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„Sie leisten Außergewöhnliches“

Der Bergbauern-Preisträger

Der Südtiroler Bauernbund hat auf seiner Landesversammlung wieder drei Bergbauernfamilien für ihre besonderen Leistungen mit dem Bergbauernpreis 2025 ausgezeichnet. Geehrt wurden die Familien Thomas und Christa Seehauser, Martin und Waltraud Grassl sowie Roland und Martina Oberlechner.

Sie stellen unter schwierigen Bedingungen auf steilen Höfen hochwertige Lebensmittel her und tragen so zu Biodiversität und Versorgungssicherheit bei, erzeugen erneuerbare Energie, erhalten dabei die einzigartige Kulturlandschaft, pflegen Bräuche und Traditionen und engagieren sich für die Gemeinschaft in Vereinen und Verbänden. Die Liste der Leistungen der Südtiroler Bergbäuerinnen und Bergbauern ist lang.

Neben ihrer Arbeit zeichnen die Bergbauernfamilien aber auch der besondere Fleiß, die große Leidenschaft für ihre Tiere und die Berglandwirtschaft, ihren Mut, ihre Bescheidenheit und ihre Dankbarkeit aus.

„Mit dem Bergbauernpreis ehren wir stellvertretend für die Tausenden Bergbauernfamilien drei Familien, die Außergewöhnliches für uns alle leisten. Gleichzeitig wollen wir mit dem Preis die Leistungen sichtbar machen, die leider allzu oft als selbstverständlich gesehen werden“, sagte Daniel Gasser, der Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes. „Die Bergbäuerinnen und Bergbauern haben unseren Dank und unsere Anerkennung mehr als verdient.“

Auf die Herausforderung, einen Bergbauernhof wirtschaftlich zu führen, ging Herbert von Leon, der Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol ein. Auch von Leon drückte seine Anerkennung für die Leistungen der drei ausgezeichneten Familien aus. „Mit vollster Überzeugung stiften die Südtiroler Raiffeisenkassen den Bergbauernpreis. Die gesellschaftlichen Leistungen der Bergbauernfamilien sind bemerkenswert.“

Die Familie Seehauser (Foto: SBB)

Von Leon erinnert auch an die Bedeutung der Genossenschaften besonders für die Berglandwirtschaft. „Dank dieser müssten sich die Bergbäuerinnen und Bergbauern nicht auch noch um die Vermarktung kümmern.“ Die Vereinten Nationen haben 2025 als Internationales Jahr der Genossenschaften ausgerufen.

Fast senkrecht oberhalb von St. Leonhard in Passeier liegt der Wiedlerhof. Martin und Waltraud Grassl bewirtschaften den steilen Hof mit ihren Kindern Hannes, Jennifer, Valentin und Emilie. Beachtliche 144 Erschwernispunkte belegen eindrucksvoll, wie mühsam es ist, den Wiedlerhof mustergültig zu bewirtschaften.

Den über 600 Jahre alten Erbhof hat Martin Grassl von seinem Onkel Matthias Kofler übernommen. Die Familiengeschichte ist reich an Facetten, wie die des Urgroßvaters, der als Bergdoktor bekannt war. Die Wiedlersalbe war ein Geheimtipp bei Zerrungen und Brüchen.

Martin und Waltraud haben viel in den Hof investiert, um ihn zeitgemäß bewirtschaften zu können.

Das Wohnhaus wurde neu errichtet, Wege gebaut und Wiesen ausgebessert, wobei nach wie vor viel Handarbeit nötig ist. In den nächsten Jahren sollen der Stall und das Wirtschaftsgebäude neu gebaut werden.

Die Familie Oberlechner (Foto: SBB)

Das Haupteinkommen ist die Milchwirtschaft, die Milch wird mit der Seilbahn zur Sammelstelle transportiert. Im Schnitt werden zehn Grauviehkühe und fünf Kälber gehalten. Die zehn Hektar Wiesen werden bis zu drei Mal im Jahr gemäht, die Bergwiese und die Alm – insgesamt etwa 25 Hektar – einmal jährlich. Freiwillige Helfer, die der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze vermittelt, sind ein willkommene Unterstützung. Aktiv wird auch der Wald bewirtschaftet.

Am Passeirer Höhenweg betreibt die Familie Grassl einen kleinen Almausschank, in dem vorwiegend hofeigene Produkte auf den Tisch kommen. Die Milch der Kühe auf der Alm wird in der Almkäserei fachmännisch zu Butter und Käse weiterverarbeitet. Eine Zufahrtsstraße gibt es nicht, dafür aber eine Materialseilbahn.

Trotz der vielen Arbeiten sind Martin Grassl und Sohn Valentin bei der Musikkapelle. Die große Leidenschaft von Martin ist das Paragliden, zudem ist er im E-Werk Gomion und im SBB aktiv.

Roland und Martina Oberlechner bewirtschaften den Hof Hopfgartner oberhalb von Mühlwald. Dort leben sie mit den Kindern Sarah, Hannes und Tobias und Altbäuerin Johanna. Die Brüder Siegfried und Helmut Oberlechner helfen regelmäßig am Hof mit – der familiäre Zusammenhalt wird hier wie auf den anderen beiden Höfen großgeschrieben.

Auf einem Bergbauernhof gibt es immer viel zu tun: Neuneinhalb Hektar steile Wiesen und eine Alm werden bis zu drei Mal gemäht. Zudem gibt es für die Tiere noch eine Almweide.

Der Hof wird von Roland und Martina Oberlechner mustergültig bewirtschaftet. In den letzten Jahren wurden u. a. das Wohnhaus, ein Wirtschaftsgebäude und ein Laufstall neu errichtet. Neben der Heumilch der zwanzig Simmenthaler stellt der Urlaub auf dem Bauernhof mit zwei Ferienwohnungen ein willkommenes Zusatzeinkommen dar. Die Gäste schätzen das bäuerliche Ambiente und die hofeigenen Produkte. Zusätzlich arbeitet Roland Oberlechner bei der Speikboden-Seilbahn. Zweimal arbeiten, um einmal zu leben, ist auch hier Realität.

Die Familie Grassl (Foto: SBB)

Die Familie Oberlechner ist stets offen für Neues. Erst kürzlich hat Roland Oberlechner in eine Photovoltaikanlage und einen Batteriespeicher investiert.
Viel Arbeit gab es in den letzten Jahren im Wald. Windwurf, Schneedruck und der Borkenkäfer haben große Schäden verursacht. Aber Roland Oberlechner wäre nicht Roland Oberlechner, hätte er nicht das Holz rasch aus dem Wald gebracht.

Die Familie ist in Vereinen und Verbänden aktiv. Das politische Engagement wurde Roland in die Wiege gelegt – bereits der Vater und Großvater waren Referent bzw. Bürgermeister. Über die Pfarrkirche von Mühlwald hat Roland Oberlechner ein Buch verfasst. Zudem hat er mit dem Ortsbauernrat Mühlwald Lappach für Segenstafeln für jeden Bauernhof gesorgt.

Die dritten Preisträger 2025 kommen aus Flans in der Gemeinde Freienfeld. Dort wohnen Thomas und Christa Seehauser mit ihren Kindern Mirjam, Frieda, Luisa und Dominik am Hof Schwitzer, der erstmal im 13. Jahrhundert erwähnt wurde.
Neben Thomas und Christa Seehauser arbeiten auch Bruder Hannes, Schwester Rosmarie und Altbäuerin Erika fest mit. Gemeinsam werden 14 Hektar Wiesen und zwei Almen bewirtschaftet. Obwohl Maschinen die Arbeit erleichtern, ist immer noch viel Handarbeit nötig.

Vor etwa zehn Jahren hat Thomas Seehauser den Hof mit durchschnittlich zwanzig Kühen und fünfzehn Kälbern auf die biologische Landwirtschaft umgestellt, bereits zuvor wurde der Anbinde- in einen Laufstall umgebaut. Die Milch wird an den Milchhof Sterzing geliefert.

Der Hof ist neu und zeitgemäß: Im letzten Sommer wurde ein neuer Almlaufstall und eine neue Almkäserei gebaut. Eine Almhütte ist bereits vor Jahren neu errichtet worden, eine zweite, baufällige Almhütte wird in naher Zukunft neu gebaut.

Auf der Alm wird von Hannes und Rosmarie Seehauser die Milch zu Käse und Butter verarbeitet.

Eine besondere Bedeutung haben für Thomas Seehauser, der gelernter Zimmermann ist, der Wald und der Rohstoff Holz. Die Waldarbeit ist nicht nur ein zusätzliches Einkommen, sondern lieferte auch den Rohstoff für das Wohnhaus, das Wirtschaftsgebäude oder die Almgebäude. Wichtig ist Thomas Seehauser auch die Tradition, wie die Instandhaltung der Speltenzäune.

Der familiäre Zusammenhalt ist auch der Familie Seehauser wichtig. Dieser zeigt sich nicht nur bei der Heuernte, wo die gesamte Familie mithilft, sondern auch beim jährlichen Brotbacken.

Neu ist am Hof die Photovoltaikanlage und der Batteriespeicher, um Kosten zu sparen und das Klima zu schützen.
Thomas Seehauser nimmt sich immer auch noch Zeit für das Ehrenamt: So ist er im Gemeinderat, beim Südtiroler Bauernbund und in der Feuerwehr aktiv.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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