Die Podcaster
Herrlich ehrlich und ganz ohne Scham: Mit ihrem Podcast „Drama, Tea & Therapy“ haben die Südtiroler Julia Staffler, Victoria Plank und Simon Öhler den Ö3-Podcast-Award als beste Newcomer gewonnen.
TAGESZEITUNG: Frau Staffler, Frau Plank und Herr Öhler, herzlichen Glückwunsch zum Ö3-Podcast-Award als beliebteste Newcomer! Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Simon Öhler: Danke! Wir freuen uns enorm, dass wir diesen Award mit nach Hause nehmen konnten – die Überraschung war sehr groß, damit haben wir nicht gerechnet. Schon dafür nominiert worden zu sein, war eine riesige Ehre, und jetzt auch noch gewonnen zu haben, ist einfach unglaublich. Mit einem Podcast im Südtiroler Dialekt die größte Podcast-Auszeichnung Österreichs zu gewinnen, klingt wie ein Traum, der für uns jetzt zur Realität wurde. Dementsprechend waren auch meine Emotionen in dem Moment: Ich hätte schreien, weinen, lachen – alles gleichzeitig – können.
Sie sind die ersten Südtiroler, die diesen Preis gewinnen. Sind Podcasts hier bei uns noch nicht so weit verbreitet?
Julia Staffler: Doch, auf jeden Fall! Es gibt einige sehr gute und erfolgreiche Südtiroler Podcasts. Wir hatten jedoch das „Glück“, dass Simon in Wien lebt und dort arbeitet – und somit der Podcast zum Teil in Österreich produziert wird, was eine der Voraussetzungen für die Nominierung war.
Am 21. November 2024 ging die erste Folge Ihres eigenen Podcasts online. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Victoria Plank: Da Simon ja in Wien lebt, sehen wir uns nur selten persönlich. Im September 2024 war er zu Besuch, und wir saßen den ganzen Nachmittag bis spät abends zusammen und haben uns mal wieder ausgetauscht. Dann fiel der Satz: „Wir haben uns so viel zu erzählen – wir könnten einen Podcast starten.“ Und es war nicht das erste Mal, dass wir uns das gedacht haben. Immer wieder ging es in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen um dieses Thema. Nur, dass wir es dieses Mal wirklich in die Hand genommen und angefangen haben, unsere Gespräche aufzunehmen. Die erste Folge haben wir dann vorerst Freunden und Familie zugeschickt, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. Das Feedback war gut, und wir haben diese Folge dann auch hochgeladen.
Jede Woche erscheint eine neue Folge – bringt das auch Druck mit sich?
Julia Staffler: Nein, im Gegenteil. Wir sind nun jede Woche gezwungen, miteinander zu reden (lacht). Ich glaube bzw. hoffe, dass uns nie die Gesprächsthemen ausgehen werden – dafür reden wir alle zu gern und vor allem viel. Und wenn mal eine Woche weniger spannende Sachen passieren, reden wir über Dinge, die uns sonst so beschäftigen. Wir sprechen etwa über Trends, unsere Unsicherheiten oder auch gerne über unsere Vergangenheit.
Sie bezeichnen Ihren Podcast als „Laber-Podcast“. Was meinen Sie damit?
Julia Staffler: Wir reden über Dinge, die uns einfach in den Kopf kommen. Wir haben kein Skript – jeder von uns teilt lediglich den anderen mit, für welche Kategorie er etwas bereithält, das war’s. Und dann kann es schon mal passieren, dass wir etwas sagen, bevor wir überhaupt genauer darüber nachdenken. Aber genau das macht uns, denke ich, authentisch und witzig.
Sie nehmen kein Blatt vor den Mund und sprechen auch Tabuthemen an. Welche zum Beispiel?
Simon Öhler: Alle Themen, die für die meisten Menschen mit Scham behaftet sind – wie zum Beispiel der Besuch beim Gynäkologen oder Urologen, Gewichtsprobleme oder Essstörungen. Aber auch ganz banale Sachen, wie dass man sich ordentlich waschen muss und keine Seife im Intimbereich benutzen sollte.
Südtirol gilt oft als eher konservativ. Und dennoch sprechen Sie die Dinge auf eine ungeschönte Weise offen und ehrlich an – was wollen Sie damit bewirken?
Simon Öhler: Südtirol ist in vielerlei Hinsicht sehr konservativ, aber das muss nicht für immer so bleiben. Wir möchten ganz bewusst Grenzen austesten, da es wichtig ist, mit der Zeit zu gehen und nicht stehen zu bleiben. Vor allem sind wir davon überzeugt, dass Menschen frei leben dürfen. Uns ist es wichtig, einen Teil dazu beizutragen, Südtirol offener zu machen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass moderne, offene Themen nicht immer schlecht sind, sondern sich auch gut mit den Südtiroler Traditionen vereinbaren lassen – und sie nicht ausschließen.
Sie haben alle drei ganz gewöhnliche Jobs, doch so ein Podcast ist bestimmt viel Zeitaufwand. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Victoria Plank: Es macht uns einfach Spaß. Unsere eigene Plattform zu haben, auf der wir unsere Ansichten teilen und Menschen unterhalten können, ist unfassbar schön – und dafür nimmt man sich gerne die Zeit, auch wenn die Freizeit manchmal darunter leidet.
Ist das jetzt der Start einer großen Podcast-Karriere? Oder bleibt es ein Herzensprojekt für Sie und Ihre Zuhörerinnen und Zuhörer?
Julia Staffler: Es war nie geplant, damit erfolgreich zu werden. Es ist unser Hobby – wir machen das gerne und vor allem mit Leichtigkeit. Und diese Leichtigkeit sollte bei einem Hobby nie verloren gehen, auch in Zukunft nicht.
Interview: Sylvie Debelyak
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