„Staub bist du …“
Bischof Ivo Muser eröffnete die Fastenzeit mit einer eindringlichen Predigt über Vergänglichkeit, Umkehr und Hoffnung.
Mit dem Aschermittwoch hat die 40-tägige Fastenzeit, eine Zeit der Umkehr und Vorbereitung auf Ostern begonnen. Bischof Ivo Muser hat im Bozner Dom die heilige Messe mit der Auflegung der Asche gefeiert und seinen Hirtenbrief zur Fastenzeit veröffentlicht. Darin stellt er die Bedeutung einer ehrlichen Fehlerkultur in den Mittelpunkt: „Fehler zu erkennen, sich ihnen zu stellen und daraus zu lernen – das ist kein Zeichen der Schwäche, sondern der Reife.“
Der Aschermittwoch erinnert die Gläubigen an die Vergänglichkeit des Lebens. Die gesegnete Asche, die aus den Palmzweigen des Vorjahres gewonnen wird, soll zur Buße aufrufen und einen Neuanfang ermöglichen.
Bischof Ivo Muser eröffnete die Fastenzeit mit einer eindringlichen Predigt über Vergänglichkeit, Umkehr und Hoffnung. Er stellte die Asche als starkes Zeichen der Realität des menschlichen Lebens in den Mittelpunkt: „Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück.“
Ein besonderer Schwerpunkt der Predigt lag auf dem Umgang mit Sterben und Tod: Die Kirche unterscheide klar zwischen dem natürlichen Sterbenlassen und aktiver Sterbehilfe. Während jede Form der Tötung abgelehnt werde, betone sie das Recht, medizinische Maßnahmen zu beenden, wenn sie nicht mehr dem Wohl des Menschen dienen. Entscheidend sei, sagte der Bischof, Sterbende mit menschlicher Nähe und Begleitung zu unterstützen.
Die Fastenzeit lädt dazu ein, innezuhalten, den eigenen Lebensstil zu überdenken und bewusst auf Überflüssiges zu verzichten. Doch für Bischof Muser geht es in der heurigen Fastenzeit nicht nur um äußeren Verzicht, sondern um eine tiefere innere Haltung, die er in seinem Hirtenbrief zum Ausdruck bringt: um die Bereitschaft, Fehler einzugestehen und Verantwortung zu übernehmen.
Die von der Diözese Bozen-Brixen in Auftrag gegebene Missbrauchsstudie hat tiefes Leid offengelegt. Ausgehend davon sieht Bischof Muser eine zentrale Herausforderung: „Eine echte Fehlerkultur bedeutet, Schuld nicht zu verschweigen, sondern sie zu benennen, einzugestehen und daraus Konsequenzen zu ziehen.“ Trotz des christlichen Verständnisses von Vergebung falle es oft schwer, Fehler offen anzuerkennen. Die Fastenzeit sei genau dafür eine Einladung – zur Umkehr, zur Übernahme von Verantwortung und zur Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen.
Biblischer Realismus: Auch große Glaubensgestalten waren fehlbar
Bischof Muser verweist auf zahlreiche Beispiele in der Bibel, die zeigen, dass selbst die großen Gestalten des Glaubens nicht fehlerlos waren. Mose, König David, Petrus und Paulus – sie alle mussten sich ihrer Schuld stellen. Besonders an Petrus werde sichtbar, was christliche Fehlerkultur bedeute: Fehler zuzugeben, an ihnen zu reifen und dennoch den eigenen Auftrag weiterzuführen. Seine Geschichte zeigt, dass Umkehr möglich ist – aber auch, dass Vergebung nicht selbstverständlich eingefordert werden kann.
Heiliges Jahr: Hoffnung durch Ehrlichkeit
Die Fastenzeit 2025 steht im Zeichen des Heiligen Jahres, das unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ begangen wird. Bischof Muser verbindet diese Hoffnung mit einem klaren Appell: „Weg von einer Kultur des Verdrängens hin zu einer Kultur des Hinschauens. Weg von der Angst vor Fehlern hin zu einer Haltung der Ehrlichkeit.“ Dies sei nicht nur für die Kirche essenziell, sondern für die gesamte Gesellschaft, in der Fehler oft als Makel betrachtet werden.
Die Kirche müsse sich der Frage stellen, wie sie mit Macht, Autorität und Verantwortung umgeht. Es gehe nicht nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern um eine Haltung, die Betroffenen von Unrecht signalisiert: Ihr Leid wird gehört, ernst genommen und hat Konsequenzen.
Fehler als Beginn eines neuen Weges
Das Osterfest erinnert an die zentrale christliche Hoffnung: Vergebung ist möglich, ein neuer Anfang immer offen. Diese Haltung sei auch für den Umgang mit Fehlern entscheidend. „Eine Kirche, die Fehler eingesteht und sich ernsthaft um eine Kultur der Ehrlichkeit bemüht, gewinnt an Glaubwürdigkeit“, so Bischof Muser.
Mit seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit 2025 lädt Bischof Muser dazu ein, die österliche Botschaft als Auftrag zu verstehen: Fehler nicht zu verschweigen, sondern sie als Chance zur Erneuerung und zu einem glaubwürdigen Neuanfang zu begreifen. Der Hirtenbrief im Wortlaut: www.bz-bx.net/de/news/detail/fastenhirtenbrief-2025. Die ladinischen Versionen des Hirtenbriefes sind auf folgenden Webseiten abrufbar: www.bz-bx.net/it/news/dettaglio/letra-pastorala-por-la-carsema-2025 (ladinisch, Gadertaler Idiom) bzw. www.bz-bx.net/de/news/detail/letra-pasturela-per-la-cureisema-2025 (ladinisch, Grödner Idiom).
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