Roadmovies

Auf der Fähre. Die Urologin und der Pfleger in „Love“
Mit „Altweibersommer“, „Marianengraben“ und „Love“ kommen drei etwas andere Roadmovies ins Kino.
von Renate Mumelter
„Easy Rider“ war einmal. Damals waren es Motorräder, Jugend, Freiheit über alle Grenzen hinweg. In den Road Movies, die jetzt ins Kino kommen, bewegen sich die Menschen mit Campern, in Wohnwägen oder auf Fähren, und immer sind auch etwas ältere Leute dabei. Um Freiheit geht es nach wie vor, vor allem aber geht es ums Nachdenken über das Leben und um mögliche Wege damit umzugehen.
Love
Ich erlaube mir, mit meinem Favoriten zu beginnen, der aus Norwegen kommt und nicht weit fährt. Dag Johan Haugerud hat mit seiner Trilogie „Oslo Stories“ beim BFFB überzeugt, jetzt gibt es die Gelegenheit, „Love“ im Kino zu sehen, allerdings nur bis Montag. Der Film beginnt im Krankenhaus in Oslo bei einer Urologin, die einem Patienten erklärt, dass er Prostatakrebs hat. Sie zählt ihm seine Möglichkeiten auf, mehr kann sie nicht tun. Täglich muss sie mögliche Libidoverluste ankündigen, manchmal den drohenden Tod. Auf derselben Station arbeitet ein Krankenpfleger. Die Ärztin und der Pfleger nutzen regelmäßig eine Fähre, um nach Hause zu kommen, er fährt auch mit um Männerbekanntschaften zu machen. Ein Road-Movie also im geografisch eingeschränkten Sinn. Dafür reist Haugeruds Film im Dialog sehr weit. Das geht von sexuellen Fragen bis zur schwierigsten aller Fragen, jener was eigentlich das ist, was wir Liebe nennen. Am Dienstag kommt ein weiterer Teil der Trilogie ins Programm, „Dreams“, in dem ein junges Mädchen ein besonderes Gefühl für seine Lehrerin entwickelt und dieses erst einordnen muss. Beide Filme in norwegischer Originalfassung mit italienischen Untertiteln. Aber das muss ein.
Altweibersommer
von Pia Hierzegger führt drei Freundinnen mittleren Alters zuerst in einen gemieteten Wohnwagen auf einem herbstlichen Campingplatz und später aufgrund unerwarteter Ereignisse und und ein bisschen auch wegen des Sauwetters direkt ins beste Haus am Lido di Venezia. Alles geschieht aus Fürsorge und auch aus Unmoral. Die Fürsorge gilt der Krebskranken unter den Freundinnen. Sie soll’s schön haben, bevor’s – hoffentlich doch nicht – zu Ende geht. Die Unmoral hat mit Neugierde, etwas Gutmenschentum und etwas Rachelust gegenüber einem ekelhaften Camper zu tun. Pia Hierzegger spielt die Krebskranke, Ursula Strauss ist die Neugierige und Diana Amft schwimmt mit. Alle drei sind nicht gerade glücklich mit dem, was sie bisher gelebt haben. Wohl auch deshalb der herbstliche Titel „Altweibersommer“. Ich frage mich nur, warum es keine Filme gibt, in denen sich Männer im Menopausenalter ähnliche Fragen stellen. „Altweibersommer“ ist Pia Hierzeggers erste Regiearbeit. Für einen nicht weiter anspruchsvollen Filmabend gerade richtig.
Marianengraben
Ein Wohnmobil bestimmt Eileen Byrnes „Marianengraben“. Ein älterer Mann und eine sehr junge Frau machen sich zufällig gemeinsam auf den Weg. Das Thema ihrer Reise ist Trauerbewältigung. Ziel ist das Meer. Sie will dort hin, wo ihr Bruder Tim ertrunken ist, er will die Asche seiner Frau nach Italien bringen. Beide haben mit Trauer und Schuldgefühlen zu kämpfen, aber im Lauf der Reise wird der Schmerz zwar nicht weniger aber anders. Die beiden schaffen es, sich ohne große Wort gegenseitig zu trösten, und die Reise, das Fahren, das eben nicht Stillstand bedeutet, tun das ihrige dazu. Die Albolina-Produktion tourt nicht nur im Film sondern auch als Film, und ist mit Start am 23.4. in Schlanders an sehr vielen Südtiroler Spielstätten zu sehen, auch in diesem Sinn ein Roadmovie also.
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