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„Demografische Eiszeit“

Der Unternehmverband schlägt Alarm: Auf einen Ausländer, der sich für einen Umzug nach Südtirol entscheidet, kommen fünf SüdtirolerInnen, die gehen.

von Artur Oberhofer

Heiner Oberrauch ist besorgt: „Wir dürfen den Kampf um die Talente nicht verlieren.“ Südtirol müsse als Arbeitsland für junge Menschen attraktiver werden, so der Präsident des Unternehmerverbandes.

Der Hintergrund: Das Studienzentrum der Industriellenverbände des italienischen Nordostens ist der Frage nachgegangen, ob Südtirol (noch) ein attraktiver Ort zum Arbeiten sei. Das Ergebnis: Zwar stehe Südtirol besser da als andere norditalienische Regionen, aber die Zahl der Erwerbstätigen wird bis 2040 ohne Zuwanderung um 13 Prozent zurückgehen. In Zahlen: 32.000 Arbeitnehmer.

Was die Abwanderung junger Menschen angeht, so sind in Südtirol von 2011 bis 2023 fast 14.000 junge Menschen abgewandert. „Die Tatsache, dass fünf SüdtirolerInnen gehen und nur eine Person aus dem Ausland zu uns kommt, besorgt uns sehr“, sagt Unternehmer-Chef Heiner Oberrauch.

Eine niedrige Geburtenrate, eine alternde Bevölkerung und die Abwanderung junger Menschen sei drei der wichtigsten Makrophänomene der „demografischen Eiszeit“, von der auch Südtirol betroffen ist.

Der Verlustwert, der durch die Flucht junger Menschen aus Südtirol den Familien und der öffentlichen Verwaltung Südtirol für die Erziehung und Ausbildung dieser abgewanderten Menschen entstanden ist, könne auf 3,8 Milliarden Euro geschätzt werden.

Laut der neuen Studie ist das verarbeitende Gewerk nach wie vor der wichtigste Motor des Wirtschaftswachstums.

Die Studie bescheinigt der Industrie in Südtirol gute Voraussetzungen, um attraktiv zu sein für junge Talente: Die Produktionsunternehmen böten hochqualifizierte Arbeitsplätze mit überdurchschnittlich hohen Löhnen (35.542 Euro pro Jahr im Industriesektor).

Im Vergleich: Die Löhne im Dienstleistungssektor liegen in Südtirol im Schnitt bei 27.910 Euro.

Viele Industrieunternehmen in Südtirol würden stark auf Internationalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit setzen, was bei jungen Menschen gut ankomme.

Mit über 25 Prozent leiste die Industrie in Südtirol einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung, und das verarbeitende Gewerbe erreiche mit über 87.000 Euro pro Mitarbeiter:in eine hohe Produktivität. „Das ist der höchste Wert italienweit“, anerkennen die Studien-Macher.

Wie kann man die jungen Menschen in Südtirol halten?

Es brauche attraktive Rahmenbedingungen, damit die junge Generation im Land bleibt, zurückkehrt oder Talente aus dem Ausland nach Südtirol kommen. Heiner Oberrauch: „Dazu gehören leistbare Wohnungen, auch mehr Mietwohnungen, flexible Betreuungsangebote, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, exzellente Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf allen Ebenen, eine Universität, die Talente anzieht, und dementsprechend auch genügend und bezahlbare Studenten-Heimplätze.“

In der Studie zeigt sich, dass junge Menschen vor allem ein angenehmes Arbeitsklima und eine gute Work-Life-Balance schätzen. Und natürlich ein gutes Gehalt.

Unternehmer-Chef Heiner Oberrauch plädiert für verstärkte Investitionen in die Digitalisierung und resümiert: „Wir müssen uns um die besten Köpfe bemühen, Südtirol muss ein begehrter Ort zum Leben und zum Arbeiten sein und bleiben.“

 

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