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Südtirols Gülleproblem

Foto: lpa/IDM/Marco Parisi

Während Südtirols Vieh- und Milchwirtschaft mit Gülleüberschüssen kämpft, importiert der Obstanbau jährlich tausende Tonnen an Dünger. Landtagsabgeordneter Andreas Leiter Reber will nun den Nährstoffkreislauf schließen.

von Christian Frank

Dem Landtagsabgeordneten der Freien Fraktion, Andreas Leiter Reber, steht die Gülle bis zum Hals. Leiter Reber zufolge herrscht in Südtirol ein frappierendes Ungleichgewicht des Gülle-Düngerverhältnisses, welches auf eine bislang nichtexistente Zusammenarbeit der Sektoren der Vieh- und Landwirtschaft mit dem Obstanbau zurückzuführen sei.
„Während der Gülleüberschuss der Südtiroler Viehwirtschaft ein zunehmendes Problem für Landwirte und Umwelt wird, muss die Obstwirtschaft Tausende Tonnen Mineraldünger importieren“, so Leiter Reber.


Gülle wird im ökologischen Diskurs zusehends negativ konnotiert. Ein eklatanter Gülleüberschuss auf Wiesen und Feldern führt auf lange Sicht zu erhöhten Nitratwerten im Grundwasser und stellt eine besondere Belastung für die sensiblen Natura-2000-Gebiete dar. Vor allem die Milch- und Tierwirtschaft zeigt sich dafür verantwortlich.
„Die Anreicherung im Gewässer sorgt hierzulande immer wieder für Probleme – man nehme Bruneck als Beispiel. Trotz des zurecht kritisierten Phänomens der Überdüngung ist und bleibt Gülle jedoch ein wertvoller Rohstoff, ohne den die Landwirtschaft weltweit nicht wie gewohnt funktionieren und die Weltbevölkerung nicht in diesem Maße ernährt werden könnte“, konstatiert Leiter Reber.


Die drastischen Realitätsunterschiede, denen sich die beiden Sektoren jedoch gegenübersehen, kann der Abgeordnete nicht nachvollziehen: „Selten zeigt sich die Nährstoff-Problematik auf einer so kleinen Fläche so unterschiedlich wie in Südtirol.“


Genau in dieser Diskrepanz sieht der Landtagsabgeordnete jedoch eine Chance. Des einen Leid könnte laut Leiter Reber des anderen Freud werden.
„Südtirols Obstanbau ist seit Jahrzehnten auf den Import von Nährstoffen, meist in Form von stickstoffhaltigen Mineraldüngern, angewiesen“, zeigt sich Leiter Reber überzeugt – auch wenn ihm das Land keine Auskunft über die tatsächliche Menge an importiertem Kunstdünger geben konnte – für den Abgeordneten ein Eklat an sich.
Eine Hochrechnung anhand des vorliegenden Bedarfs soll jedoch ein Verhältnis schaffen.


„Die jährlich durchschnittlich notwendige Stickstoff-Erhaltungsdüngung für eine mehrjährige Apfelanlage, in Abhängigkeit mehrerer Faktoren, beträgt laut Auskunft der Landesregierung zwischen 20 und 80 Kilo Stickstoff pro Hektar“, so Leiter Reber.
Der Abgeordnete nimmt 50 Kilo als Mittelwert, berechnet den durchschnittlichen Stickstoffgehalt auf rund 15 Prozent und kommt schließlich auf eine Importmenge von satten 5.000 Tonnen pro Jahr.


Leiter Reber sieht die Möglichkeit, die überschüssige Gülle aus der Vieh- und Landwirtschaft der Obstwirtschaft zugutekommen zu lassen, und somit den Düngerkreislauf anzukurbeln und den Nährstoffkreislauf zu schließen.


„Es gibt in Südtirol bereits erste Versuche, den unausgeglichenen Nährstoffkreislauf auf viehhaltenden Betrieben zu verbessern“, konstatiert Reber und bezieht sich dabei auf das im Herbst 2022 lancierte Projekt des Bauernbundes namens INNONährstoffe. Dieses Unterfangen verschrieb sich der Analyse der Nutzung von organischem Dünger für Obst- und Weinbau, um den Einsatz von Mineraldünger zu reduzieren. Auch Kooperationen zwischen Obstbau- und Viehzuchtbetrieben standen bereits im Raum.
„Nach drei Jahren liegen jedoch immer noch keine Ergebnisse vor.“

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