Wachstum mit Beigeschmack

Foto: 123RF.com
Südtirols Exporte und Tourismus schreiben Rekordzahlen, und das Bruttoinlandsprodukt steigt stetig. Auch die Konsumausgaben der privaten Haushalte erreichen wieder das Vorpandemieniveau. Die Wirtschaft scheint zu florieren – doch der Zollhammer der USA lässt bangen und birgt fatale Folgen.
von Christian Frank
Die Zeichen stehen hierzulande auf Wachstum. Im Kontrast zu Österreich und Deutschland konnte Italien 2024 einen Anstieg von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verzeichnen und überstieg damit sogar die vorläufigen Schätzungen um 0,2 Prozentpunkte. Laut dem Nationalinstitut für Statistik (ISTAT) lässt sich dies auf die Auslandsnachfrage und die Zunahme der Erwerbstätigkeit zurückführen.
Gänzlich anders gestaltet sich die Lage im nördlichen Nachbarland Österreich. Das Statistische Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) verzeichnete 2024 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dort schwächelt der Außenhandel, und auch die Inlandsnachfrage lässt nach. Ebendiese Faktoren betreffen auch Deutschland – hinzu kommt ein frappierender Arbeitskräftemangel, der sich besonders im Bausektor bemerkbar macht. Dort wurde ein Rückgang des BIPs um 0,2 Prozent beobachtet.
Der Durchschnitt der 27 EU-Staaten liegt bei einer BIP-Zunahme von einem Prozent. Südtirol konnte diesen Durchschnitt laut dem Landesinstitut für Statistik (ASTAT) mit einem Plus von 0,1 Prozentpunkten überbieten und kann somit ein Rekordjahr verzeichnen. Exporte und Übernachtungen befanden sich 2024 auf einem Allzeithoch. Selbst inflationsbereinigt verzeichnete der Export Höchstwerte, und die 37 Millionen touristischen Übernachtungen markieren einen neuen Meilenstein.
Indes konnte sich der Arbeitsmarkt – trotz der Auswirkungen einer alternden Bevölkerung – im Großen und Ganzen stabil halten. Die Erwerbsquote in Südtirol betrug im Vorjahr 74,2 Prozent. Dennoch zeigt sich ein leichter Rückgang bei den Arbeitskräften sowie eine Zunahme der Nichterwerbspersonen. Die Inflation zeigte sich – trotz steigender Tendenz – gedämpft. Dennoch liegt die Inflationsrate weiterhin über dem gesamtstaatlichen Durchschnitt. Somit belasten die Teuerungen die Haushalte Südtirols stärker als in anderen Gebieten Italiens.
Die Prognosen für Südtirol, ähnlich wie für die restlichen EU-Länder, sind positiv. So wird für dieses Jahr ein BIP-Anstieg von 1,2 Prozent und für das Jahr 2026 sogar von 1,3 Prozent geschätzt. Auch Österreich und Deutschland könnten 2025 nach zwei Rezessionsjahren aus den roten Zahlen emporsteigen und mit einem Anstieg von einem beziehungsweise 0,7 Prozent beim BIP rechnen. In Deutschland soll eine steigende Nachfrage nach Wohnungen und Infrastrukturen den Bausektor wiederbeleben. Die privaten Konsumausgaben sollen aufgrund des sinkenden Inflationsdrucks ebenfalls steigen. Auch in Südtirol steigen die Konsumausgaben der privaten Haushalte und kehren mit einem Zuwachs von 1,7 Prozent auf das Vorpandemieniveau zurück. Mit einem weiteren diesjährigen Anstieg von 1,5 Prozent könnte dieses Niveau sogar übertroffen werden.
Die Fülle der Analysen und Prognosen verspricht eine prosperierende Ökonomie – doch all diese Datensätze stammen aus der Zeit vor dem wirtschaftlichen Beben aus dem Weißen Haus, das die Richterskala eines jeden Ökonomen frenetisch ausschlagen ließ.
Kommentare (2)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.