Ohne zuviel Schmalz

Dag Johan Haugerud ist in Bozen, begleitet die Filme und kommt heute um 17h ins Luna zum Gespräch
So langsam geht es dem BFFB-Ende zu. Ein Teil der Preise ist vergeben, der Rest kommt morgen. Derweil gibt’s noch Filme, Talks und Get-Togethers, die Essenz eines Festivals also.
Von Renate Mumelter
Ein Mann im rosa Shirt sitzt da, und die Urologin erklärt ihm, dass er Prostatakrebs hat. So beginnt „Love“, der erste Film von Dag Johan Haugerud aus der Trilogie „Oslo Stories“. In „Love“ geht es um den Tod und es geht um mögliche Einbußen bei der Libido, es geht aber auch um die Urologin, die diese Befunde mitteilt, und es geht um einen homosexuellen Krankenpfleger, der gern die Fähre benutzt. Es geht um Liebe und noch viel mehr, und das macht den Film aus, der trotz der Thematik nie schwer wird.
Wie er das macht und warum genau auf diese Art, wird Regisseur Haugerud heute um 17h beim Talk im Bar Luna wohl selber erklären, eine besondere Gelegenheit also, mit dem Gewinner des Goldenen Bären ins Gespräch zu kommen. Der Norweger ist nicht nur Regisseur sondern auch Schriftsteller. Er hat vier Romane veröffentlicht, und er ist Bibliothekar an der Norwegischen Musikhochschule. Für „Drømmer“ bekam Haugerud den Goldenen Bären in Berlin, und in Bozen gibt’s jetzt alle drei Filme, eine sehr gute Gelegenheit. Nach „Love“, der bereits lief, heute „Dreams“ (21h) und morgen „Sex“ (18h). Immer geht es um die Beziehungen zu anderen Menschen und um das Überdenken eingefahrener Muster, alles unterhaltsam vermittelt in einer einfühlsamen Filmsprache.
Die Badmintoner
Vorgestern stand einer auf der Bühne, der erwähnenswert ist, der Regisseur Christian Petzold, der den BFFB Ehrenpreis für eine herausragende Filmkarriere entgegennahm. Viele von Petzolds Filmen waren schon Bozen zu sehen, nicht zuletzt „Roter Himmel“, der so subtil von unserer unsicheren Zukunft erzählt. Das Highlight des Abends war die Kombi Preisträger/Laudator, denn letzterer war extra von Berlin angereist, ohne dass dies der Geehrte mitbekommen hatte. Nicht einfach, denn die beiden sind befreundet und hatten sich erst vor ein paar Tagen wie üblich zum Badminton getroffen. Bei der Gelegenheit hatte Petzold dem Körte erzählt, dass er nach Bozen fahre, und dieser fragte ihn so als ob er nichts wüsste, was er dort mache. So zumindest wurde alles auf der Bühne erzählt.
In der aufschlussreichen Laudatio sagte Körte über Petzold: „Er hasse Filme, hat er mal gesagt, die sich ranschmeißen an die Zuschauer, die anschaffen gehen. Das bezieht sich zum einen auf das Protzen mit Production Values, aber vor allem auf ein zufälliges, visuell und erzählerisch denkfaules Kino.“ Die zwei Badmintoner ergaben ein sympathisches Team ohne zuviel Schmalz, das bei Ehrungen immer meint, dabei sein zu müssen.
In Bozen waren 3 Petzold-Filme zu sehen, genauso wie von Alba Rohrwacher, die ihren Preis allerdings nur online entgegennehmen konnte.
Tipps für heute
- 30h Letzte Gelegenheit für Lehrpersonen, sich ein Bild von LiLi zu machen, heute mit „Last Swim“
- 30h „Viet and Nam“, ein Wettbewerbsfilm, der viel mit Kohle und Wasser zu tun hat
- 17h Get together mit Dag Johan Haugerud, Bar Luna
- 30h „Mond“, ein Wettbewerbsfilm, der in den Nahen Osten geht. Florentina Holzinger bekam bei der Diagonale den Schauspielpreis für ihre Rolle
- 21h „Dreams“ von Dag Johan Haugerud
- 15h, ein Wettbewerbsfilm, der zur Zeit des Faschismus in Sardinien spielt und mit schwarzweißer Animation arbeitet. Giovanni Columbu, der Regisseur, Künstler und politisch Aktive wird dabei sein.
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