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Die Nöte der Mütter

Brigitte Hofer (Foto: lpa)

Im vergangenen Jahr haben fast 900 Mütter innerhalb des ersten Lebensjahres ihres Kindes ihren Job gekündigt. Weil sie keine andere Wahl hatten.

von Artur Oberhofer

Brigitte Hofer sagt ohne Umschweife: „Es ist alarmierend, dass für viele Mütter das Arbeitslosengeld zur einzigen Überlebensstrategie wird“.

Im Hinblick auf den 8. März, den Internationalen Frauentag, macht die Gleichstellungsrätin auf ein Phänomen aufmerksam, das sozialpolitisch bedenklich ist.

Nämlich: Laut den aktuellen Daten des Arbeitsinspektorats haben im vergangenen Jahr 868 Mütter innerhalb des ersten Lebensjahres ihres Kindes gekündigt. „Die meisten Frauen verlassen ihren Job nicht freiwillig, sondern weil sie keine andere Wahl haben“, weiß Brigitte Hofer.

Kündigungen und strukturelle Hürden

Laut den Daten des Arbeitsinspektorats Südtirol haben 2024 ihren Job innerhalb des ersten Lebensjahres ihres Kindes aufgegeben:

  • 868 Mütter
  • 298 Väter

Während fast 70 % der Väter die Arbeitsstelle aus Karrieregründen wechselten, waren Frauen aufgrund struktureller Hürden gezwungen, ihren Job aufzugeben:

  • 46,9 % fanden keine angemessene Kinderbetreuung.
  • 18,7 % nannten starre Arbeitszeiten und zu hohe Arbeitsbelastung.
  • 20,6 % gaben persönliche oder familiäre Gründe an.

Gegenüber dem Landespresseamt verleiht die Gleichstellungsrätin ihrer Hoffnung Ausdruck, dass – Zitat – „Gleichstellung nicht nur ein Ideal bleibt, sondern gelebte Realität wird“.

Doch es sind da nicht nur die Nöte der jungen Mütter.

Auch in Südtirol verdienen Frauen nach wie vor weniger als Männer, sind häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt, erfahren Gewalt und tragen die Hauptlast der unbezahlten Sorgearbeit.

Das Rezept der Gleichstellungsrätin: Statt Frauen aus dem Arbeitsmarkt zu drängen, müsse man die Kinderbetreuungsangebote ausbauen und Arbeitszeiten an die Lebensrealität von Familien anpassen.

Brigitte Hofer fordert konkret:

✔️ Mehr ganztägige, finanziell erschwingliche Kinderbetreuungsplätze

✔️ Gerechte Löhne, flexiblere Arbeitszeiten und echte Karrierechancen für Frauen

✔️ Eine gerechte Verteilung der Sorgearbeit

Diskriminierung am Arbeitsplatz

Fehlende Gleichstellung betrifft nicht nur Familien. Viele Frauen erleben weiterhin Diskriminierung am Arbeitsplatz, von sexueller Belästigung über ungleiche Bezahlung bis hin zu mangelnden Aufstiegschancen.

„Besonders Frauen in männerdominierten Branchen berichten häufig von verbalen Angriffen und Benachteiligungen“, warnt Hofer. Der Arbeitsplatz sollte aber ein sicherer Ort für alle sein, und jede und jeder Einzelne ist in der Verantwortung, eine respektvolle Arbeitskultur zu fördern. „Nur wenn wir uns aktiv für Betroffene einsetzen und Diskriminierung nicht hinnehmen, können wir echte Gleichstellung erreichen“, so die Gleichstellungsrätin.

Sie ermutigt Frauen, die in der Arbeitswelt Opfer von Diskriminierung, Benachteiligung aufgrund von Elternschaft oder Belästigung werden, Hilfe zu suchen. „Niemand sollte Diskriminierung oder Belästigung am Arbeitsplatz hinnehmen. Gemeinsam finden wir eine Lösung“, so Hofer, die gleichzeitig anmahnt: „Gleichstellung ist keine Frauenfrage – sie betrifft uns alle.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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