Beste Freunde
Die Geschichte von Luca Trapanese und seiner Tochter berührt Tausende Herzen: Als erster alleinstehender, schwuler Mann in Italien adoptierte er ein kleines Mädchen mit Down Syndrom. Warum er mit dem traditionellen Familienbild brach.
von Sylvie Debelyak
Diese Geschichte bricht wohl jegliches gesellschaftliches Tabu: Als erster alleinstehender, schwuler Mann adoptierte Luca Trapanese ein kleines Mädchen mit Down Syndrom.
Doch von Anfang an: 2017 wird die kleine Alba in einem italienischen Krankenhaus geboren. Das Besondere daran: Das Mädchen hat das sogenannte Down Syndrom. Aufgrund ihrer Behinderung wird Alba von ihren leiblichen Eltern abgelehnt – und auch andere potenziellenAdoptivpaare entscheiden sich gegen sie.
Zeitgleich kämpft Luca Trapanese aus Neapel gemeinsam mit seinem damaligen Partner um ein Kind. Jedoch haben heterosexuelle Paare nach italienischem Gesetz bei einer Adoption Vorrang – es sei denn, es handelt sich um besondere Fälle, etwa um ein Kind mit schweren gesundheitlichen Problem. Weil sie jedoch unterschiedliche Vorstellungen davon haben, welchen Weg sie einschlagen wollen, um ein Kind zu bekommen, trennt sich das Paar.
Doch Luca gibt nicht auf: „Ich wurde von meinem Wunsch, Vater zu werden, getrieben. Weil alle Anträge auf Adoption vom Gericht abgelehnt wurden, stellte ich schließlich einen Antrag auf langfristige Pflege“, erzählt Luca. Weil Alba weiterhin von möglichen Adoptiveltern abgelehnt wird, wird ihm angeboten, das Mädchen für einen Monat in Pflege zu übernehmen. Nach langem Hin und Her unterzeichnet der Richter des Jugendgerichts im Juni 2018 schließlich das Adoptionsdekret für Alba, die von nun an den Namen Alba Trapanese trägt.
Die Geschichte der beiden ging um die Welt und berührte Tausende von Herzen. Noch im selben Jahr brachten Luca Trapanese und Luca Mercadante sie zu Papier und veröffentlichten ein Buch mit dem Titel „Nata per te“. 2023 wurde es unter der Regie von Fabio Mollo sogar verfilmt. Dergleichnamige Film wurde seitdem in Hunderten von Schulen gezeigt. Auch Luca selbst – heute ist er Stadtrat für Soziales der Gemeinde Neapel – tritt immer wieder bei öffentlichen Veranstaltungen auf und hält Vorträge, in denen er von seiner Geschichte mit Alba erzählt. Am vergangenen Montag war er auch in Bozen.
„Der Grad der Behinderung war mir egal, ich habe kein Limit gesetzt“, schildert der pflegende Vater. Zweifel hatte er nie, wie er sagt: „Meine einzigste Sorge war es, dass mir Albabereits im Neugeborenenalter zugeteilt wurde. Ich war nicht auf ein Baby vorbereitet und hatte auch keine Erfahrung darin, mich um ein Neugeborenes zu kümmern.“ Auch in seiner Vorstellung existierte bis zu diesem Zeitpunkt die Vorstellung eines traditionellen Familienbildes. „Ich habe es überwunden, indem ich es einfach gelebt habe“, so Luca. Heute hätte er diese Angst nicht mehr, ist der pflegende Vater überzeugt.
Als Gründer des Verbandes „A Ruota Libera“ in Neapel engagiert sich Luca bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich für Menschen mit Behinderung, indem er Projekte zur Inklusionunterstützt. Mit seiner Geschichte bewies er, dass elterliche Liebe keine Grenzen kennt. „Ob Pflegeeltern, Adoptiveltern oder leibliche Eltern – es ist dasselbe; es sind einfach Eltern. Und auch Alba ist in erster Linie ein ganz normaler Mensch“, sagt Luca. „Alles, was sie im Leben will, was sie sieht, was sie anstrebt, wie Arbeit, Sexualität oder Zuneigung, ist für sie genauso wichtig wie für jeden anderen.“
Nichtsdestotrotz betont er, dass er seine eigenen Erfahrungen nicht automatisch auf alle anderen übertragen möchte: „Jeder geht seinen eigenen Weg. Daher verurteile ich niemanden, der kein Kind mit Behinderung haben möchte. Es erfordert zweifellos mehr Kraft und eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema. Wer das Gefühl hat, das nicht zu schaffen, sollte dem Kind daher andere Möglichkeiten eröffnen – so wie es Albas Mutter getan hat.“
Über seine enge Beziehung zu Alba erzählt Luca, wie wichtig offene Kommunikation ist. „Wir sind beste Freunde, wir erzählen uns alles. Und sie weiß auch alles, zum Beispiel dass sie adoptiert ist – und besonders ist“, so der pflegende Vater abschließend.
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