Mister 190.000 Euro
Enrico Wegher wurde jetzt zum neuen Verwaltungsdirektor des Gesundheitsbezirkes Bozen ernannt. Er verdient dabei mehr als der Großteil der Bezirksdirektoren.
von Christoph Franceschini
Der Beschluss ist noch druckfrisch.
Am Mittwoch dieser Woche wurde Enrico Wegher zum neuen Verwaltungsdirektor des Gesundheitsbezirks Bozen ernannt. Es ist eine Art Rückkehr für den Bozner Sanitätsmanager. Denn Wegher hatte diese Position bereits von 2013 bis 2019 bekleidet.
Der berufliche Weg des heute 66-jährigen Akademikers geht steil nach oben. In seinem offiziellen Lebenslauf steht ein akademischer Abschluss, den es in der deutschen Sprache so eigentlich nicht gibt: „Doktorat der Politikökonomie an der Universität Trient“. Gemeint dürfte ein Abschluss in Volkswirtschaft sein. Nach fünf Jahren als Lehrer für Buchführung, Wirtschaft, Bankbetriebslehre und Mathematik in Oberschulen in Bozen und Sterzing tritt Enrico Wegher 1990 als Verwaltungsmitarbeiter in den Dienst der Südtiroler Sanität. Er wird Mitarbeiter und Direktor der Einkaufsabteilung des Bozner Gesundheitsbetriebes und steigt 2013 zum Verwaltungsdirektor am Bozner Krankenhaus auf. 2016 wird Wegher stellvertretender Bezirksdirektor und drei Jahre später steigt er auf der Karriereleiter noch eine Ebene höher. Der Wirtschaftsdoktor wird zum Verwaltungsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes.
An der Seite des damaligen Generaldirektors Florian Zerzer rutscht Enrico Wegher in dieser Funktion in den sogenannten Südtiroler Maskenskandal. Die Staatsanwaltschaft Bozen ermittelt drei Jahre lang gegen ihn, bevor man im vergangenen Sommer alle Vorwürfe fallen lässt und die Strafermittlung gegen den damaligen Verwaltungsdirektor archiviert.
Dass über Enrico Wegher in Sachen Masken immer noch ein Damoklesschwert hängt, liegt an einem laufenden Verfahren vor dem regionalen Rechnungshof. Die Staatsanwaltschaft fordert vom Duo Florian Zerzer/Enrico Wegher 6,7 Millionen Euro zurück. Im Hauptverfahren wird sich zeigen, ob diese Millionenforderung berechtigt ist oder nicht.
Im Oktober 2023 läuft Weghers privatrechtlicher Vertrag als Verwaltungsdirektor des Sanitätsbetriebes aus. Florian Zerzer verlängert den Vertrag bis zur Ernennung eines neuen Generaldirektors. Wenig später wird Zerzer Opfer eines Rekurses am Bozner Verwaltungsgericht und muss über Nacht seinen Spitzenplatz in der Südtiroler Sanität räumen.
Mit der Ernennung von Christian Kofler zum neuen Generaldirektor geht auch die Ära Wegher im Südtiroler Sanitätsbetrieb zu Ende. Kofler ernennt Luca Armanaschi zum neuen Verwaltungsdirektor. Enrico Wegher wird damit zur Führungskraft der ersten Ebene ohne Auftrag. Im September 2024 beschließt der Südtiroler Sanitätsbetrieb die Errichtung einer Task Force für die PNRR-Projekte und Wegher wird zum Leiter dieser Taskforce ernannt.
Gleichzeitig findet ein Auswahlverfahren für den Verwaltungsdirektor des Gesundheitsbezirkes Bozen statt. Dabei wird Enrico Wegher als der beste Kandidat ermittelt. Anfang März 2025 schlägt der Bozner Bezirksdirektor Umberto Tait Wegher als neuen Verwaltungsdirektor vor. Vor zwei Tagen erfolgt dann die Ernennung.
Enrico Wegher ist damit finanziell mehr als nur gut gebettet. Denn einer der letzten Beschlüsse, die Florian Zerzer Ende November 2023 fasste, war die Gewichtung der Ämter des Sanitätsbetriebes festzulegen. Enrico Wegher, damals noch Verwaltungsdirektor, hat bei diesem Beschluss mitgestimmt.
Dabei wurde der Verwaltungsdirektor des Gesundheitsbetriebes Bozen mit A3 eingestuft. Es ist die höchste Einstufung, die eine Abteilung in der Landesversammlung erhalten kann. Zum Vergleich: Die Verwaltungsdirektion des Gesundheitsbezirk Meran wurde mit A2 und jene von Brixen und Bruneck mit A1 gewichtet.
Das jährliche Verdienst Enrico Weghers liegt damit über 190.000 Euro. Auch ohne ein finanzielles Zubrot als PNRR-Koordinator wird der Bozner Verwaltungsdirektor damit zum Spitzenverdiener in der Südtiroler Sanität. Wegher verdient in seinem neuen/alten Amt mehr als die Bezirksdirektorinnen Irene Pechlaner (Meran), Elisabeth Montel (Brixen) oder Gerhard Griessmair (Bruneck). Sie alle haben privatrechtliche Verträge. Auch der Verwaltungsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Luca Armanaschi, wird am Ende kaum mehr verdienen als Enrico Wegher in Bozen.
Luca Armanaschi hat gestern in einer Rundmail an alle Führungskräfte der Südtiroler Sanität die Ernennung Weghers mitgeteilt. „Ich freue mich, dass die wichtige Rolle des Verwaltungsleiters des Krankenhauses Bozen nun an Dr. Wegher gegangen ist“; schreibt der Verwaltungsdirektor. Und weiter: „Dr. Wegher zeichnet sich durch Empathie, Kommunikations- und Motivationsfähigkeit aus. Mit ihm konnte eine Führungskraft für eine wichtige, seit längerem vakante Führungsposition gefunden werden.“
Und eine, die nach 35 Dienstjahren im Sanitätsbetrieb schon bald in Pension gehen wird.
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