„Wir erreichen ein Millionenpublikum“
Die Webseite Verkehrsinfos.it ist für viele Südtiroler zur wichtigsten Quelle für Verkehrsmeldungen geworden. Hinter der Seite steckt der Informatiker Hannes Sigmund.
Tageszeitung: Herr Sigmund, auf Ihrer Webseite schreiben Sie, dass hinter dem Portal Verkehrsinfos.it die Idee steckt, die Verkehrsinformation noch effektiver verfügbar zu machen. Offenbar gelingt Ihnen das. Wie bekommt eine private Plattform zu solch zuverlässigen und schnellen Informationen?
Hannes Sigmund: Großteils ist es einfach der Mix aus Netzwerk, Kontakten und Technik. Zum Netzwerk zählt eine große und verlässliche Community, welche über die bekannten Social Media Kontakte uns Informationen sendet. Egal ob Straße oder Bus und Bahn. Natürlich zählen Kontakte auch dazu, dass uns etwa Landesrat Alfreider verlässlich Informationen zu Sperren und ähnliches zukommen lässt, vereinfacht das Ganze zusätzlich. Selbiges gilt für Einsatzorganisationen, welche von uns via Telefon oder Social Media sofern möglich kontaktiert werden. Als dritte Komponente fügt sich die Technik als größter Bestandteil ein. Als ausgebildeter Informatiker und Programmierer kann ich mit Echtzeitdaten der verschiedenen Portale bestens umgehen, diese Informationen speichern und nach digitaler Verarbeitung veröffentlichen.
Ihre Seite ist für viele Südtiroler, aber auch Touristen zur ersten Informationsquelle für den Verkehr in Südtirol geworden. Hätten Sie sich das erwartet?
Das Informationsbedürfnis ist in Südtirol, wie auch anderswo, natürlich immens. Dies zeigen auch die aktuellen Zahlen: Mittlerweile über 8.500 Abonnenten bei unseren Channels, über 41.000 Follower auf Facebook und mehr als 40.000 Besucher auf unserer Webseite pro Monat. Unsere Beiträge erreichen auf Social Media immer öfters ein Millionenpublikum. Von dem her ist das eingetreten was wir uns erwartet haben – mit dem auch eine gewisse Verantwortung einhergeht.
Können Sie als Betreiber der Seite davon leben?
Schön wär’s (lacht). Die Seite deckt nur die laufenden Kosten ab. Bisher lag der Fokus auch nicht im großen Verdienen. In erster Linie wollen wir die Marke fördern und einen guten, verlässlichen Dienst etablieren.
Mit der Südtiroler Verkehrsmeldezentrale gibt es eigentlich eine Landesstelle, die über viel mehr Ressourcen verfügen sollte. Warum liefert Ihre Seite dennoch verlässlichere Informationen? Worin liegt der Unterschied?
Einfach in der Struktur. Ich kenne die Verkehrsmeldezentrale und einige der dortigen arbeitenden MitarbeiterInnen und möchte auch gar nicht deren Arbeit absprechen – das steht mir auch gar nicht zu – oder gar schlecht reden. Dazu kann man eine private Institution mit einer öffentlichen auch schlecht vergleichen –da kommt der klassische Apfel Birnen Vergleich ins Spiel. Eine öffentliche Institution hat im Grunde oftmals auch andere Vorgaben und Zielsetzungen als eine Private. Dies ist nicht nur in diesem Sektor so. Einer unserer Zielsetzungen lag in der Schnelligkeit bei der Verbreitung von Informationen. Dazu auch die verstärkte Nutzung der aktuellen technischen Möglichkeiten. Mittlerweile sind Echtzeitdaten sehr verlässlich geworden. Dies bestätigen auch unsere regelmäßigen Stichproben.
Als ständiger Beobachter der Verkehrsflüsse können Sie auch die Auswirkungen bestimmter Maßnahmen einordnen. Wie bewerten Sie in Anbetracht dessen die Verkehrssituation auf der Luegbrücke?
Ein rotes Tuch, das Thema Luegbrücke. Deshalb gilt bei mir Zurückhaltung. Dass die Brennerautobahn – egal ob Süd- oder Nordtirol – bei einspuriger Verkehrsführung an seine Kapazitätsgrenzen kommt, ist hinlänglich bekannt. Effektiv ist es aber so, dass gewisse Kombinationen für mehr Probleme sorgen. Etwa einspurig und Reiseverkehr. Die zweispurige Verkehrsführung auf der Luegbrücke am letzten Wochenende im Jänner hat aber das Ganze sofort entzerrt. Der volle Lkw-Verkehr war aufgrund des Verbotes noch nicht unterwegs, auch kein voller Reiseverkehr. Deshalb ist das Ganze noch mit Vorsicht zu genießen. Eine Zweispurigkeit hilft aber natürlich dem Verkehrsfluss. Dass aber der prognostizierte, komplette Kollaps eingetreten ist, können unsere Verkehrsdaten (noch) nicht belegen. Natürlich nehmen auch gewisse Maßnahmen in Tirol Einfluss auf die Luegbrücke – Stichwort Blockabfertigung – dies ist mir absolut bewusst. Im Großen und Ganzen läuft es nach dem ersten Monat aber besser als erwartet. Aber bekanntlich soll man nicht den Abend vor dem Tage loben. Man wird sehen. Wir bleiben auf jeden Fall dran und berichten immer sehr ausführlich. Denn Informationen sind gefragter denn je.
Mit dem wachsenden Interesse steigen auch die Ansprüche der Nutzer und vielleicht auch Ihre. Wie geht es mit Ihrer Seite weiter?
Wir werden weiterwachsen und wir sind auch für weitere Zusammenarbeiten und Kooperationen offen. Wir freuen uns auch über jede Info, welche uns via WhatsApp bzw. Telegram oder per Mail erreicht. Gerade hat eine Zusammenarbeit mit einem Radiosender im Pustertal begonnen. Natürlich steigt gleichzeitig auch der Anspruch der User. Bei unserer letzten Userumfrage im Jänner 2025 haben aber 80 Prozent der Befragten angegeben, dass sie uns gerade deshalb nutzen, weil unsere Infos schnell verfügbar sind – zudem nutzen 80Prozent unserer User uns mindestens mehrmals pro Woche, fast 50 Prozent täglich. Unsere Ansprüche bleiben aber immer dieselben, denn die sind das Erfolgsrezept. Darunter fallen auch die bewusst fokussierte Neutralität und Seriosität, insbesondere auf Social Media. Eine technische Weiterentwicklung gehört natürlich auch dazu. Die nächsten Jahre werden verkehrstechnisch sicher nicht einfacher, egal ob auf der Straße oder auf der Schiene. Umso wichtiger ist es deshalb eine schnelle, lückenlose und qualitative Information zu bieten.
Interview: Markus Rufin
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