„Halbfinale muss drin sein“
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Foto: Antonello Vanna
Der HCB Südtirol Alperia ist als Mitfavorit in die Saison gestartet. HCB-Boss Dieter Knoll erklärt, was in den Play-offs besser laufen muss und was er seinem Team zutraut.
Tageszeitung: Herr Knoll, der HCB hat sich direkt für die Play-offs qualifiziert, allerdings nur stellenweise überzeugt. Wie fällt ihre bisherige Saisonbilanz aus?
Dieter Knoll: Wir haben uns Ziel erreicht. Wir haben vorgegeben, uns direkt für die Play-offs mit einem Platz unter die ersten vier zu qualifizieren. Diese Ziele haben wir vor Saisonbeginn festgelegt, womit wir zufrieden sein könnten. Im Laufe der Saison habe ich aber gesehen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Wir haben zu wenig Konstanz gezeigt, vor allem haben wir unsere Leistung nicht über die vollen 60 Minuten abrufen können. Oft hatten wir nur gute 40 Minuten. Wenn wir unser Potential immer abgerufen hätten, wäre deutlich mehr drin gewesen. Denn die Qualität in der Mannschaft war schon lange nicht mehr so gut wie heuer.
Kommt es in den Play-offs innerhalb der Mannschaft zu einem Umdenken?
Wir haben den Vorteil, dass wir viele kanadische Spieler in unseren Reihen haben. Sie wissen, was Play-offs bedeuten, sie gehen damit mental anders um. Normalerweise nimmt die Leistungskurve der Kanadier in den Play-offs zu. Ich hoffe, dass jeder unserer Spieler weiß, dass wir jetzt in der heißen Saisonphase angekommen sind. Jeder muss wissen, dass er für das Team kämpfen muss. Ich habe den Eindruck, dass das Team bereit dazu ist. Wenn alle ihre Leistung abrufen, können wir weiterkommen.
Gibt es für Sie einen Wunschgegner für das Viertelfinale?
Wunschgegner wäre natürlich der HC Pustertal. Wir hätten nicht nur in jedem Spiel volle Hallen sondern würden auch eine Woche lang das Gesprächsthema in Südtirol sein. Leider ist das unwahrscheinlich. Ich gehe davon aus, dass Klagenfurt Pustertal als Gegner auswählen wird, sofern sich Wien nicht qualifiziert.
Gute Zuschauerzahlen hatten Sie die gesamte Saison über. Im Grunddurchgang konnte sogar ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt werden. Prinzipiell hat Eishockey in Südtirol an Beliebtheit dazugewonnen. Wie ordnen Sie die Rolle des HCB ein?
Ja, das stimmt. Damit müssen wir auch zufrieden sein. Mittlerweile haben wir sogar bessere Zahlen als vor Corona. Die Voraussetzung für gute Zuschauerzahlen in Bozen ist immer eine gute Mannschaft. Wenn diese vorne mit dabei sind, kommen auch mehr Leute in die Arena. Wir haben aber auch versucht, unsere Präsenz über Social Media auszubauen. Wir zeigen damit, dass wir für die Fans da sind. Wichtig ist auch das Projekt mit dem Streaming-Dienst DAZN, der die Spiele des HCB gegen Asiago und Bruneck übertragen hat. Auch da waren die Zahlen super. Teilweise hatten wir mehr Zuschauer als eine Volley- oder Basketballübertragung. Wir haben damit Fans aus dem gesamten norditalienischen Raum dazugewonnen.
Mit welchen Zuschauerzahlen rechnen Sie in den Play-offs?
Vorausgesetzt der Gegner heißt nicht Pustertal, werden im Viertelfinale rund 4.000 Zuschauer kommen. Im Halbfinale rechne ich dann mit 5.00 bis 6.000 Zuschauern. Spätestens im Finale dürften wir dann volles Haus haben, sofern wir so weit kommen.
Dafür muss sich aber die Konstanz der Mannschaft verbessern. Worin sehen Sie den Grund für diese mangelnde Konstanz?
Das ist eine schwierige Frage. Die Spieler wissen, dass sie gut sind und den Unterschied ausmachen können. Vielleicht sind sie daher einige Spieler zu locker angegangen. Dem Trainer gebe ich keine Schuld daran und im Prinzip fühlen sie sich auch wohl. Sie sind nicht unzufrieden mit den Spielzeiten und haben daher auch kein Grund sich weniger anzustrengen. Wir hatten heuer eigentlich eine zweigeteilte Meisterschaft. Die oberen sieben Teams hatten deutlich mehr Punkte als die unteren sechs. Dennoch haben wir auch gegen die Mannschaften aus der unteren Hälfte verloren, weil sich die Spieler überschätzt haben. Es hat sich gezeigt, dass man von der ersten bis zur letzten Minute konzentriert sein muss. Gerade jetzt in den Play-offs ist das bitter nötig. Von Seiten der Spieler habe ich dieses Signal aber eindeutig erhalten. Sie haben verstanden, dass man kämpfen muss. Wie gesagt, ist die nötige Qualität auf jeden Fall vorhanden. Wenn sie das abrufen, was sie können, können wir mit allen mithalten.
Sie sind als klarer Mitfavorit auf den Titel in die Saison gestartet. Würden Sie die Mannschaft nach wie vor als favorisiert einschätzen?
Nein, wir sind nicht der einzige Favorit. Die Nummer 1 in dieser Liga ist immer Salzburg. Der Titel geht nur über Red Bull. Auch Klagenfurt hat trotz allem eine gute Mannschaft und sie stehen zurecht da, wo sie sind. Gegen Linz haben wir uns ebenso schwergetan. Insgesamt ist es sehr eng. Natürlich können wir mitspielen, wenn wir alles geben und keine Verletzungen haben. Favorit bleibt aber Salzburg. Wir werden uns aber möglichst teuer verkaufen.
Sie haben bereits die Qualität des Kaders angesprochen. Wird es gelingen, diese Qualität in der kommenden Saison zu halten?
Das ist aufgrund des neuen Sportgesetzes schwierig geworden. Für uns sind das Mehrkosten in Höhe von 500.000 Euro. Ob wir das stemmen können, hängt von den Sponsoren ab und ist dementsprechend nicht sicher. Für einen Matt Bradley oder einen Adam Helewka braucht man mehr Geld. Sollten wir nicht genügend Mittel haben, müssen wir wieder auf No-Names von der Ostküste Amerikas zurückgreifen. Ob diese einschlagen oder nicht, ist immer ungewiss. Lieber wäre mir natürlich, wenn wir die Spieler dieser Qualität halten können, einfach wird das aber nicht.
Wie weit schafft es der HCB in den Play-offs?
Wenn ich schaue, was die Mannschaft unter der Saison gezeigt hat, müssen wir ins Halbfinale kommen. Wenn wir das nicht schaffen, wäre ich persönlich enttäuscht, einfach weil ich gesehen habe, wie hoch das Potenzial ist. Dennoch haben wir unser Saisonziel bereits jetzt erreicht, ich weiß aber, dass noch mehr drin ist.
Interview: Markus Rufin
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