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„Bemerkenswerte Amnesie“

Die SVP Nals will sich die Kritik von Nals Aktiv, einen intransparenten Grundsatzbeschluss zum Umbau der Grundschule durchgeboxt zu haben, nicht gefallen lassen. Sie wirft der Liste skurrile Verzerrungen und gezielten Populismus im Auge des Wahlkampfs vor.

von Christian Frank

Der Grundsatzbeschluss zur Erweiterung der Grundschule in Nals, welcher sich auf eine Summe von 4,6 Millionen Euro beläuft, ließ bei der Liste Nals Aktiv die Wogen überlaufen. Sie warf daraufhin der regierenden SVP vor, intransparent gehandelt und sie mit dem Vorhaben völlig überrumpelt zu haben.

„Hier wird versucht, Wahlkampf zu machen. Die Schule ist aber zu wichtig, um damit Wahlkampf zu betreiben. Hier wird nicht bloß dem zukünftigen Gemeinderat einschneidend vorgegriffen, sondern auch ein gutes Stück des derzeitigen Rates bei der Mitgestaltung außen vorgelassen“, lautete das Urteil des Nals-Aktiv-Bürgermeisterkandidaten Joachim Mair.
Diese Anschuldigung will sich die SVP nicht bieten lassen und holt zum Gegenschlag aus.

„Wenn der Wahlkampf ‚wütet‘, dann leidet offenbar nicht nur der Ton, sondern auch das Gedächtnis. Anders lässt sich die Kritik von Nals Aktiv nicht erklären – sie ist eine Mischung aus selektiver Erinnerung, skurrilen Verzerrungen und gezieltem Populismus“, poltert es von der SVP-Liste. Sie macht darauf aufmerksam, dass bereits zu Beginn der nun auslaufenden Legislatur im Jahr 2022 SVP-Gemeindereferentin Angelika Ebner öffentlich darauf hingewiesen habe, dass die demografische Entwicklung spätestens im Schuljahr 2027/28 einen ersten zusätzlichen Klassenraum erfordert und ein Zubau der Schule nötig ist. In die Prognose flossen die meldeamtlich erfassten Geburten von Nals ein; beobachtet wurden auch die Geburtenraten des Tisner Ortsteils Schernag und die Zuzüge in die neu erbauten Mehrfamilienhäuser.

„Es folgte ein vorbildlicher, vom Sommersemester 2023 bis zum Wintersemester 2023/24 dauernder partizipativer Prozess, begleitet von der Fakultät für Architektur der Universität Innsbruck. Professorin Judith Prossliner, Professor Eric Sidoroff, Architekt Felix Perasso und Josef Watschinger, der sich als Pädagoge und ehemaliger Schuldirektor viele Jahre mit dem Zusammenwirken von Architektur und Didaktik befasst hat, begleiteten das Vorhaben“, schildert die SVP-Liste. Auch 19 Studierende waren eine Woche lang in der Gemeinde vor Ort und beschäftigten sich intensiv mit dem historischen Gebäude für ihre Bachelorarbeit.

Die SVP spricht von zahlreichen Workshops und einem intensiven Austausch zwischen Studenten, Professoren, Schulkindern, Lehrpersonal, Eltern und Gemeindereferenten.
In einem zweiten Schritt planten dann die Architekten gemeinsam mit den Professoren an der Universität weiter.

„Die verschiedenen Raumprogramme und Entwurfskonzepte wurden im Februar 2024 in Nals, auch in Anwesenheit von Vertretern der Bürgerliste Nals Aktiv, der Öffentlichkeit vorgestellt und halfen bei der Entscheidungsfindung, wie unsere Grundschule sich weiterentwickeln kann und soll“, so die SVP. Sie merkt darüber hinaus an, dass der Gemeinderat von Nals Aktiv, Christian Schweigkofler, damals sogar das Projekt voll Pathos lobte und von einem „in Nals noch nie dagewesenen, einzigartigen partizipativen Prozess“ sprach.

Für die SVP-Liste ist die Kritik deshalb nicht nachvollziehbar und kontert: „Wer heute von Überrumpelung spricht, war entweder nicht aufmerksam oder will bewusst täuschen.“
Weiters beanstandet die SVP, dass während dieses langen Prozesses die SVP-Gemeindereferentin Angelika Ebner in nicht weniger als zehn Gemeinderatssitzungen über den Stand des Projektes berichtete – drei Mal in einer Bürgerversammlung, immer in Anwesenheit von Mitgliedern der oppositionellen Dorfliste.

„Alle Stakeholder hatten die Möglichkeit, sich in den Workshops zu beteiligen, und die gesamte Dorfbevölkerung konnte sich in zwei Ausstellungen von dem Fortschreiten der Arbeit ein Bild machen. Auch im ‚Nalser Dorfbattl‘ vom Mai und vom September 2023 wurde jeweils ein zweiseitiger Bericht veröffentlicht. Das alles kann man nicht einfach ignorieren, nur weil man es politisch gerade gut gebrauchen kann“, echauffieren sich die SVP-Vertreter.

Am 17. März 2025 stellte schließlich der beauftragte Architekt das Raumprogramm und die Kostenschätzung im Gemeinderat vor. Es kam zu keinem Dringlichkeitsbeschluss, betont die SVP-Liste, sondern zu einem „transparenten Grundsatzbeschluss“. Dieser basierte auf den Grundlagen der Schulbaurichtlinien und des Organisationskonzeptes der Schule.

Auch den Vorwurf der oppositionellen Liste, es mangle an den Finanzressourcen, weist die SVP von sich und beteuert, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen völlig klar sind: „Gemeinden können entweder mit einem Projekt zur technisch-wirtschaftlichen Machbarkeit oder mit einem Ausführungsprojekt um einen Landesbeitrag ansuchen. Wer – wie die Gemeinderäte von Nals Aktiv – gegen die Erstellung einer solchen Machbarkeitsstudie ist, verhindert genau das: eine verbindliche Zusage für einen Investitionsbeitrag des Landes.“
Für die SVP ist das Gebaren der Bürgerliste ein Beleg, dass es ihr nicht wirklich um die Schule, sondern vor allem um Polemik geht.

„Die ständige Wiederholung der Unwahrheit, man sei ‚überrumpelt‘ worden, sagt weniger über den Ablauf des Projekts als über die Arbeitsweise mancher Oppositionspolitiker aus. Wer jahrelang mit am Tisch sitzt, inhaltlich eingebunden ist, regelmäßig informiert wird und sich nun plötzlich ‚überfahren‘ fühlt, offenbart eine bemerkenswerte Amnesie oder eine bewusste Strategie“, rügt die SVP-Liste.

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