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Wucherpreise zu Olympia

Gleich mehrere Hotels im Pustertal verlangen auf dem Buchungsportal Booking zu Olympia exorbitant hohe Preise. Für eine Woche zahlen Gäste zwischen 10.000 und 25.000 Euro.

von Markus Rufin

Nur mehr elf Monate, dann beginnen die Olympischen Winterspiele 2026. Dieses Mal ist auch Südtirol mit von der Partie. Es ist das erste Mal, dass ein Event dieser Größenordnung auf Südtiroler Boden stattfindet – auch wenn „nur“ die Biathlon-Wettbewerbe ausgetragen werden.

Je näher die Spiele heranrücken, umso mehr zeigt sich, warum Südtirol Teil von Olympia werden wollte. Das Event ist nämlich ein wahrer Publikumsmagnet. Bereits jetzt sind viele Zimmer in Antholz und Umgebung für die zweite und dritte Februar-Woche 2026 vergeben, berichtet HGV-Ortsobfrau Anna Lisa Preindl. Doch wie viel lassen sich die Gäste Olympia kosten?

Die Preisgestaltung fällt unterschiedlich aus. „Einige Hotels haben bereits Verträge mit Stakeholdern und Athleten unterzeichnet. Diese haben einheitliche Preise festgelegt, die nicht kommuniziert werden dürfen“, erklärt Preindl.

Auf die anderen Hotels haben weder HGV noch Tourismusverein Einfluss, die Preisgestaltung obliege jedem Gastwirt selbst. Dementsprechend kann zumindest die Obfrau nur von ihrem Betrieb sprechen: „Wir haben Preise verhandelt, die der normalen Hochsaison entsprechen. Übrigens fällt Olympia auch genau in diesem Zeitraum.“

Auch viele andere Hotels in der Umgebung halten sich an die Hochsaisonpreise, wobei laut Preindl eine leichte Anhebung durchaus gerechtfertigt findet: „Die Nachfrage nach Zimmern ist sehr groß, wir sehen das bereits jetzt. Wenn die Zimmerpreise also etwas teurer ist, ist das auch gerechtfertigt, schließlich ist das auf der ganzen Welt so. Letztendlich handelt es sich um eine Olympiade.“

Allerdings gibt es in Antholz und Umgebung auch Hotels, die anscheinend über die Stränge schlagen. Ein Blick auf die Buchungs-Plattform Booking.com macht das deutlich. Gleich mehrere Hotels verlangen in den Olympia-Wochen regelrechte Wucherpreise.

Die Plattform listet gleich zehn Hotels, Ferienwohnungen, die für eine Woche vom 7. bis zum 14. Februar 2026 über 10.000 Euro verlangen. In 16 weiteren Betrieben würde der einwöchige Urlaub über 5.000 Euro Kosten. Darunter finden sich zwar luxuriösere Angebote, aber auch Betriebe, die ansonsten im mittelklassigen Segment anzusiedeln sind.

Das teuerste Angebot auf Booking in diesem Zeitraum hat das Mountain Flat Luna, ein 50 Quadratmetergroßes Apartment mit zwei Schlafzimmern, Balkon und Terrasse in Toblach in der Nähe des Bahnhofs. 28.138 Euro kostet ein Urlaub in der Olympia-Woche, das sind rund 4.000 Euro pro Tag.

Würde man dieselbe Struktur nur zwei Wochen zuvor buchen, müsste man als Gast lediglich 7.138 Euro bezahlen. Damit wird der Preis in dieser Struktur mal eben vervierfacht.

Besonders krass ist das Beispiel der Ferienwohnung V91 in Bruneck (zwei Schlafzimmer, 55 Quadratmeter). Diese kostet in der Olympia-Woche 14.210 Euro, nur zwei Wochen davor bezahlt man einen Urlaub in der Ferienwohnung mit rund 2.000 Euro. Beide Beispiele werden laut Booking von einem „privaten Gastgeber“ geführt. Eine eigene Webseite findet man bei beiden nicht.

Diese exorbitante Preisgestaltung ist in Antholz kein Novum. Bereits bei dem Biathlon vor fünf Jahren versuchten einige Betriebe in der Umgebung durch den Gästeansturm möglichst viel Profit herauszuschlagen. So auch das Sport Hotel Wildgall, ein Drei-Sterne-Betrieb, der nur 600 Meter weit von der Biathlon-Arena entfernt liegt. Eine Woche im Doppelzimmer kostete damals bis zu 12.000 Euro. Im Februar kommenden Jahres müsste ein Gast bis zu 5.000 Euro drauflegen – nur das Abendessen wäre inbegriffen. Im Regelfall liegt der Preis in der Hochsaison im Sport Hotel Wildgall bei 2.000 Euro pro Woche.

Georg Zingerle, Präsident des Tourismusvereins Antholzertal kritisierte die Preisgestaltung bereits vor fünf Jahren und distanziert sich auch jetzt davon. Allerdings bestätigt auch er, dass es jedem Hotelier freisteht, so viel zu verlangen, wie er möchte, zumal es nicht feststehe, dass die Betriebe letzten Endes auch tatsächlich diese Preise verlangen.

Sowohl Zingerle als auch Preindl betonen aber, dass es sich um eine Minderheit handelt. Die Mehrheit der Betriebe bleibe bei der Preisgestaltung im Rahmen und nehme nur kleine Anpassungen vor.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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