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„Nicht in Ordnung“

Weil die Ärztin kein Deutsch sprach, wurde eine Mutter mit ihrem kranken Kind im Krankenhaus Brixen abgewiesen. Der Fall sorgt für Empörung. Wie die Leitung des Krankenhauses reagiert.

von Erna Egger

Der beschriebene Vorfall wirft kein gutes Licht auf den Brixner Sanitätsbetrieb: Eine Mutter hat jüngst ihr Erlebnis auf den sozialen Netzwerken gepostet. Sie musste vor wenigen Tagen mit ihrer kleinen Tochter ins Krankenhaus, weil das hohe Fieber von 40,5 Grad nicht sinken wollte. Von der Ersten Hilfe wurde sie in die Pädiatrie geschickt.

Die ärztliche Diagnose konnte sie jedoch nicht verstehen, da die diensthabende Kinderärztin kein Deutsch sprach. Die Mutter wurde mit unverständlichen Fachbegriffen abgespeist und als sie nachfragte, wurde sie aufgefordert, sich die Diagnose selbst zu „googeln“.

Hinzu kam eine respektlose Behandlung, herablassende Kommentare und eine falsche Angabe im ärztlichen Befund, wodurch die Unsicherheit der Mutter noch verstärkt wurde.
Ein Fall, der nun hohe Wellen schlägt. Der Landtagsabgeordnete der Südtiroler Freiheit, Hannes Rabensteiner, zeigt sich entsetzt: „Eltern, die sich um ihr krankes Kind sorgen, haben ein Recht auf verständliche Aufklärung!“

Leider kein Einzelfall, betont er. Derzeit arbeiten rund 500 Mitarbeiter im Südtiroler Sanitätsbetrieb ohne Zweisprachigkeitsnachweis. Doch das Problem sitzt tiefer: Die Landesregierung hat dem Sanitätsbetrieb erlaubt, bei 300 Stellen von der gesetzlichen Proporzregelung abzuweichen. „Dieser Vorfall verdeutlicht einmal mehr, wie die Zweisprachigkeitspflicht von einigen Mitarbeitern im Südtiroler Sanitätsbetrieb ignoriert wird und welche gravierenden Folgen das haben kann. Das Recht auf eine verständliche medizinische Behandlung ist nicht verhandelbar!“, betont Rabensteiner und kündigt an, dieses Thema erneut in den Landtag zu bringen.
Elisabeth Montel, Direktorin des Gesundheitsbezirkes Brixen, bestätigt: Am 11. Februar habe die Mutter Beschwerde eingereicht. „Der zuständige Primar der Pädiatrie ist informiert und wir werden diese Beschwerde bearbeiten.“

Montel sagt: „Was hier geschildert wird, ist nicht in Ordnung. Das müsse wir analysieren, es wird auch die Gegenstellungnahme der Ärztin eingeholt und es werden eventuell Maßnahmen getroffen.“

Die Mutter werde eine schriftliche Antwort erhalten. Montel vermutet ein Missverständnis: „Sollten Kommunikationsschwierigkeiten vorherrschen, weil der Arzt einer der Landessprachen nicht mächtig ist, wird Verstärkung geholt. Aber dies ist im beschriebenen Fall nicht passiert, weil die Ärztin dies nicht so wahrgenommen hat.“
Montel bedauert den Vorfall: Sie betont aber auch, dass es in der Pädiatrie einen Ärztemangel gibt, bei vakanten Stellen muss das Krankenhaus auf freiberufliche Ärzte mit Werkvertrag zurückgreifen. Diese kommen auch aus anderen Regionen und haben teilweise fehlende Deutschkenntnisse. „Das ist leider so. Aber wir sind auf ihre Hilfe angewiesen, um den 24-Dienst denken zu können“, so Montel.

Sie betont: Die betroffene Mutter müsse das nächste Mal keine Angst haben, das Krankenhaus aufzusuchen. „Sofern jemand das Gefühl hat, die Hilfe war nicht ausreichend, soll dies klar gesagt werden“, fordert sie auf. Sie verspricht, dass man in Zukunft noch genauer auf diese Thematik achten werde.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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