Tschüss, Italien

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Es wird nicht besser: Italien verabschiedet sich immer mehr von seiner Jugend, während die Zahl der ausländischen Staatsbürger wächst. Trauriger Spitzenplatz: Südtirol.
von Sylvie Debelyak
Einmal mehr beweist Italien, dass die Abwanderung junger Fachkräfte zu einem immer größeren Problem wird – und legt nun mit den Daten einer jüngsten ISTAT-Erhebung die Faktenauf den Tisch. Das Ergebnis: Dramatisch.
Im Zeitraum zwischen 2022 und 2024 sind fast eine halbe Million Italiener ausgewandert. Laut dem nationalen Statistikinstitut hat die Abwanderung allein im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr italienweit um 20 Prozent zugenommen. Während 2023 noch 158.000 Menschen das Land verließen, stieg diese Zahl innerhalb eines Jahres auf knapp 191.000 und erreicht damit den höchsten Wert seit Beginn des neuen Jahrtausends. Besonders auffällig ist der starke Zuwachs bei den italienischen Staatsbürgern: 156.000davon waren Italiener, die ins Ausland gingen, was einen Anstieg von 36,5 Prozent darstellt. Die bevorzugten Zielorte sind dabei Deutschland mit 12,8 Prozent, Spanien mit 12,1 Prozent und Großbritannien mit 11,9 Prozent.
Die Abwanderung betrifft vor allem junge Menschen: Ein Drittel der Auswanderer ist zwischen 25 und 34 Jahre alt. Zudem verfügt jeder Dritte über einen Hochschul- oder Universitätsabschluss. Besonders stark ausgeprägt ist dieses Phänomen in den Grenzprovinzen, wie aus einer Liste der Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore hervorgeht. Insgesamt gehören fünf Grenzprovinzen zu den ersten zehn der Rangliste der Auswanderung ins Ausland – angeführt von Bozen. Laut den aktuellen Zahlen wanderten im vergangenen Jahr pro 1.000 Einwohner 18,4 Personen aus Südtirol ab. Das sind 1,3 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Auch Imperia (Platz 2), Triest (Platz 4), Como (Platz 6) und Sondrio (Platz 10) reihen sich in diese Liste ein. Vor allem Faktoren wie niedrigere Steuersätze, günstigere Mieten und geringere Studiengebühren scheinen diesen Trend zu begünstigen.
Gleichzeitig sinken in ganz Italien die Geburtenzahlen kontinuierlich, was dazu führt, dass das Land eine erhebliche Zahl an eigenen Bürgern verliert, während die Zahl der ausländischen Staatsbürger zunehmend wächst. Denn interessant ist auch, dass gleichzeitig der Erwerb der italienischen Staatsbürgerschaft zugenommen hat. So wurden im vergangenen Jahr 217.000 Staatsbürgerschaften an ausländische Bürger mit Wohnsitz in Italien vergeben, was den bisherigen Rekord von 214.000 aus dem Jahr 2023 übertrifft. Die meisten neuen Italiener stammen dabei aus Albanien, gefolgt von Marokko und Rumänien.
Das Interview mit Alexander von Walther, Vorsitzender der Südtiroler HochschülerInnenschaft, lesen Sie in der heutigen Print-Ausgabe.
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