„Ungleichgewicht immer noch da“
Katharina Zeller über die Frauenquote in der Regionalregierung, die Frage, ob sich überhaupt ausreichend Frauen für die Politik begeistern lassen und wie sie selbst Amt, Arbeit und Familie unter einen Hut bringt.
TAGESZEITUNG: Frau Zeller, die SVP ist gegen eine verpflichtende Vertretung der Frauen in der Regionalregierung gemäß ihrer Stärke im Regionalrat. Sie hingegen gelten als Verfechterin der Frauenquote. Warum?
Katharina Zeller: Ich würde mir wünschen, dass wir keine Frauenquote brauchen. Was wir jedoch sehen ist ein starkes Ungleichgewicht, das sich nicht von alleine ausmerzt. Solange es keine effektive Chancengleichheit gibt, brauchen wir die Quote. Das bedeutet aber nicht, dass deshalb die Qualität auf der Strecke bleibt. Es gibt mehr als genug äußerst kompetente Frauen.
Andererseits heißt es immer, dass sich keine Frauen für die Politik finden lassen?
Ich sehe das nicht so. Sicher, Frauen haben mit der Mehrfachbelastung zu kämpfen und sie neigen dazu, sich selbst zu unterschätzen. Räumt man ihnen jedoch ausreichend Platz ein, sind sie sehr wohl motiviert.
Ist der Frauenmangel nicht eher ein SVP-spezifisches Problem? Andere Parteien scheinen da weniger betroffen zu sein…
Frauen müssen nicht nur für die Politik begeistert werden, sie müssen auch gewählt werden. Und da sieht man z.B. im Vergleich zu den Grünen, dass dies bei der SVP nicht so der Fall ist. Daher der Appell meinerseits an die Wähler und Wählerinnen, ihre Stimmen aufzuteilen.
Als SVP-Stadtobfrau sind Sie dabei, für die Gemeindewahlen am 4. Mai eine Kandidatenliste zusammenzustellen. Finden Sie ausreichend Frauen?
Bisher habe ich in dieser Hinsicht keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern bemerkt.
Stichwort Mehrfachbelastung: Sie sind in der auslaufenden Amtsperiode Mutter einer Tochter geworden und haben nach der Geburt fast nahtlos weitergemacht. Wie ging das?
Dank meines Partners, der von Anfang seinen Teil übernommen hat und auch dank seiner Familie, welche uns sehr hilft. Zudem hatte ich das Glück, dass ich meine Tochter häufig zu Terminen mitnehmen konnte und sie dabei auch mitgespielt hat. Zu kurzfristig anberaumten Sitzungen etwa, wenn ich auf die Schnelle keinen Babysitter finden konnte. Es ist auch vorgekommen, dass ich im Stadtrat gestillt habe, weil es nicht anders ging. Ich bin dabei immer auf das vollste Verständnis der anderen gestoßen, wofür ich sehr dankbar bin.
Sie sind in der glücklichen Situation, sich die Zeit selbst einteilen zu können. Das können nicht alle. Was raten Sie diesen Frauen?
Bei fixen Arbeitszeiten ist das Ganze natürlich schwieriger. Ich appelliere deshalb an die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, die jungen Mütter zu unterstützen und nicht die gesamte Last auf die Frauen abzuwälzen.
Interview: Karin Gamper
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