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Iran beim Oscar

Lebenslustig nur in den eigenen 4 Wänden. 3 junge Frauen im Iran

„Die Saat des heiligen Feigenbaums“ kandidiert für Deutschland, „I’m Still Here“ für Brasilien, „Emilia Perez“ für Frankreich usw.

Von Renate Mumelter

Sagen wir es so: Wer den Oscar-Kandidaten „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ sehen möchte, tut gut daran hinzugehen, obwohl es nicht ganz einfach ist, denn der Film erzählt in seinen 168 Spielminuten keineswegs Heiteres.

 

Regisseur Rasoulof

Regisseur Mohammad Rasoulof erzählt aus dem Iran des Jahres 2022, als es in Teheran und nicht nur dort revolutionäre Bewegungen gab, die dem Regime gar nicht passten. Geändert hat sich in der Zwischenzeit nicht viel. Rasoulof selbst konnte nach Verhaftung und Anklage 2024 aus dem Iran fliehen. Soviel zum Umfeld.

 

Der Untersuchungsrichter

Im Mittelpunkt des Films steht eine Familie mit Vater, Mutter, zwei Töchtern, alle gläubig, auch wenn die Töchter nicht alles akzeptieren wollen, was ihnen aufgezwungen wird. Als der Vater zum Untersuchungsrichter ernannt wird, wird das Leben für alle schwieriger: für den Vater, weil er in dieser neuen Rolle zwar in den Genuss von Vorteilen kommt, andererseits aber dazu gezwungen ist, volle Solidarität mit dem Regime zu beweisen, auch gegen sein Gewissen.

Für die Mutter wird alles es schwieriger, weil ihr Mann von der neuen Aufgabe nahezu verschlungen wird, und für die Töchter wird’s schwer, weil die jungen Frauen nicht mit allem einverstanden sind, was das Regime verlangt. Als dann eine enge Freundin der älteren Tochter bei Straßenkämpfen schwer verletzt wird, spitzt sich die Lage zu.

 

Reale Szenen

Der Vater fühlt sich immer mehr unter Druck, die Mutter versucht, mit ihren Töchtern streng zu sein um sie zu schützen, die Töchter wollen wissen, was im Land passiert und informieren sich. Das gibt dem Regisseur die Möglichkeit, immer wieder reale brutale Szenen einzubauen, die damals im Netz die Runde machten. Was da zu sehen ist, lässt wieder einmal an der Welt verzweifeln, an einer Welt die grob und gnadenlos ist und dafür religiöse Gründe vorschiebt.

Im Mittelpunkt bleibt die Frage, was besser wäre, Regimetreue, die Sicherheit bietet oder oder der gefährliche Kampf für die Freiheit. Das wiederum ist in Europa schwer nachvollziehbar (noch).

„Die Saat des heiligen Feigenbaums“ spielt viel in Innenräumen. Das hat auch damit zu tun, dass heimlich gedreht werden musste, denn Rasoulof Film ist eindeutig regimekritisch. Jetzt konkurriert er mit „I’m Still Here“ (Brasilien), „Das Mädchen mit der Nadel“ (Dänemark), „Emilia Pérez“ (Frankreich) und „Flow“ (Lettland) um den Oscar für den besten internationalen Film.

Dass „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ für Deutschland ins Rennen geht, hat in Insiderkreisen auch für Entrüstung gesorgt. Von „kultureller Aneignung“ war die Rede. Andererseits hätte dieser Film nie für den Iran nominiert werden können. Dort wird er gar nicht gezeigt.

 

Alto Adige Pride Südtirol

Einen besonderen Hinweis verdient „Milk“ von Gus Van Sant, der nur am 26.2. im Filmclub zu sehen ist. Zu diesem Special lädt Alto Adige Pride Südtirol ein. In der Hauptrolle ist Sean Penn zu sehen, der dafür den Oscar gewann. Er spielt Harvey Milk, jenen ersten offenen Schwulen, der in den 1970er Jahren in Kalifornien in ein öffentliches Amt gewählt wurde.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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