Nutzlose Brücke?
Die Wildtierbrücke in St. Lorenzen wurde als Pilotprojekt vorgestellt. Eine Anfrage von Andreas Leiter Reber zeigt nun, dass das Land vom Konzept gar nicht so begeistert ist. Wurde die Brücke nur als Rechtfertigung für die Kriechspur geplant?
von Markus Rufin
Ende November stellte das Land die Pläne für den Bau einer Wildtierbrücke in St. Lorenzen vor. Es handelt sich dabei um eine Brücke, die nicht für Fußgänger, sondern für Wildtiere zur sicheren Überquerung der Pustertaler Staatsstraße am Kniepass errichtet werden soll.
Bei der Vorstellung zeigten sich die Verantwortlichen noch begeistert und sprachen von einem Pilotprojekt, das zeige, dass man bei Projekten für das Verkehrsnetz auch auf das Umfeld achte.
Im Vorfeld habe man genaue Studien und Untersuchungen angestellt, um zu prüfen, ob die Errichtung der Brücke überhaupt Sinn machen würde. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund eine Millionen Euro.
Ein Unterstützer von Wildtierbrücken ist auch Andreas Leiter Reber. Er hatte bereits vor der Vorstellung des Projektes angeregt, den Bau solcher Korridore zu überprüfen und hat anschließend eine Anfrage eingereicht, in der er sich erkundigt, wo die Errichtung einer Wildtierbrücke noch Sinn ergeben würde.
Nun liegt die Antwort auf diese Anfrage vor. Die Antworten deuten darauf hin, dass in Südtirol zumindest vorerst keine weiteren Wildtierbrücken errichtet werden. Obwohl bei der Vorstellung betont wurde, dass es umfassende Studien dazu an mehreren Standorten in Südtirol gab und letztlich festgestellt wurde, dass jener Abschnitt in St. Lorenzen zu den gefährlichsten gehöre, antwortet Walcher nun:
Es ist derzeit nicht bekannt, an welchen expliziten, strategischen Punkten der Südtiroler Kulturlandschaft nicht nur die ökologischen und wildbiologischen Voraussetzungen für die Errichtung einer Grünbrücke gegeben sind, sondern auch die bau- und verkehrstechnischen, wirtschaftlichen und sozialen Grundkriterien erfüllt werden. Zwar liefern diverse Projekte, Studien und Diplomarbeiten wertvolle Einblicke in Teilaspekte der Thematik, die zur Identifikation potenzieller Grünbrückenstandorte hilfreich sein können, jedoch liegt bislang kein umfassendes, technisch-wissenschaftliches Modell mit angewandtem Charakter vor, welches die Komplexität der Standortausweisung unter Berücksichtigung aller relevanten Grundvoraussetzungen einheitlich abbildet.
Aus ökologischer Sicht sei eine solche Maßnahme zwar häufig sinnvoll, jedoch sei es in bestimmten Fällen aufgrund technischer, wirtschaftlicher oder sozialer Gegebenheiten weder angemessen noch umsetzbar.
Walcher fügt hinzu: „Aus ökologischer Sicht sollte der Schwerpunkt nicht in der Ausweisung vieler Grünbrückenstandorten liegen. Gezielte angepasste Maßnahmen sowie kleinere, auf spezifische Tiergruppen zugeschnittene Lösungen weisen häufig eine größere ökologische Wirkung auf als groß angelegte Infrastrukturprojekte wie der Bau einer Grünbrücke.“
Warum nun ausgerechnet der Bau in St. Lorenzen sinnvoll war, erklärt Walcher nicht. Das findet auch Einbringer Andreas Leiter Reber merkwürdig: „Die Antworten sind zwar sehr ausführlich, aber in ganzen Abschnitten auch schwammig. In St. Lorenzen waren die Argumente für die Wildtierbrücke die auftretenden Wildunfälle und die Vorteile für die Biodiversität. Dieses Prinzip scheint für das restliche Südtirol anscheinend nicht zu gelten. Dabei bin ich überzeugt, dass solche Brücken auch für den Schutz vor Wildunfällen und den natürlichen Austausch der Wildtiere äußerst notwendig wären.“
Die Antwort gibt auch Raum für Spekulation. Bereits bei der Vorstellung der Brücke hatten einige Bürger in St. Lorenzen den Eindruck, dass diese nur ein vorgeschobener Grund ist, um damit ein anderes Projekt zu realisieren, das für den Kniepass wichtig ist. Zeitgleich soll nämlich auch eine Kriechspur für langsamere Fahrzeuge im Abschnitt realisiert werden. Die Antwort entkräftet diese Theorie zumindest nicht.
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