„Hey, bist du wirklich erst 23?“
Clostebol hin, Doping her: Trotz der dreimonatigen Sperre hat sich kein einziger von Jannik Sinners Sponsoren zurückgezogen. Im Gegenteil.
von Artur Oberhofer
Mittlerweile kann Jannik Sinner seinen potenten Audi RS6 ABT Legacy Edition nicht mehr auf der Autobahn betanken, ohne dass er von entzückten Selfie-Jägern bestürmt und umzingelt wird.
Der 23-jährige Sextner ist ein Weltstar, Jannik Sinner hat in Sachen Bekanntheit, Popularität und Strahlkraft inzwischen Dimensionen erreicht, wie sie noch kein Südtiroler vor ihm geschafft hat.
Der – bis Jannik Sinner kam – bekannteste Südtiroler, Reinhold Messner, wird noch immer auf jedem Flughafen der Welt erkannt, aber Jannik Sinner hat in der digitalisierten Welt ein noch höheres Level als der Achttausender-König erreicht.
Dass ihm die Welt – und nicht nur die Tenniswelt – zu Füßen liegt, belegt auch der Umstand, dass sich nach der Doping-Sperre kein einziger Sponsor des Tennis-Superstars zurückgezogen hat. Im Gegenteil. Für Weltmarken wie Nike, Rolex, Gucci, Head und Lavazza bleibt Jannik Sinner ein sauberes Siegergesicht, dasselbe gilt für die nationalen Sponsoren wie Fastweb, Intesa Sanpaolo, De Cecco, La Roche-Posay, Enervit, Panini, Pigna und die Formel 1, als deren Werbebotschafter der Sextner unterwegs ist.
Allein der US-Sportartikelhersteller Nike zahlt dem Tennis-Wunderknaben, der seit mittlerweile 40 Wochen die Nummer 1 der Welt ist, 15 Millionen Euro pro Jahr – für zehn Jahre.
In der Clostebol-Affäre hat Jannik Sinner die öffentliche Meinung hinter sich. Niemand glaubt, dass der Rotschopf ein Dopingbetrüger ist. So wie es aussieht bleibt die Clostebol-Geschichte eine Sommersprosse der Tennisgeschichte.
An dieser für Sinner extrem positiven Weltstimmung hat denn auch der „Deal“ des Sinner-Teams mit der Welt-Antidoping-Behörde WADA nichts geändert, den am Ende nur einige wenige Athleten kritisiert haben – wie etwa der Australier Nick Kyrgios, der offensichtlich unter einem Sinner-Komplex leidet.
Die „Gazzetta dello Sport“ hat jetzt nachgerechnet: Von seinen Sponsoren, die trotz Clostebol-Geschichte zu ihm halten, kassiert Jannik Sinner rund 30 Millionen Euro pro Jahr. Der fetteste Deal, jener mit Nike, läuft noch bis 2032.
Den Sponsorvertrag mit Head hat Jannik Sinner erst im vergangenen Jahr für weitere sieben Jahre verlängert. Die Verträge mit dem Nudelhersteller De Cecco, mit dem Pharmariesen La Roche-Posay und dem Energy-Multi Enervit haben Sinners Manager auch erst im vergangenen Jahr angeschlossen.
Infolge seiner dreimonatigen Sperre musste Jannik Sinner die Turniere von Doha (wo er ein Antrittsgeld von einer Million US-Dollar kassiert hätte), Indian Wells, Miami, Montecarlo und Madrid sausen lassen.
Im vergangenen Jahr hat der Sextner bei diesen fünf Turnieren 1,8 Millionen Euro (brutto) an Preisgeldern eingespielt. Also halten sich die finanziellen Nachteile, die Jannik Sinner aufgrund der Dopingsperre in Kauf nehmen muss, absolut in Grenzen.
Einer der Väter des „Phänomens Sinner“ ist sicher Darren Cahill. Der 59-jährige Ex-Profi und Trainer war für Jannik Sinner in der Clostebol-Affäre der wichtigste Ratgeber, wobei der Australier im Nachhinein sagt: „Ich war von Janniks Reife beeindruckt, denn die vergangenen 12 Monate waren für ihn keineswegs leicht.“
Der Satz Sinners, der ihn am meisten beeindruckt habe, sei gewesen: „Man soll sich nicht von der Kritik von Personen beeinflussen lassen, von denen man ohnehin keine Ratschläge annehmen würde.“
Nachdem Jannik Sinner dies zu ihm sagte, habe er, erzählt Cahill, seinen Schützling gefragt: „Hey du, bist du wirklich erst 23?“
Italien, so Darren Cahill, müsse stolz sein auf einen Menschen wie Jannik Sinner.
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