„Das sind keine Hobbykünstler“
SVP-Landesrat Philipp Achammer ärgert sich über die Kritik an der Künstlerrente. Er sieht darin eine Verkennung der Schwierigkeiten der Kulturschaffenden und eine Argumentation mit haltlosen Vergleichen.
von Christian Frank
Das Gesetz zur sogenannten Künstlerrente beziehungsweise Rente für Kulturschaffende passierte erfolgreich den Landtag. Der politische Stunk darum zieht jedoch nach. Während Elisabeth Maria Rieder und Alex Ploner vom Team K zwar im Regionalrat ihre Kritik und Bedenken an der Zusatzrente kundtaten, stimmten sie schlussendlich dafür. Einzig und allein der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Hannes Rabensteiner, entschied sich dagegen.
Rabensteiner bezeichnete die gesamte Gesetzesinitiative als eine Maßnahme, die zwangsläufig unfair gegenüber anderen Sparten erscheine.
„Hier kommt es zum Unmut der Bevölkerung. Es sind bereits Personen an mich herangetreten, die sich schlichtweg benachteiligt fühlen“, monierte Rabensteiner gegenüber der TAGESZEITUNG. Zudem konstatierte er, dass der Großteil der Kulturschaffenden ihrer Tätigkeit als Hobby nachgehe.
SVP-Landesrat Philipp Achammer, der federführend für die Gesetzesinitiative zur Künstlerrente verantwortlich war, wehrt sich gegen solche, seiner Ansicht nach, kolportierten Aussagen.
„Es werden die Tatsachen nicht gesehen, und das Maß wird bei weitem überschritten, worüber man zu diskutieren glaubt“, stellt Achammer klar.
Die Kritik an der Künstlerrente hing sich zu großen Teilen am Argument der Hausfrauenrente auf. Vergleiche wurden aufgestellt, um ein angeblich unfaires Missverhältnis aufzuzeigen. Für Achammer eine haltlose Argumentation: „Ich habe immer gesagt, dass, wenn man beginnt, Vergleiche anzustellen, eine tagelange Diskussion vom Zaun brechen kann. Man kann Kategorien miteinander vergleichen, aber es ist ungut, dass hier Sparten gegeneinander ausgespielt werden. Diese Vergleiche halten auch nicht stand.“
Vor allem in puncto Hausfrauenrente sieht er kaum gegenüberstellbare Verhältnisse, da sich insbesondere das Ausmaß dieser Rentenleistung in zwei verschiedenen Dimensionen befinde.
„Ich bin nicht gegen die Hausfrauenrente. Sie kommt aber aus einer völlig anderen Zeit und, das muss man offen sagen, kostet einen großen Brocken an Geld mehr“, so der Landesrat.
Die Künstlerrente werde laut Achammer derzeit von sehr wenigen genutzt. Dies war auch der Impetus, an den Rahmenbedingungen zu feilen. Selbst wenn nun ein „Ansturm“ an Künstlern veranlasst werden würde, wären die Zahlen äußerst überschaubar: „Wir haben während der Corona-Pandemie eine Erfassung der Berufssparte veranlasst und gehen von rund maximal 450 professionell agierenden Kulturschaffenden in Südtirol aus. Momentan sprechen wir von Ausgaben von 15.000 Euro. Die Kosten, auf welche sich diese Initiative beläuft, sind sehr bescheiden.“
Unabhängig inhaltlicher Spitzfindigkeiten echauffiert Achammer jedoch vor allem die, seinem Ermessen nach, pejorative Darstellung der Kulturschaffenden in Südtirol.
„Mich ärgert die Aussage vom Kollegen Rabensteiner, der die Gesamtheit der Kulturschaffenden in unserem Land als Hobbykünstler abtut. Von Kunst zu leben bedarf hoher Qualität, und es ist immens schwer, davon zu leben. Wir haben eine große Mittelschicht in diesem Bereich, die um ihre Existenz hadert. Wir sprechen hier von Profis und keinem Hobbykünstler, der nach Lust und Laune in seiner Freizeit eine Zeichnung anfertigt“, lamentiert Achammer.
Die Umstände, unter denen die breitgefächerte Berufsgruppe der Kulturschaffenden arbeitet, werden Achammer zufolge völlig verkannt und falsch kontextualisiert: „Es geht darum, eine gesamte Berufsgruppe zu sehen und diese auch wertzuschätzen. Wir befinden uns hier in einem Arbeitsbereich, in dem es einfach keine festgelegten Tarife gibt. Die Leute leben von der Hand in den Mund. Sie müssen, wie auch anderweitig Selbstständige, für Versicherungen und alle anfallenden Ausgaben selbst aufkommen. Dann wäre es noch gut, etwas für Arbeitsausfall und harte Zeiten anzusparen. In diesem Fall ist auch die Obergrenze von 40.000 Euro brutto nicht unbedingt ein gutes Jahresgehalt.“
Die gesellschaftliche Relevanz als apodiktisch gegeben erachtend, zeigt sich Achammer besorgt über Aussagen, wie sie von Rabensteiner postuliert werden: „Die Gesellschaft braucht Kunst, heute umso mehr wie gestern, und es herrscht ohnehin die Tendenz, dass diese Wichtigkeit immer mehr übersehen wird.“
Die ursprüngliche Anhebung des Jahreseinkommens wurde bereits von der Landesregierung von 45.000 auf 40.000 Euro gesenkt, ehe der Entwurf in den Regionalrat gelangte. Achammer verlautbarte dabei, diese Erhöhung in einem zweiten Moment zu veranlassen. Nun gilt jedoch vorerst abwarten.
„Die Landesregierung hat sich auf 40.000 Euro geeinigt, und unserem Erkenntnisstand zufolge beziehen die meisten, die für diese Leistungen in Frage kommen, ohnehin zwischen 35.000 und 40.000 Euro brutto Jahreseinkommen.
Wir warten jetzt ab, welchen Zuspruch die Initiative hat und ob sich mehr Leute einschreiben“, konkludiert Achammer.
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