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Der überraschende Konkurrent

Paukenschlag am Brenner: Der Altbürgermeister Franz Kompatscher tritt als Bürgermeisterkandidat für die Freie Liste Brenner an. Damit bekommt Amtsinhaber Martin Alber ernstzunehmende Konkurrenz.   

von Erna Egger  

Der Bürgermeister der Gemeinde Brenner, Martin Alber, dürfte fast vom Stuhl gefallen sein, als er von seinem Konkurrenten um den Bürgermeistersessel erfahren hat.

Seit wenigen Wochen wird gemunkelt: „Aber offiziell wurde immer dementiert“, so Alber. 

Erst vor wenigen Tagen dann die Bestätigung: Die Freie Liste Gemeinde Brenner stellt einen Bürgermeisterkandidaten. Die große Überraschung: Der Altbürgermeister Franz Kompatscher wird gegen den Amtsinhaber Martin Alber um den Bürgermeistersessel kämpfen.

Noch Ende des vergangenen Jahres hatte Gemeinderat Rudolf Plank ausgeschlossen, einen Konkurrenten zu Alber zu stellen, weil man mit dem Amtsinhaber zufrieden sei.

Nun die Wende: „Ich habe Kompatscher schon vor einiger Zeit kontaktiert – und jetzt hat er mir zur großen Freude zugesagt“, so Plank, Gründer der Freien Liste. 

Kompatscher trat 2020 nach zwei Amtszeiten nicht mehr für das Bürgermeisteramt an, weil er das Amt des Präsidenten in der Bezirksgemeinschaft übernehmen wollte. In der Gemeinde folgte auf ihn Martin Alber. Kompatscher kandidierte noch für den Gemeinderat. 

Das Verhältnis zwischen Alber und Kompatscher war nie das beste: Letzterer hatte im Wahlkampf 2020 den SVP-internen Konkurrenten Roland Schroffenegger unterstützt. Zudem gab es dann einen Kampf um die Posten in der Bezirksgemeinschaft: Alber strebte selbst das Amt des Bezirkspräsidenten an, die jetzige Präsidentin Monika Reinthaler scherte aber ein anderes Team um sich – und holte auch Kompatscher mit ins Boot. Zuletzt ging sie als Siegerin aus diesem Zwist hervor. Kompatscher wurde Referent in der Bezirksgemeinschaft Wipptal.

Bisher war Kompatscher ein treuer Parteisoldat: Er war Mitglied des Parteiausschusses, Bezirksobmann von 2000 bis 2007 und von Ende 2019 bis Anfang Oktober 2021. Nach internen Unstimmigkeiten legte er dieses Amt frühzeitig nieder. Im Jahr 2018 trat er bei den Landtagswahlen an, wurde aber nicht gewählt. 

Warum hat die Freie Liste das treue SVP-Mitglied zum Bürgermeisterkandidaten nominiert? Die Begründung: „Ich hätte mir eine Einheitsliste mit der SVP gewünscht, sodass die Wähler am 4. Mai sowohl Kandidaten der SVP als auch der Freien Liste ankreuzen hätten können. Dies wurde aber abgelehnt, angeblich, weil der Vorschlag zu spät kam“, kommentiert Plank.

Von der Kandidatur Kompatschers ist Alber nicht amused (siehe Interview). Hierzu Plank: „Verärgert oder nicht: Ich habe ein Angebot geschaffen. Es wäre ja keine Wahl, wenn sich nur ein Kandidat für das Bürgermeisteramt bewerben würde. Ich wurde von viele aufgefordert, einen Kandidaten für das höchste Amt in der Gemeinde zu stellen.“

10 Kandidaten treten nun für die Freie Liste an. „Wir haben eine bärige und starke Liste – wir sind überparteilich und interethnisch. Wir haben alle Altersgruppen und Sparten vertreten, es fehlt nur der Hotelier. Wir haben auch eine Frau italienischer Muttersprache auf der Liste“, betont Plank. 

Auf der Liste befinden sich auf Juliane Egartner, die Inhaberin des Südtiroler Reinigungsdienst SRD, und zugleich Schwester von Christian Egartner, und Tommaso Femminella. Alle amtierenden Räte treten wieder an. 

Die Freie Liste Gemeinde Brenner wurde 2015 von ehemaligen SVP-Mitgliedern aus Protest gegen die Schließung der Geburtenstation Sterzing gegründet. Bürgermeister Alber holte sie in den Ausschuss. 

Mit 13 Kandidaten geht indes die SVP ins Rennen – Bürgermeisterkandidat ist Amtsinhaber Martin Alber. Stefanie De Simone tritt nicht mehr an. 

Heuer präsentieren sich insgesamt fünf Listen in der Grenzgemeinde: Neben der SVP und der Freien Liste tritt auch die Süd-Tiroler Freiheit an. Diese präsentiert vier Kandidaten, jedoch keinen Anwärter auf das Bürgermeisteramt. 

Hinzu kommen zwei italienische Listen: Die Bürgerliste „Io tu noi – Für unsere Gemeinde Brenner“ geht mit drei Kandidaten und der Bürgermeisterkandidatin Verena Marcassoli ins Rennen. Damit hat Marcassoli eine neue Liste gegründet – sie ist zurzeit Gemeinderätin von Partito Valore Umano. Für Fratelli d’Italia hingegen bewirbt sich Angelo Miele für das Bürgermeisteramt. Die Grünen sind mit einer Listenbildung gescheitert.

Das Interview mit Martin Alber zur Bürgermeisterkandidatur von Franz Kompatscher.

Tageszeitung: Herr Alber, mit Franz Kompatscher haben Sie einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen… 

Martin Alber: Ich bin von dieser Kandidatur sehr überrascht – aufgrund mehrerer Erklärungen der Freien Liste, auch in den Medien. Noch im November hatte die Liste ausgeschlossen, einen Bürgermeisterkandidaten zu stellen.  Für mich besonders erstaunlich: Vor fünf Jahren habe ich darauf bestanden, die Freie Liste in den Ausschuss zu holen – weil ich ein Demokrat bin und die Liste dementsprechend Stimmen bekommen hat. Daher fand ich es angebracht, dass sie im Ausschuss mitarbeitet. Und wir haben gut harmoniert und zusammengearbeitet. Kompatscher war bei der Abstimmung zum Ausschuss der Einzige, der dagegen gestimmt hat. Kompatscher hat die Bildung von Freien Listen immer kritisiert. Daher ist es für mich unverständlich, was hier passiert ist. 

Wann haben Sie von der Kandidatur von Franz Kompatscher erfahren?

 Vor wenigen Tagen, bei einem Telefongespräch mit Rudolf Plank, nachdem ich den Kontakt gesucht hatte.

 Enttäuscht?

Ja. Ich bin enttäuscht von Personen, mit denen ich ein Naheverhältnis hatte. Das ist ein Wort- und Vertrauensbruch. Hier sieht man, wie es um die politische Ethik, Loyalität und die Handschlagqualitäten bestellt ist. Ich habe mir nämlich nichts vorzuwerfen: Wir haben Kompatscher sogar angeboten, auf unserer zu kandidieren. 

 Plank sagt, man hätte eine Einheitsliste vorgeschlagen, die seitens der SVP nicht zustande gekommen ist…

Wir wären für Gespräche bereit gewesen, wenn sie rechtzeitig stattgefunden hätten. Dies waren aber ausschließlich Gasthausgespräche. An uns ist niemand offiziell herangetreten, es gab nie eine offizielle Anfrage.

 Ihre Prognosen für die Wahl? 

Es wird ein interessanter Wahlkampf werden. Kompatscher ist ein ernstzunehmender Konkurrent. Ich bin Optimist: Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht und umgesetzt. Daher glaube ich, dass ich das Vertrauen der Bevölkerung erhalten werde. 

Interview: Erna Egger 

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