Ohne Verteidiger
Der Anwalt des 15-jährigen mutmaßlichen Terroristen legt sein Mandat nieder. Wollte der Jugendliche in Klausen zuschlagen?
von Thomas Vikoler
Martin Gabrieli, Anwalt aus Lana, hat es sich den ganzen Donnerstag gut überlegt. Am Abend entschied er sich, sein Mandat als Vertrauensverteidiger des 15-jährigen Südtirolers, der am Dienstag unter Terrorverdacht verhaftet wurde, niederzulegen.
Der Jugendliche, der inzwischen im Jugendgefängnis von Treviso in U-Haft sitzt, gehörte laut Erkenntnissen der Ermittler der Internetsekte 764 an, die ihre Mitglieder zu schweren Straftaten, sogar Morden, anstiftet.
Laut Anwalt Gabrieli sei die Verteidigung des Tatverdächtigen gemäß dem Jugendstrafrecht sehr komplex und aufwändig, deshalb werde er ihn nicht weiter verteidigen. In den kommenden Tagen wird entweder ein Pflichtverteidiger ernannt – oder die Familie des Burschen engagiert einen Vertrauensanwalt.
Gabrieli war beim Garantieverhör am Jugendgericht dabei, der 15-Jährige nahm dort auf seine Empfehlung von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch.
Der „Corriere dell‘ Alto Adige“ veröffentlichte am Freitag Fotos, die vor einem Jahr in Klausen gemacht wurden.
Sie zeigen die gesprayte Zahl 764 in oranger Farbe auf einer Mauer und einem weißen Transporter. Daraus zu schließen, dass er in Klausen den von den Ermittlern befürchteten Sprengstoffanschlag verüben wollte, ist aber nicht zwingend.
Schmierereien mit dem Namen der Organisation – die Postleitzahl des Wohnortes ihres Gründers in Texas – sind in Südtirol in der Vergangenheit auch an anderen Stellen aufgetaucht.
Laut Jugendgerichtspräsident Benno Baumgartner bestand seitens des 15-Jährigen eine reale Gefahr eines Anschlags, es habe auch Fluchtpläne gegeben. Deswegen wurde gegen den Burschen aus dem Burggrafenamt U-Haft verhängt.
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