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Das Potential im Trester

Können bestimmte Abfallprodukte, die in der Weinproduktion anfallen, zur Vorbeugung neurogenerativer Erkrankungen beitragen?

Welches Potential steckt im Trester, der als Abfallprodukt bei der Weinproduktion anfällt? Das Projekt „SUSTAIN“ zielt darauf ab, bestimmte Moleküle im Trester zu identifizieren, die zur Vorbeugung neurodegenerativer Erkrankungen beitragen könnten.

Das Projekt ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit des Versuchszentrums Laimburg mit der Freien Universität Bozen, der Polytechnischen Universität Marken und der Weinkellerei Zanotelli. Alberto Ceccon, Leiter des Labors für NMR-Spektroskopie am Versuchszentrums Laimburg, koordiniert das Projekt „SUSTAIN“.

Bei der Herstellung von 100 Litern Wein entstehen etwa 30 Kilogramm Abfall: Traubentrester, der 10 bis 20 Prozent des Gewichts der Trauben ausmacht. Der Trester umfasst Schalen, Kerne und alle festen Bestandteile, die nach dem Pressen übrigbleiben.

Ziel des Projekts „SUSTAIN“ – kurz für „System for the SUSTAINable Use of Pomaces for Circular Economy and Innovative Products“ – ist es, Möglichkeiten der Wiederverwendung dieser Abfallprodukte für medizinische Zwecke zu ermitteln.

Traubentrester ist nämlich reich an Polyphenolen – organischen Substanzen, die für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt sind. Im Rahmen des Projekts sollen die Eigenschaften dieser Stoffe detaillierter untersucht werden, darunter ihr Potential, die Entwicklung bestimmter neurodegenerativer Krankheiten zu verlangsamen. 

„SUSTAIN“ wird vom Versuchszentrum Laimburg geleitet, und Alberto Ceccon, Leiter des Labors für NMR-Spektroskopie, koordiniert das Projekt.

Foto: Laimburg

Ceccon hebt die Bedeutung des Projekts hervor: „Themen rund um die Verwertung von Abfallprodukten und die Kreislaufwirtschaft gewinnen zunehmend an Bedeutung. Traubentrester wird bisher kaum wiederverwendet, obwohl er reich an Polyphenolen ist – mehr noch als das Fruchtfleisch der Trauben oder verarbeitete Produkte wie Saft und Wein. Damit stellt der Trester ein vielversprechendes Reservoir an wertvollen Ressourcen dar. Mit dem Projekt ‚SUSTAIN‘ wollen wir neue Methoden entwickeln, die die Wiederverwendung dieser Ressourcen ermöglichen und die Lebensmittelproduktion mit der Welt der Medizin verbinden. Dazu setzen wir auf modernste Technologien wie die Kernspinresonanzspektroskopie, die im NMR-Labor des Versuchszentrums Laimburg zur Verfügung steht.“

Neben dem Versuchszentrum Laimburg sind die Freie Universität Bozen mit dem Oenolab unter der Leitung von Emanuele Boselli, das Labor für Biochemie der Polytechnischen Universität Marken und das Weingut Zanotelli am Projekt beteiligt. Das Projekt „SUSTAIN“ wird mit einem Beitrag der Fondazione Caritro finanziert. 

Abfallprodukte als wertvolle Ressource: Das Potenzial der Polyphenole erschließen

Es ist bereits bekannt, dass Polyphenole die menschliche Gesundheit fördern, beispielsweise durch ihre Anti-Aging-Eigenschaften. Einige Polyphenole sind zudem in der Lage, sogenannte Amyloid-Proteine abzubauen, die mit der Entstehung bestimmter neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer in Verbindung stehen. Allerdings besitzen nicht alle Polyphenole die gleichen Eigenschaften. Aus diesem Grund zielt das Projekt „SUSTAIN“ darauf ab, das Wirkungspotenzial der speziell im Traubentrester enthaltenen Polyphenole zu untersuchen. 

Jeder Projektpartner befasst sich mit einem spezifischen Forschungsaspekt: Die Weinkellerei Zanotelli stellt den Trester zur Verfügung, aus dem das Oenolab der Freien Universität Bozen die Polyphenole extrahiert. Das Versuchszentrum Laimburg untersucht die Eigenschaften der extrahierten Polyphenolmoleküle und führt in vitro Wirksamkeitstests durch. Die Polytechnische Universität Marken überprüft, welche Polyphenole in Zellmodellen die größte Bioaktivität zeigen.

„Inter- und Transdisziplinarität sind zentrale Aspekte des Projekts ‚SUSTAIN‘. Wir werden uns nicht nur mit der Entwicklung innovativer Methoden zur Gewinnung bioaktiver Moleküle aus Traubentrester befassen, sondern auch deren Funktionalität mit verschiedenen Ansätzen untersuchen. Dadurch können wir die vielversprechendsten Polyphenole zur Bekämpfung neurodegenerativer Erkrankungen identifizieren. ‚SUSTAIN‘ ist ein konkretes Beispiel dafür, wie man Abfallstoffe in eine wertvolle Ressource für die menschliche Gesundheit verwandeln kann“, so Projektleiter Alberto Ceccon.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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