Der Skateboard-Film

Sanyi das liebenswerte Straßenkind
„Anora“ lässt sich locker überspringen, obwohl er viele Oscars bekommen hat, „A Real Pain“ ist da schon interessanter, „Heldin“ sowieso. „Kix“ ist empfehlenswert.
Von Renate Mumelter
Angefangen hat alles, als der 12jährige Dávid Mikulán auf seinem Skateboard mit einer Kamera in der Hand durch Budapest fuhr, um Menschen zu filmen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. 2011 traf er zufällig auf den 8jährigen Sanyi, einen Buben aus der Nachbarschaft, der viel Zeit unbeaufsichtigt auf der Straße verbrachte. Sanyis Familie inklusive Großmutter lebte in einem 30-Quadratmeter-Raum. Sanyi bewunderte Dávid, sie freundeten sich an, und Dávid hielt filmisch fest, wie dieses freie Leben der Kinder auf der Straße war, was sie bewegte.
Als Dávid an der Akademie auf den Filmemacher Bálint Révész traf, überredete dieser ihn, weiterzudrehen und das vorhandene Material zu einem Langfilm auszubauen.
Kix
So entstand „Kix“, der als letzter Film bei „DocDays“ von FAS, ZeLIG und Filmclub gezeigt wird, einer der sehenswertesten. Formal spricht „Kix“ eine eigene Filmsprache, die sich um klassische Ästhetik schert und direkt in die Realität mitnimmt. Inhaltlich ist „Kix“ wie die meisten Langzeitstudien spannend. Diese Studie umfasst 12 Jahre. Der 8jährige Bub ist am Ende des Drehs 20 und verantwortlich für sich selbst und für all das, was er „angestellt“ hat, und das sind dramatische Dinge.
In einem aufschlussreichen Gespräch für „DAE Talks with“ fragen sich die Filmemacher, ob sie den Lauf der Dinge hätten verändern können, eine Frage, die sich Dokumentarfilmerînnen ständig stellen müssen. Die zwei glauben, dass die Kamera nichts ändern kann. Was sie aber kritisch feststellen müssen ist, dass die dramatische Wendung der Realität am Ende ihre Chancen für Finanzierung des Projekts verbessert haben. So zynisch ist das Filmgeschäft halt auch.
In „Kix“ wird Ungarisch gesprochen, die Untertitel sind Englisch.
Yaël Bitton
Montiert wurden diese 12 Jahre Material von der erfahrenen Editorin Yaël Bitton, die bei der Projektion am Montag, den 24. März im Filmclub dabei sein wird. Am Dienstag ab 9.30h lädt die Filmschule ZeLIG dann zu einer Masterclass mit Yaël Bitton, an der alle Interessierten teilnehmen können. Es genügt, sich anzumelden.
A Real Pain
ist weniger spekulativ als der Oscar-Absahner „Anora“, der gar nichts Neues zu erzählen hat. Der Film von Jesse Eisenberg bedient sich zwar des beliebten Mittels des Holocaust-Tourismus, indem er von zwei Cousins erzählt, die sich auf die Spuren den Großmutter begeben. Er stellt diesen Tourismus indirekt aber auch in Frage und kommt den zwei Cousins sehr nahe.
Nazi-Faschi
Die Kinowelt bleibt nach wie vor gern in dieser Nazi-Faschi-Schiene (siehe: The Brutalist), viel seltener wird auf das Jetzt geschaut, das auch erzählenswert wäre, auch wenn’s mehr weh tut, weil es im Jetzt nicht möglich ist, alle Schuldgefühle abzustreifen (siehe: „No Other Land“).
Am Dienstag, den 25. März hat schon wieder so ein Blick-Zurück-Film Vorpremiere. Silvio Soldinis „Le Assaggiatrici“ erzählt von Hitlers Vorkosterinnen und hält sich dabei an einen Roman von Rosella Postorino. Regulär im Kino läuft der Film dann ab 27. März. Bei den Vorpremieren im Filmclub (20h) und im Cineplexx (20.45h) sind Silvio Soldini und Darstellerinnen mit dabei. Gedreht wurde der Film auch in Südtirol, mitfinanziert wurde er von der IDM Film Commission Südtirol.
Fotos
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