„Rutschen in Rezession“
Die Ankündigung der neuen US-Zölle von Donald Trump hat in Europa eingeschlagen wie eine Bombe. Warum auch Südtiroler Global Player – trotz Werke in den USA – davon betroffen sind.
von Sylvie Debelyak
Am Mittwochabend vergangene Woche überraschte US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung der bereits länger angedrohten Zölle. Die Nachricht verbreitete sich über Nacht wie ein Lauffeuer und hinterließ wüste Empörung, ein erschüttertes Europa, einstürzende Aktienmärkte – und viele besorgte Unternehmen. Denn für diese bedeutet die Maßnahme, dass die meisten Exporte – mit wenigen Ausnahmen – aus allen EU-Mitgliedsländern in die Vereinigten Staaten mit einem Zoll von 20 Prozent belegt werden. Auch Südtiroler Global Player wie das Seilbahnunternehmen Leitner AG/SpA aus Sterzing oder das weltweit bekannte Lebensmittelproduktionsunternehmen Dr. Schär AG aus Burgstall sind davon betroffen – trotz ihrer Werke in den USA.
„Trumps Zölle haben unmittelbare Auswirkungen auf all jene Unternehmen, die in die USA exportieren, und auf alle, die an dieser Lieferkette hängen“, macht Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen, deutlich. Laut einem aktuellen WIFO-Report entfällt der größte Exportanteil aus Südtirol auf Metalle und Metallprodukte, Nahrungsmittel und Getränke sowie Maschinen und Anlagen. „Die ökonomische Logik hinter dieser Maßnahme ist mir fremd. Die Dimension dieser Zölle ist einfach zu hoch. Damit rutschen wir alle in eine Rezession“, ist Aberer überzeugt.
Obwohl einige Südtiroler Unternehmen Produktionsstandorte in den USA betreiben – darunter bekannte Firmen wie die Durst Group, Dr. Schär, Fercam AG, Leitner AG, Loacker AG, Stahlbau Pichler, Rothoblaas S.r.l. und Technoalpin AG – und dies ihnen eigentlich eine bessere Ausgangslage verschaffen sollte, sind auch große Südtiroler Global Player von den hohen US-Zöllen betroffen.
„Der Trend, dass die Produktion in den USA immer wichtiger wird, hat sich bereits seit Jahren abgezeichnet. Dass wir nun einen Großteil der Seilbahnanlagen, die wir herstellen, direkt in Amerika produzieren, bietet uns angesichts der aktuellen Zölle sicherlich eine gewisse Absicherung“, erklärt Maurizio Todesco, Pressesprecher der Leitner AG. Allerdings stammen nach wie vor viele Zulieferteile aus Europa, die ebenfalls mit Zöllen belegt sind.
Auch das Unternehmen Dr. Schär ist in den USA vertreten und stellt sich bereits auf die veränderte Situation ein, denn auch sie sind trotz allem von den Zöllen betroffen: „Wir importieren die Fertigprodukte nach wie vor aus Europa, ebenso wie Dienstleistungen, Halbfertigprodukte und Rohstoffe“, erklärt CEO Hannes Berger. Dennoch scheinen sie sich nicht in einer allzu unglücklichen Lage zu befinden, wie er einräumt: „Wir sind sicherlich nicht so stark davon betroffen wie andere Firmen – dass wir schon seit Jahren in Amerika direkt produzieren, kommt uns jetzt natürlich unter diesen Bedingungen zugute. Wir befinden uns daher in einer besseren Position, aber noch lange nicht in einer idealen.“
Die Aussichten auf eine gut florierende Wirtschaft scheinen im Moment also bei Südtirols Unternehmen eher gedämpft zu sein. „Die Zölle werden in der Wirtschaft die Inflation beflügeln, die Löhne werden steigen, und das alles wird sich auf höhere Preise auswirken. Es wird allerdings sicherlich von Branche zu Branche Verschiebungen geben – und es wird Gewinner und Verlierer geben“, ist Berger jedenfalls überzeugt. Umso wichtiger sei es, zunächst die Verhandlungsgespräche zwischen der EU und der US-Regierung abzuwarten.
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