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Darf’s etwas mehr sein…

Lokalpremiere von Carmen Trockers „Personale“ mit dem Personal auf der Bühne

Wie versprochen ein Nachtrag zur BFFB-Eröffnung samt Dank an Katja Lechthaler. Und ein kleiner historischer Exkurs.

von Renate Mumelter

Sie war mit ihren polierten Stiefeletten eröffnungslike gekleidet, durchbrach aber die steife Leere die solchen Veranstaltungen gerne anhaftet. Die Schauspielerin Katja Lechthaler moderierte locker zweisprachig. Von der Politik durfte nur der Landeshauptmann etwas sagen, und das könnte auch so bleiben. Sonst waren der Filmclub-Präsident Luigi Loddi und der künstlerische Leiter Vincenzo Bugno auf der Bühne. Es gab Dankesworte für die SponsorInnen und einzeln verpackte Loackerschnitten, die am Eingang von Frauen angeboten wurden, es gab die Vorstellung der Jury, des Programms, und es gab die Vorstellung des Teams. Alle durften kurz ins Publikum winken, ausgenommen jene natürlich, die an der Kasse oder im Vorführraum oder sonst wo fürs Festival arbeiteten. Es fielen die üblichen Stichworte wie Filmstandort Südtirol, die Filmschule ZeLIG wurde (anders als früher) auch genannt und die IDM sowieso. Kunst sei wichtig in einer Zeit, „wo die Welt verrückt spielt, e non è solo Trump“, sagte der Landeshauptmann und fügte an „Filmkunst bewegt uns“. Hoffen wir’s. Jedenfalls habe das „Publikum zugenommen“, nicht nur beim Festival sondern im Lauf des Jahres auch, erzählte Loddi. Irgendwann dazwischen piepste das Handy des Geschäftsführers Willy Theil, und Katja Lechthaler machte ihn darauf aufmerksam, dass das an einem Filmset immer die Verpflichtung mit sich bringe, eine Runde auszugeben. Daraus wurde dann doch nichts. Lechthaler gelang es mit solchen Spontanreaktionen die Gediegenheit zu brechen.

 

Zur Erinnerung

Dass es heute das BFFB gibt, hat mit vielen Menschen zu tun, die jahrelang ihr Herzblut dafür gaben. Es kann nicht oft genug daran erinnert werden, dass das alles entstand, weil es in den 1970er Jahren aus Zensur- und Zollgründen nicht möglich war, deutsche Filme zu zeigen, vor allem nicht das Autorenkino. Diese Situation und die Tatsache, dass Kino in Südtirol als Jahrmarktsspektakel gesehen wurde und nicht als Kultur, hatte zur Folge, dass über diverse Filmrunden der zunächst ehrenamtliche Filmclub entstand, immer mit Schwerpunkt deutsches Kino. Allerdings mussten die deutschen Verleiher dazu überredet werden, einen Film quasi zum Schmuggeln freizugeben. Das war einfacher, wenn sie das Kino und die Leute kannten und deshalb wurden sie ab 1987 einmal im Jahr, natürlich im Frühling, zu den Bozner Filmtagen eingeladen. Das Festival wurde über viele Jahre von Martin Kaufmann geleitet, 2012 kam Helene Christanell dazu. Sie blieb nach Kaufmanns Rückzug bis sie vor 3 Jahren an Vincenzo Bugno übergab. Seither hat das BFFB seine Schwerpunkte etwas verändert, was die einen freut, die anderen weniger. Fürs Publikum wurde es in den vergangenen Jahren offensichtlich immer schwerer, sich im großen Angebot (77 Filme) zurechtzufinden, für Profis gibt es viel bereits Gesehenes. Stimmungen halt. Das BFFB ist in der Dauer gewachsen, hat 8 Hauptsektionen, 9 Preise und 2 Ehrenpreise, nach dem Motto „absolut lokal, absolut international“, von Taiwan bis auf den Ritten also.

 

Tipps für heute

„My Boyfriend el Fascista“ (die Premiere war ausgebucht). „April“ (nur noch heute). Mohamed Rashad spricht um 17h im Luna über Contemporary Egyptian Cinema und um 18.15h läuft sein Film „The Settlement“. Christian Petzold ist mit „Transit“ da.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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