„Wir sind die Mitte“
Südtirols Bürgerlisten rückten bei einem kürzlichen Treffen näher zusammen – trotz Kandidatenflaute und mit dem Gebot der Bürgernähe. Wie sie sich vereinen lassen und ob eine geschlossene Kandidatur bei den kommenden Landtagswahlen denkbar ist.
TAGESZEITUNG Online: Frau Larcher, wie schwierig ist es, die verschiedenen Bürgerlisten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen?
Monika Larcher (Gemeindereferentin Bürgerliste Eppan): Wir sind gar nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, weil jede Ortsgruppe ihre Arbeit vor Ort macht. Und genau das zeichnet uns aus: dass wir nicht auf Landesebene irgendwelchen Ideologien folgen. Trotzdem stehen wir im stetigen Austausch darüber, in welchen Punkten wir uns unterstützen können, welche Bestimmungen für angestrebte Maßnahmen gelten usw. Unser Ziel ist nicht, uns zu vereinen, sondern uns gegenseitig zu unterstützen – in der Vielfalt, wie wir sind.
Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den Bürgerlisten?
Uns verbindet ganz klar die Bürgernähe. Wir orientieren uns an den Menschen vor Ort und handeln sachbezogen – nicht auf Grundlage irgendwelcher ideologischen Vorstellungen oder im Interesse von Lobbys. Die größten Unterschiede liegen hingegen darin, dass jedes Dorf seine Eigenheiten hat. In dem einen Ort zeigt sich Bürgernähe darin, dass man etwas für die Gemeinschaft tut, etwa indem man sich für eine Mensa einsetzt. In anderen Orten geht es eher darum, wichtige Bauprojekte wie Straßen, Gebäude oder Einrichtungen umzusetzen.
Wie würden Sie die Zusammenarbeit und Beziehung zu der SVP beschreiben?
Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass wir in den letzten 15 Jahren als Gemeindereferenten für die Bürgerliste Eppan mit verschiedenen Koalitionspartnern, darunter auch der SVP, immer konstruktiv zusammengearbeitet haben. Natürlich gibt es auch mal Reibungen, aber Diskussionen sind notwendig und richtig. Genau das wäre meiner Meinung nach auch ein guter Ansatz für die Zukunft – nämlich auch in der Landesregierung mehr als nur eine Partei oder Gruppe einzubeziehen.
Wo bewegt man sich im politischen Spektrum: eher rechts oder eher links?
Wir positionieren uns ganz klar in der Mitte. Der soziale Aspekt steht bei uns im Vordergrund, denn es sollte für alle Bürger eine Ausgewogenheit gegeben sein – für alle Berufsgruppen und gesellschaftlichen Schichten, und unabhängig vom Migrationshintergrund.
Angesichts der allgemeinen Verdrossenheit und der schwierigen Kandidatensuche – ist es für Bürgerlisten besonders herausfordernd, bei Wahlen eine starke Stimme zu sein?
Die Kandidatensuche gestaltet sich zunehmend als schwierig. Manche haben Angst, sich für eine bestimmte Gruppierung zu outen. Es gibt aber auch Menschen, die sich dieser Aufgabe bewusst sind und sich im Vorfeld intensiv überlegen, ob sie der Herausforderung gewachsen sind und den Zeitaufwand stemmen können. Leider schreckt das viele schon von vornherein ab. Es ist nach wie vor so, dass politische Vertreter oft Angriffen oder Vorwürfen ausgesetzt sind, obwohl sie im Wohle der Gemeinde oder des Landes handeln. Man kann unterschiedliche Meinungen haben, aber man sollte sie nicht dafür verurteilen, was sie tun oder eben nicht tun. Das ist grundsätzlich eine Zeiterscheinung, dass bestimmte Berufsgruppen oft nicht die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen, oder zumindest nicht respektvoll behandelt werden. Das liegt mir sehr am Herzen, in jeglicher Hinsicht. Und das betrifft nicht nur die Bürgerlisten.
Will man in Zukunft das Netzwerk der Bürgerlisten noch weiter stärken?
Ja, das war auch beim gestrigen Treffen deutlich spürbar: Der Wille, das Netzwerk zu intensivieren, ist da. Immerhin geben die Anregungen der Gruppe die Richtung für die nächsten Jahre vor.
Gibt es Überlegungen, bei den nächsten Landtagswahlen geschlossen als Bürgerlisten anzutreten?
Nein, das ist eigentlich kein Thema. Man kann nicht sagen, was in 20 Jahren sein wird, aber zumindest nicht in den nächsten Jahren.
Interview: Sylvie Debelyak
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