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„Zu viel Tourismus“

Foto: IDM

Im Rahmen einer für die Erstellung des Gemeindeentwicklungsprogramms (GEP) durchgeführten Befragung wünschen sich 70 Prozent der Einwohner von St. Ulrich weniger Tourismus.

Von Thomas Vikoler

Der Gemeinderat von St. Ulrich hat auf seiner Sitzung am 19. März den Entwurf für das sogenannte Gemeindeentwicklungsprogramm (GEP) nach dem Gesetz für Raum und Landschaft beschlossen.

Die Grödner Tourismusgemeinde ist damit unter den Schnellsten im Lande, das GEP muss nun von der Landeskommission für Raum und Landschaft begutachtet werden, um dann endgültig vom Gemeinderat beschlossen zu werden. Bei der Abstimmung vor knapp zwei Wochen votierten die regierende Einheitsliste und die oppositionelle SVP mit Ja, einzig SVP-Bürgermeisterkandidat Ewald Moroder (Für Südtirol mit Widmann) enthielt sich der Stimme.

Wie vorgeschrieben, wurden bei der Erstellung des Programms alle wichtigen Bereiche des Lebens in der 4.700 Einwohner großen Gemeinde analysiert, um letztlich die wichtigste Entscheidung zu treffen: Die Festlegung der Siedlungsgrenzen für das bewohnte Gebiet, innerhalb der in Zukunft allein die Gemeindeverwaltung die Hoheit.

Um die Bevölkerungsentwicklung und den entsprechenden Wohnungsbedarf laut ASTAT-Hochrechnung für die nächsten 15 Jahre aufzufangen, werden im GEP zusätzliche Flächen im Ausmaß von 6,5 Hektar vorgesehen. Das Kriterium war dabei der Anschluss an das verbaute Gebiet, die Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel und das Ansinnen, aktiven landwirtschaftlichen Betrieben möglichst wenig Flächen zu entziehen.

Was in St. Ulrich bis 2040 passieren wird, hängt wesentlich – mehr als in den meisten anderen Gemeinden – mit der Entwicklung des Tourismus zusammen. Diese war in den vergangenen zwei Jahrzehnten, jedenfalls den Zahlen nach, beeindruckend: Nächtigten im Jahre 2001 auf dem Gemeindegebiet im Jahr 478.167 Gäste, waren es im Jahre 2023 genau 765.817. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hatte sich während des Zeitraumes von 6,3 Tage auf 4,8 verkürzt. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Verkehrssituation. Die Ankünfte sind in den 22 Jahren von 75.713 auf 158.191 gestiegen.

Zugenommen hat auch die Zahl der Zweitwohnungen: Waren es im Jahre 2008 292 Wohnungen, stiegen sie bis zum Jahr 2023 auf 416. Drei Prozent der Wohneinheiten in St. Ulrich sind somit Zweitwohnungen, die Gemeinde liegt damit landesweit an 9. Stelle. An 1. Stelle liegt mit 874 die Nachbargemeinde Kastelruth, auf deren Gebiet sich die beiden geographisch zu St. Ulrich gehörenden tourismusintensiven Fraktionen Überwasser und Runggaditsch befinden.

Ganz überraschend ist deshalb das Ergebnis einer für die Erstellung des GEP durchgeführten Umfrage bei der Bevölkerung nicht.

70 Prozent der vom Unternehmen Kohl & Partner zwischen 13. Juli und 24. August 2023 befragen 621 Bürger wünschen sich weniger Tourismus, 26 Prozent gleich viel Tourismus wie damals. Der Tourismus wirke sich überwiegend positiv auf die lokale Wirtschaft und das Freizeitangebot aus, überwiegend negativ auf die Bereiche Wohnen, Verkehr und Umwelt, befanden die Befragten.

Die gesamten Unterlagen um Gemeindeentwicklungsprogramm können online von der Homepage der Gemeinde heruntergeladen werden, es ist vorgesehen, dass Einwände dagegen vorgebracht werden können.

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