(K)ein Schulevent
Die Debatte rund um die Maturabälle geht in die nächste Runde. Sollten Schüler künftig mehr Unterstützung von den Schulen bei der Organisation erhalten? Die Meinungen der Direktoren spalten sich.
Martina Adami (Direktorin des Klassischen, Sprachen- und Kunstgymnasiums in Bozen)
Vor einigen Jahren gab es eine gesetzliche Änderung, die es der Schule nicht mehr erlaubt, finanzielle Mittel zu verwalten. Einige andere Schulen haben in der Folge ein eigenes Ballkomitee eingerichtet und dieses als Verein angemeldet. Unsere Schüler organisieren die „Nox Aurea“ jedoch eigenständig. Sie sind in einem Alter, in dem sie lernen sollen, Verantwortung zu übernehmen. Den einzelnen Klassen steht es dabei frei, den Ball entweder gemeinsam mit den anderen Klassen zu organisieren oder einen kleineren Ball auf eigene Faust zu veranstalten. Natürlich unterstützt die Schule sie, wenn sie Hilfe benötigen und danach fragen – sei es bei der Organisation oder mit unserer Erfahrung. Es ist uns allerdings wichtig, dass die Schule nicht alles übernimmt. Die Schüler sollten auch selbst reflektieren, welche Vorbereitungen erforderlich sind, welche rechtlichen Aspekte beachtet werden müssen und dass das Unterschreiben von verschiedenen Dokumenten auch bedeutet, für etwas geradestehen zu müssen. Dennoch ist es nicht so, dass sie damit komplett allein gelassen werden, da sie durchaus die Möglichkeit haben, sich an jemanden zu wenden. Es gibt sicherlich Dinge, die den Jugendlichen noch bewusster gemacht werden sollten und auf die man sie noch gezielter hinweisen sollte. Letztlich handelt es sich dabei um eine gesellschaftliche Debatte, die weit über die Diskussion rund um die Maturabälle hinausgeht.
Ralf Stefan Troger (Direktor der Wirtschaftsfachoberschule in Bozen)
Bei uns an der WFO organisiert jede Klasse ihren eigenen Maturaball und das funktioniert eigentlich ganz gut. Aber ich kenne auch die andere Seite: Als ich noch Direktor am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium war, haben wir erstmals die „TouSo Night“ organisiert. Damals gab es in den Klassen interne Streitigkeiten und obwohl es eine private Veranstaltung war, wurde Unterrichtszeit für die Planung verwendet. Zudem wurde die Schule mit Alkoholexzessen in Verbindung gebracht. Deshalb entstand die Idee des Schulballs, wobei dieser direkt in der Schule stattfindet. Dadurch spart man sich nicht nur das Geld für die Location, sondern es handelt sich auch um eine innerschulische Veranstaltung, bei der die Schule haftet. Auch an der WFO gab es die Diskussion, einen Schulball zu veranstalten, aber der Wunsch danach war bei den Schülern nicht wirklich vorhanden. Letztes Jahr versuchten die Klassen zwar, einen gemeinsamen Ball in der Messe Bozen zu organisieren, doch daraus wurde schlussendlich nichts. Deshalb machen die Klassen weiterhin ihre eigenen Bälle. Große Probleme gab es dabei nie. Sicherlich gehen Jugendliche oft unerfahren in die Planung hinein, aber wenn sie Fragen haben, bieten wir ihnen eine Beratung an. Es sollte jedoch kein Kerngeschäft der Schule sein, solche Events zu organisieren, vor allem wenn dabei Alkohol und Geldverdienen eine Rolle spielen.
Werner Josef Mair (Direktor der TFO in Bozen)
Bei uns steht es den Schülern frei, einen eigenen Maturaball zu organisieren. Wenn jedoch der Name der Schule verwendet wird, wie es bei unserer Max-Valier-Gala der Fall ist, gibt es klare Richtlinien und Standards, die eingehalten werden müssen. Bisher haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Maturanten jedes Jahr für die Gala entscheiden, wo sich alle Klassen zusammenschließen. Es handelt sich um ein enormes Eventmanagement – schließlich zählen wir jährlich rund zweitausend Gäste – und die Schüler profitieren von dem Know-how, das in der Schule bereits aus den letzten Jahren vorhanden ist. Es ist eine große Herausforderung, vor allem im Bereich der Buchhaltung und der Einhaltung rechtlicher Bestimmungen. Dennoch ist es keine schulische Veranstaltung im formalen Sinne, sondern wird über den Förderverein organisiert, da dies aus bürokratischer und juristischer Sicht anders nicht möglich ist. Die Organisation einer solchen Veranstaltung erfordert viel Expertise und es ist nicht verwunderlich, dass Jugendliche ohne entsprechende Unterstützung schnell überfordert wären.
Christian Gallmetzer (Direktor der Fachoberschule für Landwirtschaft und WFO in Auer)
Die Fachoberschule für Landwirtschaft organisiert seit Jahren einen Schulball im Kurhaus Meran, bei dem sich alle Abschlussklassen zusammenschließen und ein gemeinsames Konzept verfolgen. Es ist eine schöne Tradition, wenn man sieht, wie alle gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Unterstützt werden die Maturanten dabei von einem eigenen Ballkomitee, bestehend aus Lehrern und Schülern. Dafür gibt es einen Förderverein, der es ermöglicht, die Ausgaben und Einnahmen zu verwalten und das eingenommene Geld den Schülern für ihre Abschlussreise zukommen zu lassen. Darüber hinaus hat eine solche schulische Veranstaltung natürlich auch einen gewissen Wert.
An der Wirtschaftsfachoberschule hingegen organisiert jede Klasse ihren eigenen Maturaball. Sie müssen sich selbst um die Lizenz kümmern, was bedeutet, dass jemand aus der Klasse auch die Verantwortung übernimmt und im Falle von Problemen dafür geradestehen muss. Oft sind die Jugendlichen noch unerfahren und wissen nicht, was alles zu beachten ist, etwa Themen wie Sicherheitsvorkehrungen oder Brandschutz. Hinzu kommt, dass auch der Umgang mit Alkohol immer wieder ein Diskussionspunkt ist. Aber die Lösung liegt sicher nicht darin, Maturabälle zu verbieten. Viel wichtiger ist es, dass die Schule eine unterstützende Rolle übernimmt und im Vorfeld mit den Schülern kommuniziert, was zu beachten ist – unabhängig davon, für welche Art von Ball sich die Klassen entscheiden.
Umfrage: Sylvie Debelyak
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