Malser Connection
Der Malser Pestizid-Gegner Koen Hertoge über seine Bekanntschaft mit Robert F. Kennedy Jr. und die Frage, ob der prominente US-Anwalt und Impfgegner neuer Gesundheitsminister der Vereinigten Staaten wird.
TAGESZEITUNG Online: Herr Hertoge, der Umweltanwalt Robert F. Kennedy Jr. wird derzeit als neuer Gesundheitsminister unter dem frisch gewählten US-Präsidenten Donald Trump gehandelt. Sie kennen Kennedy seit Jahren persönlich. Wie ist der Kontakt zustande gekommen?
Koen Hertoge: Wir haben uns 2018 in Brüssel kennengelernt. Damals hatte Robert F. Kennedy Jr. soeben einen spektakulären Prozess gegen den Agrarchemiekonzern Monsanto gewonnen. Das Gericht verurteilte Monsanto zur Zahlung einer hohen Schadenersatzsumme an einen ehemaligen Hausmeister, der an Krebs erkrankt war. Die Geschworenen urteilten, dass Glyphosat die Krankheit ausgelöst hatte. Kennedy war in Brüssel, um dort über das Verfahren zu berichten.
Und da sind Sie ihm zufällig über den Weg gelaufen?
Gar nicht, wir Vertreter des „Malser Weges“ haben dort auf ihn gewartet. Wir standen etwas unsicher am Rand herum und hielten einem Zettel in der Hand, auf dem wir eine Unterstützungserklärung vorbereitet hatten. Wir wollten Kennedy bitten, sie zu unterzeichnen.
Das hat er so ohne Weiteres getan?
Er nahm sich erstaunlicherweise die Zeit, sich mit uns an einen Tisch zu setzen und sich über unseren Kampf gegen den Pestizid-Einsatz in Mals informieren zu lassen. Er war sehr interessiert und am Ende hat Kennedy die Erklärung unterzeichnet. Wir haben ihn anschließend auch nach Mals eingeladen, leider ist sich das aber nie ausgegangen.
Wie ist Robert F. Kennedy Jr. als Mensch?
Sehr engagiert. Wenn er sich einmal eines Themas angenommen hat, dann lässt er nicht locker. Er ist sich natürlich darüber im Klaren, dass er mit einem großen Familiennamen durch die Geschichte geht. Dennoch wirkt er nicht abgehoben. Unsere Gespräche fanden immer auf Augenhöhe statt.
Sie sind seit 2018 regelmäßig in Kontakt. Wann haben Sie Kennedy das letzte Mal gehört?
Wir tauschen uns über WhatsApp und E-Mail aus, wenn auch nicht allzu häufig, da Kennedy ein viel beschäftigter Mann ist. Das letzte Mal geschrieben haben wir uns vor den Präsidentschaftswahlen im November. Auch zu seinem Büro halten wir Kontakte.
Es gibt erheblichen Widerstand gegen Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister. Glauben Sie, dass ihn Donald Trump dennoch in sein Regierungsteam holen wird?
Schwer zu sagen. Kennedys Hearing läuft ja noch. Er selbst hat sich bei unserem letzten Austausch sehr zuversichtlich gezeigt, aber niemand weiß, was sich hinter den Kulissen abspielt. Robert F. Kennedy Jr. ist ein ehemaliger Demokrat, er wird deshalb von vielen Republikanern als Überläufer betrachtet. Außerdem gibt es Vorbehalte seitens der Chemieindustrie gegen ihn, aber auch seitens der Wissenschaftler, weil er ein Impfgegner ist. Ein Aspekt, den ich persönlich übrigens bei ihm ebenfalls sehr kritisch sehe.
Was würden Sie sich von einem Gesundheitsminister Kennedy erhoffen?
Wenn er seiner bisherigen Linie treu bleibt, dann bestünde die Chance, dass chemische Spritzmittel, die laut unabhängigen Studien gesundheitsschädigend sind, vom Markt verschwinden. Das wäre natürlich eine tolle Sache für uns.
Sie verfolgen die politischen Verhandlungen in den USA weiterhin intensiv?
Ja, wir alle vom „Malser Weg“ schauen mit großem Interesse in die Vereinigten Staaten und auf die Entwicklungen, die dort im Gange sind.
Interview: Karin Gamper
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Koen Hertoge
Koen Hertoge, 51 Jahre alt, stammt aus Belgien und pendelt zwischen der Schweiz, Mals und Brüssel, wo er als Präsident des Anti-Pestizid-Netzwerks „PAN Europe“ tätig ist. Als Umweltaktivist war er auch Teil des „Malser Weges“. PAN Europe veranlasst u.a. das regelmäßige Monitoring von Pestizid-Rückständen auf Kinderspielplätzen in Südtirol.
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Robert F. Kennedy Jr.
Robert Francis Kennedy Junior ist ein Sohn des 1968 ermordeten demokratischen Politikers Robert F. Kennedy und ein Neffe des 1963 ebenfalls ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy.
Der bekannte Umweltanwalt, Pestizid-Kritiker und Impfgegner bewarb sich bei der US-Präsidentschaftswahl als Kandidat, zunächst als Demokrat, später als Parteiloser. Im August 2024 gab er auf und unterstützte in der Folge den Republikaner Donald Trump. Kennedy ist als Gesundheitsminister in der neuen US-Regierung im Gespräch.
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