„Bereitet uns große Sorgen“
Donald Trumps Zollhammer erschüttert die Weltwirtschaft– und auch hierzulande macht sich Sorge breit. Nichtsdestotrotz bleiben die Stimmung und Zuversicht unter Südtirols Arbeitnehmern ungebrochen positiv.
von Christian Frank
Das jüngste AFI-Barometer hätte bis vor Kurzem lediglich ein mildes Lüftchen Richtung Aufschwung beleuchtet. Die Zinsen sinken, die Inflation tut es ihnen gleich und soll in Italien laut Prognosen auf 1,7 Prozent landen. Gemeinsam mit der Stabilität des Arbeitsmarktes gab Europas Wirtschaft den Eindruck eines stabilen Wirtschaftsauftaktes im ersten Quartal. Bis vor Kurzem waren auch die Börsen weltweit im Höhenflug, ein jeder Aktienindex saftig grün.
Südtirol konnte trotz schwieriger Konjunktur ein schwaches viertes Quartal 2024 mit einem Plus von 3,2 Prozent im Export und 5,1 Prozent im Import bewenden. Auch die Beschäftigungsdynamik nahm um 1,7 Prozent zu, wenngleich sich unheilvolle Vorboten abzeichnen lassen – etwa ein 40-prozentiger Zuwachs an beantragten Stunden bei der Lohnausgleichskasse im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr sowie der allmähliche Schwund des Arbeitskräftepotenzials aufgrund der zunehmenden Pensionierungen.
Kurz gesagt: wenig aufregende ökonomische Entwicklungen mit Anlass zu seichtem Optimismus – Musik in den Ohren der Wirtschaft. Doch ehe AFI-Direktor Stefan Perini die Zahlen zum Besten geben konnte, änderte ein Mann jenseits des Atlantiks das gesamte Wirtschaftsklima. Wirtschaftstreibende hätten sich wohl einen überzogenen Aprilscherz erhofft, als US-Trump mit extravagant kolorierten Tafeln am 1. April den Zollhammer für beinahe den gesamten Globus präsentierte. Europa treffen Zölle in Höhe von 20 Prozent, Italiens Ministerpräsidentin chartert bereits den Flieger, um Trump zu besänftigen. Noch zuvor verkündet der US-Präsident ein Moratorium von 90 Tagen – außer für China, dort steigen die Zölle auf über 100 Prozent. Europa holt zum Gegenschlag aus. Ein Wirtschaftsthriller – und die Aktienkurse schwingen volatil in Sinuslinien. Die prognostizierte Stabilität scheint dahin.
„Der neue kalte Wind, der aus den USA herüberweht, bereitet uns große Sorgen. Wir müssen leider feststellen, dass die kommenden Monate für uns besonders herausfordernd sein werden“, bangt Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof. Erste Wirtschaftsinstitute haben bereits die Wachstumsrate für 2025 um rund einen halben Prozentpunkt nach unten revidiert.
„Kurzfristig brechen, wie wir gerade beobachten können, die Börsenmärkte ein, es wird ein Handelskrieg mit Gegenzöllen geführt, und Neuaufträge werden zurückgehen“, so Perini. Mittel- und langfristig prognostiziert der AFI-Direktor steigende Produktionskosten, da sich durch die erhöhten Importpreise die Rohstoffe verteuern und eine Rezessionsgefahr aufgrund sinkender Unternehmergewinne und rückläufiger Investitionen. Auch tiefgreifende strukturelle Umbrüche in der Industrie hält er für wahrscheinlich, da sich ganze Sektoren neu ausrichten könnten…
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