Du befindest dich hier: Home » News » Stauders Revolution

Stauders Revolution


Die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung soll im digitalen Zeitalter ankommen – und endlich aus der Ära der Papierstapel und Amtsflure verschwinden.

Die Erklärung der Sprachgruppenzugehörigkeit ist so etwas wie der Personalausweis der Autonomie – nur äußerst kompliziert. Wer sich in Südtirol offiziell als deutsch-, italienisch- oder ladinischsprachig deklarieren will, muss dafür tief durch die Mühlen der Bürokratie. Und die mahlen bekanntlich langsam. Das will Harald Stauder jetzt ändern. Mit einem Beschlussantrag im Landtag will der SVP-Fraktionschef die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung endlich ins digitale Zeitalter katapultieren – und damit ein bürokratisches Fossil per Klick verschwinden lassen. Die Südtiroler sollen nicht länger zwischen Amtsschimmel und Warteschlange feststecken.

Der aktuelle Ablauf ist eine Einladung zum Nervenzusammenbruch: Man muss höchstpersönlich beim Landesgericht in Bozen erscheinen – und das nicht nur zur Abgabe, sondern auch zur Abholung der Bescheinigung. Für Berufstätige, Senioren oder Menschen, die nicht in der Nähe von Bozen wohnen, gleicht das einer sportlichen Herausforderung. Kein Wunder, dass die 6.723 neuen Erklärungen im Jahr 2024, darunter auch von 14-Jährigen, oft mit gequältem Lächeln über die Theke geschoben wurden. Insgesamt wurden im letzten Jahr 30.518 Bescheinigungen ausgestellt.
Und als wäre das nicht genug, legt die Verwaltung noch eine Schippe drauf: Eine verspätet abgegebene Erklärung wird erst nach 18 Monaten gültig. Wer also die Frist verpasst, kann sich getrost einen Kalender für das übernächste Jahr zulegen – und hoffen, dass die Bürokratie bis dahin nicht neue Hindernisse aufbaut.

Stauder hat genug von diesem Verwaltungs-Dschungel. Sein Lösungsvorschlag: Die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung soll endlich online abgegeben und abgerufen werden können – sicher, unkompliziert und ohne stundenlange Pilgerfahrten nach Bozen. Die magische Formel dafür heißt SPID (das digitale Identitätssystem) oder CIE (der elektronische Personalausweis). Per Klick am Laptop oder Smartphone soll die Erklärung künftig bequem von der Couch aus möglich sein – und auch die Ausstellung der Bescheinigung könnte dann digital erfolgen.

Stauder will außerdem die Jugendlichen frühzeitig ins Boot holen. In den Schulen und Gemeinden soll verstärkt über die Bedeutung der Sprachgruppenzugehörigkeit aufgeklärt werden. Denn wer früh Bescheid weiß, spart sich später die bürokratische Tortur.
Eine digitale Lösung würde nicht nur die Bürger entlasten, sondern auch die Verwaltung selbst. Das Landesgericht Bozen verwaltet aktuell rund 840.000 Sprachgruppenzugehörigkeitserklärungen – darunter auch von Verstorbenen, die offenbar noch immer als digitale Geister durch die Archive schwirren. Mit einem modernen System könnten diese Altlasten bereinigt und der Verwaltungsaufwand drastisch reduziert werden. (mat)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.

2025 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen