Film und Theater adaptiert, und gilt als Marlen Haushofers wichtigstes Werk.
Daniela Strigl, Literaturwissenschafterin aus Wien, deren Arbeit zu Marlen Haushofer zum Standard der Betrachtung Haushofers gehört, spricht über den Roman und das Leben der Autorin. Sophie Rois liest aus „Die Wand“. Für ihre Virtuosität und Leidenschaft ist sie als Schauspielerin am Theater und im Film bewundert und vielfach ausgezeichnet worden. Wenn Sophie Rois liest, ist der Eindruck der Brillanz nicht kleiner.
Termin: 23. April um 19.00 Uhr im Foyer des Waltherhauses, Bozen
Das „literarische Quartett“ des Waltherhauses
Drei Diskutierende und ein Schauspieler bilden das „literarische Quartett“ des Bozner Waltherhauses, das unter dem Titel „Vielseitig“ zwei Mal im Jahr neue Bücher in Diskussion und Lesung vorstellt.

Die Gäste der Frühjahrs-Ausgabe von „Vielseitig“ sind die Literaturkritikerin Daniela Strigl und der Schauspieler Günther Götsch als Vorleser.
Dieses Mal ist Daniela Strigl Gast der Diskussionsrunde „Vielseitig“ im „Bücher-Foyer“ des Waltherhauses. Um einen Buchtipp ist die mehrfach preisgekrönte Essayistin, Literaturkritikerin und Literaturwissenschaftlerin nie verlegen. Neben ihrer Arbeit an der Uni Wien und ihren Rezensionen für Medien wie „Der Standard“ oder „Die Presse“ ist sie u. a. als Jurorin beim Franz-Tumler-Preis in Laas tätig. Moderator Christoph Pichler und Monika Obrist von der Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut diskutieren mit ihr über die Romane „Wackelkontakt“ von Wolf Haas, „Verzauberte Vorbestimmung“ von Jonas Lüscher und „Halbe Leben“ von Susanne Gregor. Ob die Diskussion einstimmig lobend oder kontrovers wird, bleibt abzuwarten. Der Schauspieler Günther Götsch liest Passagen aus den Büchern vor.
Danach gibt es noch drei persönliche Lesetipps: Daniela Strigl stellt die ausgewählten Werke „Ich bin nicht von der Zeitlichkeit“ von Betty Paoli vor, Christoph Pichler empfiehlt Margaret Atwoods Storys „Hier kommen wir nicht lebend raus“ und Monika Obrist den neuen Roman von Fernando Aramburu „Der Junge“.
Die von der Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut organisierte Veranstaltung findet am Donnerstag, 24. April um 18 Uhr im Oberen Foyer des Waltherhauses in Bozen statt. Der Eintritt ist frei.
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