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„Verbessern kann man alles“

Foto: lpa/Brucculeri

In den vergangenen sieben Jahren haben 461 Studenten die Claudiana vorzeitig verlassen. Wie Präsident Klaus Eisendle diese Zahl einordnet.

von Sandra Fresenius

Auf Anfrage der Landtagsabgeordneten Renate Holzeisen wurden kürzlich die Zahlen der Studienabbrecher an der Claudiana öffentlich. Über den Zeitraum von 2018 bis 2024 haben 461 Studenten ihre Ausbildung vorzeitig abgebrochen. Das entspricht durchschnittlich rund 65 Personen im Jahr.

„Bei 600 Studierenden entspricht das etwa zehn Prozent. Das liegt im Schnitt der Studienabbrecher in der Pflege – wenn nicht sogar darunter“, meint Klaus Eisendle, Präsident der Claudiana. Diejenigen Studenten, die ihr Studium nicht beendeten, sondern frühzeitig abbrachen, führen dies vor allem auf falsche Erwartungen an die Studieninhalte zurück. An mangelnden Informationen im Vorfeld könne dies nicht liegen, sagt Eisendle, vielen sei bei der Einschreibung an der Landesfachhochschule jedoch nicht bewusst, dass es sich um Studienangebote handelt und nicht um eine schulische Ausbildung. Ein Großteil hätte außerdem nach dem ersten Praktikum, zu Beginn des ersten Studienjahres, abgebrochen, so Eisendle: „Die erste Welle des Studienabbruchs kann man zeitlich nach dem Praktikum verorten, wenn die Studenten gesehen haben, was sie später in ihrem beruflichen Alltag erwartet.“

Als weiteren Grund für einen Studienabbruch führten die Befragten die Belastung durch Anwesenheitspflicht und Selbststudium an. Es bliebe zu wenig Zeit zum Lernen und auch an Freizeit würde es mangeln. Der Claudiana-Präsident räumt ein, dass der Schwierigkeitsgrad der Prüfungen anfangs tatsächlich zu hoch gewesen wäre. Daher hätte die Universität von Verona auf Drucks der Claudiana die Prüfungen vor etwa zwei Jahren schließlich gesplittet, damit von den Studenten weniger Stoff auf einmal zu lernen sei. Seitdem würde sich in den regelmäßig stattfindenden Qualitätsumfragen eine Besserung abzeichnen und die Zahl der Beschwerden, die sich auf den zu lernenden Stoffumfang beziehen, abnehmen. Die Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe selbst hätte ansonsten aber wenig Einfluss auf diese Faktoren, sondern würde vor allem die Struktur zur Verfügung stellen. „Bei Beschwerden, die das Studium betreffen sind wir der falsche Ansprechpartner, denn wir stellen nicht die Professoren und wir machen auch nicht den Studienplan. Die Claudiana gibt den Studenten hingegen möglichst viele Freiräume, indem sie ein Stipendium erhalten und jedes Praktikum mit Fahrt und Unterkunft bezahlt wird“, erklärt Eisendle. Somit spielen finanzielle Gründe oder auch der Mangel an Wohnraum nur eine deutlich untergeordnete Rolle für einen vorzeitigen Studienabbruch. Immerhin würde jeder Student einen Heimplatz erhalten, bei nicht ausreichend eigenen finanziellen Mitteln seien keine Studiengebühren zu zahlen und die Studenten erhalten eine monatliche Beihilfe von 600 Euro. Bedürftige würden außerdem noch durch eine Stipendium unterstützt, so Eisendle.

Nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels ist jedoch jeder verlorene Student einer zu viel. Um die Studenten zu halten, würde deshalb zusätzlich der Campus attraktiver gestaltet und neue Studentenheime seien in Planung, „Man kann immer alles besser machen. Die Zahl von 461 Studienabbrechern wirkt erstmal erschreckend, jedoch ist dieser Wert weder hoch noch niedrig. Die Zahl hat sich schon immer in dieser Größenordnung bewegt. Aber natürlich wäre es schön, wenn es gelingt, diese Zahl zu reduzieren“, sagt der Claudiana-Präsident. Das größte Problem sieht er in den fehlenden Zugangsbeschränkungen zum Studium der Pflege. Viele würden sich aufgrund falscher Vorstellungen einschreiben, ohne für diese Ausbildung geeignet zu sein und die nötige Reife mitzubringen. Insgesamt studieren derzeit 700 Personen an der Claudiana, exklusive der im neuen Studiengang Medizin Eingeschriebenen. „Man kann natürlich immer alles schlecht reden. Dennoch scheinen die bereits gesetzten Maßnahmen zu greifen. Im aktuellen akademischen Jahr gibt es 280 Neueinschreibungen, davon 115 in der Krankenpflege – so viele wie noch nie in den vergangenen zehn Jahren“, betont Eisendle.

 

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