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„Bettenstopp ist gescheitert“  

 

Claudia Plaikner (Foto: Armin Huber)

Der Heimatpflegeverband fordert ein sofortiges Moratorium bei der Bettenexpansion. Sonst habe Südtirol bald 9 Millionen Ankünfte pro Jahr. 

von Artur Oberhofer

Claudia Plaikner schlägt Alarm: „Wenn wir so weitermachen, haben wir bald über neun Millionen Ankünfte im Jahr.“ Das Bettenstopp-Konzept, so die Vorsitzende des Heimatpflegeverbandes weiter, sei nämlich kläglich gescheitert.

Claudia Plaikner liefert für ihre drastische These auch Zahlen. Stand Februar 2025 habe die Zahl der in Südtirol gemeldeten Gästebetten – ohne Zweitwohnungen – die Marke von 260.000 geknackt. „Damit haben Hotellerie und Parahotellerie seit fünf Jahren um fast 30.000 Betten zugelegt“, stellt Claudia Plaikner fest.

Die mit Änderung des Gesetzes „Raum und Landschaft“ im Juli 2022 vom Landtag vorgesehene und mit Verordnung vom 13. März 2022 in Kraft gesetzte Bettenobergrenze sei nicht in Sicht. Der vom Landestourismuskonzept angepeilte „Bettenstopp“ habe sich ins Gegenteil verkehrt.

Claudia Plaikner nennt auch die Gründe: „Die großzügige, doch unnötige Verteilung von 8000 ,Vorschussbetten‘, die Nachmeldung von gut 17.000 beliebig eingesetzten Betten außerhalb der Lizenz sowie die Umsetzung von Hotelprojekten, die bis 2020 genehmigt worden waren, haben dieses unglaubliche Bettenwachstum befeuert.“

Als „sozialpolitisch besonders schädlich“ könne man das rasante Anwachsen der touristischen Kurzzeitvermietung (Airbnb u.a.) betrachten, wodurch in urbanen Zentren den einheimischen Mietwohnungsinteressierten direkt wertvoller Wohnraum entzogen werde. Weitere Betten würden bis 2026 dazukommen, weil die entsprechenden Tourismuszonen schon genehmigt worden sind, warnt der Heimatpflegeverband.

Das groß angekündigte Vorhaben der Einbremsung des Bettenwachstums sei folglich gescheitert. „Wir können nicht hinnehmen, dass die Politik dies billigend in Kauf nimmt und keine Obergrenze in Sicht ist“, so die Obfrau der Heimatpfleger.

Mit dem Bettenwachstum sei nämlich eine weitere Steigerung der Gästeankünfte vorprogrammiert. Claudia Plaikner rechnt vor: „Wenn 260.000 Betten zum aktuellen jahresdurchschnittlichen Auslastungsgrad (40,8 %) genutzt werden, führt dies bei der derzeitigen durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Gäste (4,2 Tage) in Kürze zu 9,21 Millionen Ankünften im Jahr.“

Die öffentlich finanzierte Tourismuswerbung im Verbund mit der betrieblichen Werbung würden alles daransetzen, diese schon bereitgestellten Betten auch zu füllen. Noch mehr Ankünfte von Gästen würden aber zu noch mehr Verkehrsbelastung, zu noch mehr Energieverbrauch, zu noch mehr Überfüllung und zu mehr klimabelastenden CO2-Emissionen führen. In Richtung des Landeshauptmannes, dessen großes Steckenpferd die Nachhaltigkeit ist, sagt die oberste Heimatspflegerin: „Diese durch politische Fehlentscheidungen herbeigeführte Entwicklung steht in direktem Gegensatz zur Nachhaltigkeitsstrategie des Landes.“

Da der touristische Freizeitverkehr in Südtirol mindestens 26 % des Gesamtverkehrs ausmache, rücke die vom Mobilitätsplan 2035 angestrebte Senkung des motorisierten Individualverkehrs in weite Ferne.

Die Heimatpfleger verweisen auch darauf, dass im Klimaplan des Landes sowie im Gesetz Raum und Landschaft die Senkung der Netto-Neuversiegelung auf null festgeschrieben sei. Claudia Plaikner hält dagegen: „Wenn in wenigen Jahren Kubatur für bis zu 35.000 Betten neu auf die grüne Wiese gebaut wird, ist ein solcher Plan das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben wurde.“

Die Forderungen der Heimatpfleger: Sofortige Revision der Bettenstoppverordnung von 2022, die Einschränkung der touristischen Kurzzeitvermietung von Wohneinheiten und ein Moratorium des Baus neuer Bettenkapazitäten.

LESEN SIE MORGEN AUF TAGESZEITUNG Online: Was der „Vater“ des Bettenstopps, Ex-Landesrat Arnold Schuler, sagt.

 

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