Sichere Orte
Sicherheit und Kriminalität in Südtirol: Der hds hat 10 Kriterien und Maßnahmen für sichere Orte ausgearbeitet. In der Orts- und Stadtentwicklung liege viel Potential für Prävention.
Das Thema Sicherheit und Kleinkriminalität in Südtirols Orten und vor allem in Handels- und Gastronomiebetrieben steht an der Tagesordnung. Der Dachverband Stadtmarketing Austria, dem auch der Wirtschaftsverband hds angeschlossen ist, hat dazu aktuell 10 Kriterien für die sichere Stadt mit entsprechenden Maßnahmen ausgearbeitet.
„Die Sicherheit in einer Stadt oder in einem Ort ist von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden der Einwohner sowie für das langfristige Wachstum und die Entwicklung. Stadt- und Ortsplaner, politische Entscheidungsträger auf Gemeindeebene und Politiker auf anderen Verantwortungsebenen tragen die Verantwortung, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der Menschen frei von Bedrohungen leben können“, erklärt dazu hds-Präsident Philipp Moser, der überzeugt ist: „In der Orts- und Stadtentwicklung liegt viel Potential für Prävention!“
Die 10 Kriterien für eine sichere Stadt:
1. Vertrauensbildung und Information
Eine starke Gemeinschaft ist eine der wichtigsten Grundlagen für eine sichere Stadt. Durch die Förderung des sozialen Zusammenhalts und die Unterstützung von Bürgerinitiativen kann das Vertrauen unter den Bewohner gestärkt werden. Wenn man sich kennt, passt man besser aufeinander auf. Das Gefühl der Solidarität wird in gemeinsamen Räumen gefördert und das Risiko von Straftaten verringert. Anrainer fühlen sich für ihr Umfeld mitverantwortlich und zeigen im Fall des Falles Zivilcourage.
Sicherheitsbedürfnis
So kann man beispielsweise schon in der Stadtteilentwicklung Rücksicht nehmen auf das Sicherheitsbedürfnis der Menschen. Das heißt, dass neue Wohnquartiere nicht zu groß geplant werden, Stadtviertelräte oder Stadtviertelvereine, die von den Gemeinden finanziert werden, können dafür sorgen, dass sich die Bewohner kennen lernen, gemeinsame Veranstaltungen durchführen oder Urlaubsdienste übernehmen.
Erdgeschosse sollten nicht nur mit Handelsflächen verplant, sondern für Vereine und Kulturschaffende reserviert oder als Ermöglichungsräume, Citylabors und Repair Cafes genutzt werden. Sind solche Infrastruktureinrichtungen in einem Wohngebiet vorhanden, schafft das Möglichkeiten, laufend miteinander zu kommunizieren.
2. Beleuchtung
Gut beleuchtete Straßen, Plätze und Parks schaffen eine sichtbare Umgebung und erhöhen das Sicherheitsgefühl der Menschen. Empfohlen wird, dass Personen bei einem Mindestabstand von zehn Metern erkennbar sind.
Diese Distanz ermöglicht es, individuell zu reagieren, zum Beispiel, indem man die Straßenseite wechselt oder das Handy aus der Tasche nimmt. „Sehen und gesehen werden“ ist bei einer Mindestsichtweite von zehn Metern noch möglich. Auch potenzielle Angsträume wie öffentliche Plätze, Parkanlagen und Unterführungen, müssen durch Beleuchtung für eine sichere Stadt übersichtlich und gut einsehbar gestaltet werden.
Eine gut beleuchtete Umgebung, klug angelegte Fußwege und Plätze, die zum Verweilen einladen, tragen dazu bei, dass sich Menschen sicher fühlen.
3. Technologische Sicherheit
Die Idee der Smart City baut auf integrierte Technologiesysteme. Digitalisierung und Vernetzung von Beleuchtungssystemen machen eine Stadt mittels individuell fernsteuerbarer Licht-Szenarien sicherer und sind abgestimmt auf die örtliche Situation und Tageszeit.
Die physischen Aspekte der Sicherheit sollten mit technologischen Innovationen kombiniert werden: Eine auf den Bedarf abgestimmte Energieversorgung, anpassungsfähige Mobilitätskonzepte und intelligente Sicherheitslösungen spielen eine entscheidende Rolle dabei, die Lebensqualität in Städten trotz ihres wachsenden Umfangs zu erhalten.
Hier ebenfalls oft genannt wird die Videoüberwachung. Statistiken zeigen: Mithilfe von Videoüberwachung ist es zwar besser möglich, Verbrechen aufzuklären, nicht aber, diese zu verhindern.
4. Verkehrssicherheit
Eine gut gestaltete Verkehrsinfrastruktur kann wesentlich zur Sicherheit in einer Stadt beitragen. Die Schaffung sicherer Fußgängerwege und zeitgemäßer Fahrradwege fördert nicht nur umweltfreundliche Verkehrsmittel, sondern reduziert auch das Risiko von Verkehrsunfällen.
Die Installation von Verkehrszeichen, Markierungen und Ampeln an gefährlichen Kreuzungen kann ebenfalls dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu verbessern.
5. Orientierung
Wie gut findet man sich in einer Stadt zurecht? Ausschlaggebend dafür ist, dass mögliche Ziele und markante Plätze gut sichtbar gekennzeichnet sind. Notwendig sind außerdem durchdachte optische Leitsysteme sowie taktile Systeme, die nicht verstellt oder unterbrochen sind und verlässlich Ziele in der Stadt miteinander verbinden.
Für Orientierung in fremden Städten oder Stadtteilen können heute Apps, die am Handy installiert werden, sehr nützlich sein.
6. Übersicht und Einsehbarkeit
Wege und deren Umgebungen sollten möglichst gut überschaubar sein. Eine gut einsehbare Gestaltung stellt Sichtverbindungen her zwischen Innen- und Außenräumen oder belebten und weniger belebten Zonen.
Mit Hilfe von Zäunen, Hecken und Mauern können öffentliche von nicht öffentlichen Bereichen oder solchen, die betreten werden dürfen, nachvollziehbar getrennt werden. So wird einerseits eine gute Übersicht gewährleistet, ihr aber in privaten Bereichen zugleich Grenzen gesetzt.
7. Zugänglichkeit
Markante Punkte und Ziele wie Hauseingänge, Tiefgaragenzugänge, Infrastruktureinrichtungen oder Haltestellen sollen auf möglichst direktem Weg und frei von Hindernissen zugänglich und sauber sein. Im besten Fall sind Alternativrouten und Fluchtwege angeboten, wenn es zum Beispiel in der Nacht eine Situation erfordert, auszuweichen.
Vor allem Tiefgaragen sollten mit genügend Videokameras ausgestattet und 24 Stunden besetzt sein.
8. Belebung und Bewegung
Belebte Orte wirken auf mögliche Täter abschreckend, denn je belebter ein Ort ist, desto mehr Möglichkeiten gibt es, andere Menschen um Hilfe zu fragen, wenn man bedroht wird oder sich bedroht fühlt. Das wiederum stärkt das subjektive Sicherheitsgefühl.
„Soziale Augen“ öffnen
Es kann helfen, stark frequentierte Einrichtungen wie etwa Bars oder Restaurants, gezielt anzusiedeln. So kann ein gastronomisches Angebot mit hohen Besucherströmen dazu beitragen, dass die „sozialen Augen“ gut sehen können.
9. Konflikte vermeiden
Prävention und Deeskalation sind wichtige Sicherheitsaspekte für den öffentlichen Raum. Hier spielen Streetworker eine große Rolle, die an öffentlichen Plätzen unterwegs sind. Sie sind tagsüber und am Abend unterwegs, interessieren sich für die Anliegen und Bedürfnisse der Anrainer und sorgen für ein lebenswertes Miteinander.
10. Sauberkeit
Studien haben ergeben, dass instand- und rein gehaltene Grünflächen als sicherer empfunden werden, da Beschädigung die Anwesenheit von Gewalt suggeriert. Wenn Verschmutzungen, Müll, Graffiti und Vandalismusschäden rasch beseitigt werden, beugt das dem Eindruck von Verwahrlosung vor. Das subjektive Sicherheitsgefühl wird dadurch erhöht.
Fazit
„Insgesamt verdeutlichen diese Beispiele, dass eine erfolgreiche Sicherheitsstrategie in Städten auf einer Vielzahl von Faktoren beruht. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Stadtplanung, Sicherheitsbehörden und der Bevölkerung ist unabdingbar. Dabei sollte der Fokus nicht nur auf der Kriminalitätsbekämpfung liegen, sondern auch auf präventiven Maßnahmen, der Förderung von Lebensqualität und der Schaffung von sicheren öffentlichen Räumen“, betont hds-Präsident Philipp Moser.
Durch eine ganzheitliche Perspektive können Städte nicht nur sicherer, sondern auch lebenswerter gestaltet werden. Dies erfordert langfristige Investitionen, kontinuierliche Überprüfung bestehender Konzepte und die Bereitschaft zu innovativem Denken und Handeln. „Nur so können Städte zu Vorzeigebeispielen für Sicherheit und Lebensqualität werden, die auch international Beachtung finden“, so Moser abschließend.
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