Widerspenstig

„Happyland“: Drehort am Wasser der Donau
Evi Romens „Happyland“ ist nur heute zu sehen. Welche Rätsel der Film aufgibt, und warum sich ein Besuch auszahlt.
Von Renate Mumelter
Manchmal lohnt es sich, ein zweites Mal hinzuschauen. So ist es mir mit Evi Romens „Happyland“ ergangen. Nach „Hochwald“ (2020) ist das ihr zweiter langer Spielfilm, und der ist heute nur ein einziges Mal beim BFFB zu sehen (16h). Kinostart hat er dann im Juni, auch nicht gerade günstig.
„Tornerò“ von Santo California
„Happyland“ wollte mich nicht recht an sich heran lassen, und das ist eigentlich nur konsequent, denn genau davon erzählt der Film, von dem Fremd-Sein, das auch in dem, was sich Heimat nennt, vorkommen kann, und von dem Fremd-Sein in sich selbst.
Helen(e) ist Musikerin und hat Karriere in England gemacht, bis dann irgendwann nichts mehr ging. Ausgerechnet mit dem Song „Relax Baby, Be Cool“, einer Hommage an Serge Gainsbourg flog sie im Londoner Studio raus, und dieser starke Song ist das Intro zum Film wie überhaupt die Musik eine starke Protagonistin ist. Nicht umsonst bekam Dorit Chrysler den Diagonale Preis für die beste Filmmusik. Der Musik kommt ständig eine wichtige Rolle zu, auch ganz am Ende, wo Helene und Tom Santo Californias „Tornerò“ dem Jahr 1974 anhören. Früher hatten Helene und Tom in derselben Band gespielt, und sie waren ein Paar. Das Wiedersehen nach so vielen Jahren ist belastend für beide Seiten. Nicht umsonst lässt Kameramann Martin Gschlacht Helenes ehemalige Bandkollegen fast wie Zombies wirken, als sie wieder mit ihr zusammentreffen.
Hauptdarstellerin Andrea Wenzl spielt ihre Rolle widerspenstig und unkommunikativ, sie ist genau so unkommunikativ wie ihre Mutter, die Happyland-Betreiberin mit Country-Schlagseite, gespielt von Michaela Rosen. Helen hilft im Happyland aus. Zu sagen haben sich Mutter und Tochter nicht viel. Mit dem Reden scheint niemand große Freude zu haben, auch das macht den Film borstig. Joe, eine märchenhafte Gestalt, jung und hübsch, die am Donauufer in den Bäumen herumturnt und auf einem weißen Schimmel reitet, schweigt auch eher. Mit ihm kommt Helen(e) fast ins Gespräch, auch wenn der junge Adonis geheimnisvoll bleibt. Ohne zu spoilern: der Schluss ließ mich an griechische Klassiker denken.
Die Kraft der Bilder
Nicht unerheblich ist die Rolle, die Martin Gschlacht bei „Happyland“ spielt. Der Kameramann bringt die feinen Nuancen ins Bild, gibt der traurigen Erzählung etwas Poetisches, lässt in die Bilder fallen. „Beim ersten Film hat mich die Heimat interessiert, aus der man stammt, nun beim zweiten Film, die Heimat, die man sich ausgesucht hat“, sagt die Boznerin, die in Wien lebt und sich in der Freizeit viel in der Gegend um Klosterneuburg aufhält, wo sie gedreht hat. Es sein „Menopausenfilm“ sagte sie in einem Interview, der sich mit der Lebensphase befasse, in der es auch Blicke zurück gibt und in der die Entscheidungen der Vergangenheit nicht mehr verändert werden können.
Tipps
- Taiwan rückt heute noch einmal in den Mittelpunkt und zwar mit einem Klassiker sozusagen, „Millennium Mambo“ von Hou Hsiao-hsien aus dem Jahr 2001.
- Get together zum Focus Taiwan mit Stefano Centini und 3 Gästen aus Taiwan um 17h im Bar Luna
- In der Reihe Local Heroes im Waag sind heute die Kurzfilme „Scosse“, „Pygmalia“, „I saw you dancing“ und „Nura“ an der Reihe (19h), in denen es um die Themen Gewalt, autrakes Leben, den Blick durch die Fenster und einen Marmorblock geht.
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