„Die Schranken werden nicht fallen“
Umweltminister Alberto Pichetto Fratin traut Südtirol zu, mit der neuen Umweltzuständigkeit verantwortungsbewusst umzugehen. Und wettet ein Essen mit Claudio Corrarati.
von Thomas Vikoler
Er ist seit ihrer Gründung im Jahre 1994 Mitglied der Berlusconi-Partei Forza Italia und bezeichnet sich selbst als einen „Moderaten“ – auch in Umwelt- und Energiefragen, für die er in der Regierung Meloni zuständig ist.
Alberto Pichetto Fratin stammt aus Biella im Piemont und machte am Freitag in Bozen Wahlkampf für seine Partei und Mitte-rechts-Bürgermeisterkandidat Claudio Corrarati. Dabei im Zentrum stand die gemäß bisher nicht definitiv genehmigter Autonomie-Reform Südtirol zugestandene Zuständigkeit für den Umweltschutz. Der Minister traut dem Land „mit besonderen Bedürfnissen“ zu, mit dieser verantwortungsvoll umzugehen.
„Die Schranken werden nicht fallen, es gelten weiterhin die nationalen Gesetze und die der Europäischen Union. Ich gebe aber zu, dass Südtirol damit eine große Verantwortung übertragen bekommt, denn es muss sich nun auch verstärkt um den Umgang mit dem Klimawandel kümmern“, analysiert Pichetto Fratin vor einem Restaurant in der Silbergasse und versucht damit auch Befürchtungen von Umweltverbänden zu zerstreuen, dass im Land nach Inkrafttreten der Autonomiereform die Umweltzerstörung zunehmen könnte.
Auch in Sachen Wolf und Bär erwartet sich der Minister keine „Ausreißer“ aus Südtirol. „Es gelten weiter die Regeln wie überall, nun steht die Senkung des Schutzstatus des Wolfes durch das Europaparlament an. Es braucht aber weiterhin ein Gutachten der Umweltbehörde Ispra, insgesamt erhält Südtirol aber mehr Spielraum beim Wolfsmanagement“.
Der Umwelt- und Energieminister attestiert Südtirol außerdem eine besondere Umweltsensibilität wegen der zahlreichen Wasserkraftwerke im Lande und erteilt den vagen und äußerst pragmatischen Ratschlag, „stets einen Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Interessen und dem Umweltschutz zu finden“.
Claudio Corrarati, Bürgermeisterkandidat von Mitte-rechts in Bozen, pflichtet ihm bei und verrät Details seines 219 Punkte umfassenden Wahlprogramms. Er will sich für eine Dekarbonisierung der Stadt einsetzen, für eine bessere Müllbewirtschaftung („Müll ist, weil wir keine Minen haben, ist eine Ressource für uns“, bemerkt der Minister) und eine Einschränkung der Emissionen aus dem motorisierten Verkehr. Derartige Töne sind von Vertretern von Mitte-rechts äußerst selten zu hören.
Sollte Corrarati tatsächlich neuer Bürgermeister von Bozen werden, erwartet ihn ein Essen mit dem Minister. „Ich zahle“, lautet sein Versprechen. Einen Wetteinsatz des Bürgermeisterkandidaten gibt es keinen.
Vor dem Wahltermin traf Pichetto Frattin auch mit Landeshauptmann Arno Kompatscher zusammen. Dabei ging es um Energiefragen und die Zukunft des Naturparks Stilfserjoch.
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