Die Operation „Leibele“
Die Finanzwache hat im Auftrag des Rechnungshofes bei der IDM Akten zum Sponsoring des FC-Südtirol beschlagnahmt. Nach einer Eingabe prüft man die Rechtmäßigkeit.
von Christoph Franceschini
Die Beamten der Finanzwache kommen gleich zweimal. Das letzte Mal vor rund zwei Wochen. Dort nehmen sie am Sitz der IDM im Auftrag der Staatsanwaltschaft am regionalen Rechnungshof Akten und Unterlagen zur Vergabe mehrere Aufträge mit. Darunter die Dokumente zum Sponsoring des Landes an den FC Südtirol.
Es ist ein Geschichte, die seit längerem nicht nur die Opposition im Landtag beschäftigt.
Das Land Südtirol finanziert mehrere Profivereine und Sportler. Seit 2023 erfolgt ein Teil dieser Finanzierungen durch Sponsorenverträge über die IDM. Etwa für die Biathletin Dorotha Wierer oder den FC Südtirol.
Zwischen der IDM und dem Südtiroler Vorzeige-Fußballklub wird 2023 eine „Sponsoringkonvention“ abgeschlossen. Der Kern der Vereinbarung: Das Land Südtirol tritt mit seinem offiziellen Markenzeichen als Sponsor für den Proficlub auf. Der Serie-B-Profiverein verwendet seitdem die Dachmarke Südtirol auf seinen Leibchen, auf allen offiziellen Ausrüstungsgegenständen, auf der Bandenwerbung im Stadion und in allen Auftritten in den Medien und den Socials. Im Vertrag sind die Verpflichtungen auf zwei Seiten genau festgehalten. Die IDM zahlt 600.000 Euro für diese Südtirol-Werbung.
Aber nicht für ein Jahr, denn der Clou des Vertrages steht im Kleingedruckten. Unter Artikel 5 findet sich ein Satz:
„Die Vereinbarung bezieht sich auf die Rückrunde der Saison 2023-2024 und endet jedenfalls am 30.06.2024.“
Das heißt: Die IDM zahlt dem FC Südtirol 1,2 Millionen Euro im Jahr. Das bestätigte dann auch der zuständige Landesrat Marco Galateo in seiner Antwort auf eine Landtagsanfrage des Team-K-Abgeordneten Alex Ploner. Die Laufzeit dieses Vertrages wurde inzwischen verlängert.
Dass sich die Staatsanwaltschaft am Rechnungshof jetzt für dieses Sponsoring interessiert, dürfte auf eine konkrete Eingabe eines Insiders zurückzuführen sein. Denn die Finanzwache hat insgesamt Akten und Dokumente zu zehn Projekten in der IDM sichergestellt.
Zur Untersuchung des FC-Südtirol-Sponsoring fällt auf, dass diese 1,2 Millionen von Anfang nicht nur politisch umstritten waren. Nach Informationen der TAGESZEITUNG hat es auch vonseiten des IDM-Gesellschafters Handelskammer mehrfach interne Kritik an diesem Engagement und seiner finanziellen Ausgestaltung gegeben.
Auch deshalb hat man sich bei der IDM doppelt abgesichert. So hat man noch vor Abschluss des Vertrages, das Kölner Unternehmen „Nielsen Sport“, eines der weltweit führendenForschungs- und Beratungsunternehmen in der Sport- und Entertainmentbranche, beauftragt den Werbewert des FC Südtirol zu ermitteln. Zudem haben „Nielsen Sport“ und das Südtiroler Unternehmen „Infojuice“, die Umsetzung des Vertrages und den Werbewert im vergangenen Jahr genaustens analysiert. Das Ergebnis: Das Sponsoring und der damit verbundene Werbeeffekt sind deutlich mehr wert als die investierten 1,2 Millionen Euro.
Vor diesem Hintergrund geht man sowohl bei der IDM als auch im Land davon aus, dass es keine mögliche Verschwendung öffentlicher Steuergelder geben kann. „Wir sind gelassen“, heißt es aus der IDM.
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