Du befindest dich hier: Home » Südtirol » „Soziale Plage“

„Soziale Plage“

Luigi Spagnolli

Rom will die Glücksspiel-Werbung in Fußballstadien wieder erlauben. PD-Senator Luigi Spagnolli findet das einen „schweren Fehler“.

Von Matthias Kofler

Die Werbung für Sportwetten könnte bald auf die Werbebanner und Banden in den italienischen Fußballstadien zurückkehren. Die Lockerung des Glücksspiel-Werbeverbots steht vor der Verabschiedung im Senat. Der Ausschuss für Kultur und Sport soll die Maßnahme im Rahmen der geplanten „Reformperspektiven für den italienischen Fußball“ diskutieren und voraussichtlich mit Zustimmung der Regierung durchwinken.
Konkret geht es um die Aufhebung des Verbots der indirekten Werbung, das mit dem Decreto Dignità von 2018 eingeführt wurde. Das generelle Werbeverbot für Glücksspiel bleibt zwar bestehen, doch Fußballvereine dürften künftig wieder indirekte Werbung für lizenzierte Wettanbieter schalten. Ein erster Versuch, dies bereits im Decreto Cultura vor Weihnachten zu verankern, scheiterte.

Das neue Gesetz sieht auch vor, dass eine jährliche Abgabe auf Sportwetten an die Veranstalter der jeweiligen Wettbewerbe fließt. Ein Prozent der Einnahmen soll in einen Fonds für den Bau und die Modernisierung von Stadien fließen. Weitere Mittel sind für soziale Projekte vorgesehen, insbesondere zur Bekämpfung der Spielsucht sowie gegen Gewalt und Diskriminierung im Sport.

Scharfe Kritik an der geplanten Reform kommt aus Südtirol. Luigi Spagnolli, Senator der Autonomiegruppe und Mitglied des zuständigen Ausschusses, lehnt eine Rückkehr der Glücksspiel-Werbung entschieden ab: „In einem Land, in dem eine Million Menschen an Spielsucht leidet, wäre dies ein schwerer Fehler. Dieser Punkt gehört gestrichen“, sagt der PD-Politiker.

Spagnolli warnt vor den sozialen Folgen: „Ludopathie ist eine Tragödie für Hunderttausende Familien. Sie trifft vor allem junge Menschen und sozial schwächere Schichten, die dadurch in Schulden und Armut abrutschen. Gleichzeitig belastet sie unser Gesundheitssystem enorm, denn die Behandlung ist langwierig und komplex.“

Er fordert stattdessen nachhaltige Maßnahmen zur Stärkung des italienischen Fußballs: „Der Fußball braucht neue Einnahmen, aber nicht um diesen Preis. Wir müssen an der Qualität des Produkts arbeiten – von den Wettbewerbsformaten über die Stadien bis hin zu den Ticket- und TV-Abonnementkosten. Die Glücksspiel-Werbung ist eine billige Abkürzung, die das Problem nicht löst, sondern eine soziale Plage weiter anheizt.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.

2025 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen