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„Schaden ist nicht versicherbar“

CCTV with Blurring Building construction background

 

Der lvh warnt vor einem besorgniserregenden Anstieg von Diebstählen auf Baustellen. Besonders begehrt bei Kriminellen: Kupfer. Welches „Geschäftsmodell“ hinter diesen Taten steckt.

von Sylvie Debelyak

Wer auf einer Baustelle arbeitet, sollte in Zukunft besser darauf achten, seine Materialien sicher aufzubewahren. Denn zuletzt kam es auf Südtirols Baustellen vermehrt zu Diebstählen, wie der Wirtschaftsverband für Handwerker und Dienstleister (lvh) warnt.

Mehrere Bauunternehmen im Raum Bozen beklagen aktuell das Verschwinden von Baumaterialien, insbesondere von Kupfer. Der Rohstoff ist am Markt sehr begehrt, erzielt hohe Preise und wird auf dem Schwarzmarkt gut bezahlt, auch wenn er bereits zum Teil beschädigt ist – ein Umstand, der offensichtlich auch Kriminelle anzieht.

„Dieses Phänomen gab es schon einmal, vor rund drei Jahren, als die Materialkosten, insbesondere für Kupfer und Eisen, stark in die Höhe geschossen sind. Danach wurde es eine Zeit lang ruhig, doch nun häufen sich die Meldungen wieder“, berichtet lvh-Obmann Martin Haller.

Erst kürzlich wurden in einem Graben in der Nähe von Leifers Reste von Kunststoffisolierungen entdeckt, die eindeutig von entwendeten Elektrokabeln stammen. Die Spur deutet auf den Diebstahl von Kupferkabeln hin. Ein betroffenes Unternehmen berichtete dem lvh, dass Material im Wert von rund 10.000 Euro entwendet wurde. „Das stellt für die Firmen ein großes Problem dar, weil solche Schäden nicht versicherbar sind. In dem meisten Fällen bleiben sie deshalbauf diesen Kosten sitzen“, so Haller. Doch für die Unternehmen bedeutet es nicht nur einen erheblichen finanziellen Schaden, sondern auch eine massive Beeinträchtigung des Baustellenbetriebs. „Termine geraten in Verzug, Abläufe müssen umorganisiert werden und nicht selten führen solche Vorfälle zu längeren Stillständen“, unterstreicht der Vize-Baugruppenobmann im lvh, Markus Bernard.

Hinzu kommt, dass zuletzt sogar bereits verbautes Material wieder abmontiert und gestohlen wurde, wie der lvh-Obmann Martin Haller ergänzt. „In solchen Fällen ist es schwierig, einen Diebstahl zu verhindern, wenn ich nicht die Möglichkeit habe, die Materialien im Magazin oder in den Lieferwagen einzuschließen.“ Auf einigen Baustellen gibt es laut Haller zwar Sicherheitsdienste, doch vor allem kleinere Unternehmen verfügen nicht über diese Kapazitäten.

Um dem entgegenzuwirken, hat der lvh deshalb einen einfachen Tipp: Augen auf! „Wenn alle etwas mehr auf ihr eigenes Zeug achten – und auch auf das der anderen – dann werden diese Bandenorganisationen abgeschreckt. Es ist nämlich immer dieselbe Masche, die sie verfolgen“, ist der lvh-Obmann überzeugt. Einige Anzeigen habe es ebenfalls schon gegeben.

Neben der Forderung nach mehr Polizeipräsenz und gezielten Kontrollen auf Baustellen richtet der lvh den Appell zudem auch ganz klar an die Ankaufstellen von Metallen. Wer Kupfer und andere wertvolle Rohstoffe ankauft, trägt Mitverantwortung dafür, dass keine gestohlenen Materialien in Umlauf geraten. Eine gründliche Überprüfung der Verkäuferidentität ist dabei ebenso essenziell wie die Sensibilität für ungewöhnlich günstige oder verdächtige Angebote.

„Unsere Betriebe leisten tagtäglich präzise und verantwortungsvolle Arbeit auf Südtirols Baustellen. Es kann nicht sein, dass ihre Existenz durch organisierte Diebstähle und illegale Handelsstrukturen ausgebremst wird. Es bedarf klarer gesetzlicher Regelungen, schärfere Strafen für Metalldiebstahl und mehr Kontrollen“, betont der Vize-Baugruppenobmann, Markus Bernard, abschließend.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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