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„Müssen die Löhne anheben“

Alexander von Walther (Foto: sh.asus)

Immer mehr junge, kluge Köpfe kehren Südtirol den Rücken. Alexander von Walther, Vorsitzender der Südtiroler HochschülerInnenschaft, über das Phänomen des Brain Drain – und wie er die Stimmung unter den Studierenden erlebt.

TAGESZEITUNG: Herr von Walther, laut den neuesten ISTAT-Daten ist Südtirol die Region mit der höchsten Auswanderungsquote Italiens. Woran liegt das?

Alexander von Walther: Natürlich ist Südtirol als Grenzregion stärker von Abwanderung betroffen als vielleicht eine südlichere Region, die nicht an einen Nachbarstaat grenzt. Zumal wir als sprachliche Minderheit immer schon einen großen Austausch mit dem deutschsprachigen Ausland gepflegt haben. Aber auch hausgemachte Probleme, wie die niedrigen Löhne sowie die hohen Wohn- und Lebenshaltungskosten, tragen dazu bei.

Besonders auffällig ist, dass vor allem junge Menschen die Region verlassen – und jeder dritte von ihnen besitzt einen Hochschul- oder Universitätsabschluss. Warum kehren so viele Absolventen nach ihrem Studium Südtirol den Rücken?

Nach einem Studium im Ausland hat man sich über die Jahre hinweg natürlich eingelebt. Da liegt es nahe, dass man an diesem Ort auch das erste Jobangebot erhält. In den allermeisten Fällen sind diese Berufe dann auch noch besser bezahlt als in Südtirol, beispielsweise in Deutschland oder Österreich – und dann bleibt man eben dort. Zudem sind die Lebenshaltungskosten da in der Regel auch verhältnismäßig erschwinglicher.

Wie nehmen Sie die Stimmung unter den Studierenden wahr? Gibt es eine allgemeine Unzufriedenheit, die diesen Trend begünstigt?

Ich glaube nicht, dass es eine generelle Unzufriedenheit gibt. Wir haben heute alle unglaublich viele und tolle Möglichkeiten, Dinge zu lernen, interessante Menschen und Orte kennenzulernen etc. Was man aber schon in vielen Gesprächen mit Südtiroler Studierenden merkt, ist, dass sich viele eine Rückkehr aus Kostengründen nicht vorstellen können. Wer nichts an Immobilien erbt, tut sich sehr schwer, mit den Einstiegsgehältern in Südtirol über die Runden zu kommen. Und so bleiben viele eben im Ausland, obwohl sie vielleicht gerne zurückkehren würden.

Man hat den Eindruck, dass Studierende, die in Innsbruck studiert haben, eher in ihre Heimat zurückkehren als jene, die ihren Abschluss in Wien gemacht haben.

Ich denke, dass die Studierenden in Innsbruck – das merke ich auch bei mir selbst – einfach aufgrund der Nähe schon während des Studiums eine engere Verbindung nach Südtirol haben und öfter hier sind als z.B. Studierende in Wien. So ist eine Rückkehr in diesen Fällen vielleicht auch naheliegender.

Welche Maßnahmen müssten umgesetzt werden, um diese Abwanderung einzudämmen?

Man muss vor allem bei den hohen Mieten und den niedrigen Löhnen ansetzen. Dann kommen die Leute auch zurück. Oft wird ja behauptet, wir müssten unbedingt große Unternehmen ansiedeln, die würden dann die Leute aus München, Wien usw. zurückholen. Ich denke aber, es wäre viel einfacher, die Löhne anzuheben und die Lebenshaltungskosten zu senken. Ich bin überzeugt, dass dann viele von alleine wiederkommen.

Glauben Sie, dass dieser Trend überhaupt noch gestoppt werden kann?

Das glaube ich schon. Wir Südtiroler sind, auch durch die vielen Dinge, die bei uns gut laufen, sehr heimatverbunden. Nach einigen Jahren im Ausland können sich sicher viele eine Rückkehr vorstellen. Nur müssen eben die Rahmenbedingungen stimmen.

Interview: Sylvie Debelyak

 

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