Filme gegen die Zeitenwende
Filme gegen die Zeitenwende, jetzt mehr denn je: ab ins Kino zu „Emilia Perez“, „Stranizza d’amuri“, „Liliana“.
Von Renate Mumelter
„Sergio Leone dreht wieder“ schrieb mir ein Freund angesichts der rundbehutet gelobenden First-Lady von neulich. Sie sah aus wie Leones coole Typen in der Eingangsszene von „C’era una volta il west“, nur dass die Realität besser kein Western sein sollte.
Bischöfin Marian Edgar Budde hingegen lässt an das Ende von „Konklave“ denken. Sie predigte dem Leugner Trump direkt ins Gesicht, dass es „schwule, lesbische und transsexuelle Kinder in demokratischen, republikanischen und unabhängigen Familien“ gebe und dass manche jetzt um ihr Leben fürchten. „Konklave“ erzählt etwas Ähnliches. Trump, nicht feig, konterte, „Sie ist nicht sehr gut in ihrer Arbeit! Sie und ihre Kirche schulden der Öffentlichkeit eine Entschuldigung“. Jezz woll. „Konklave“ (SA, SO, Meran). Und damit zurück in die Realität und ins wirkliche Kino, zu den Filmen, die angesichts der Weltlage sehenswert sind.
Stranizza d’amuri
1980 fanden im sizilianischen Giarre zwei junge Männer den Tod, weil sie sich ineinander verliebt hatten. Dieser gewaltsame Tod von Giorgio Agatino Giammona und Antonio Galatola hatte damals die Gründung von Arcigay zur Folge. 2023 drehte Giuseppe Fiorello einen Spielfilm, der das Thema aufgreift.
Sizilien: Gianni und Nino stoßen beim Mopedfahren aufeinander, tun sich dabei weh, werden dann aber zu Freunden, später wird mehr draus. Zwei jungen Männern widerfährt die „stranizza“, sich ineinander zu verlieben. Ein schönes Gefühl, aber wir schreiben das Jahr 1982. Nino lebt etwas außerhalb, Gianni lebt mitten im Dorf, und die Männer in der Dorfbar beobachten alles akribisch. Für die beiden gibt es nur Hohn und Spott. Giuseppe Fiorellos Film endet allerdings mit widerständigem Mut nicht mit einem Doppelmord. Eine schöne Geschichte mit zwei jungen Hauptdarstellern, die diese Geschichte gut tragen. Pride Südtirol Alto Adige lädt am 30. Jänner dazu in den Filmclub Bozen.
Emilia Pérez
Es ist höchste Zeit, auch noch für Jacques Audiards „Emilia Pérez“ Werbung zu machen. Unterhaltung und Kinogenuss ist bei diesem ungewöhnlichen Film garantiert, vorausgesetzt, das Publikum ist bereit, sich auf die Geschichte und die Erzählweise einzulassen.
Die Story trägt dick auf, aber das passt und amüsiert sogar. Zuerst gibt es viele Leichen, weil Drogenboss Manitas Del Monte knallhart regiert. Als das Pflaster zu heiß wird, engagiert er für viel Geld die Anwältin Rita Moro Castro, die ihn schon einmal erfolgreich verteidigt hat. Sie soll ihm zu der Geschlechtsumwandlung verhelfen, die er immer schon wollte. Aus Manitas wird Emilia Pérez, und los geht’s in rasante Entwicklungen, die auch die zweite Seite von Manitas, die fürsorgliche, zeigen. Die Frage danach, was letztlich doch nur Mittel zu Zweck sein könnte, bleibt offen.
Großartig sind in diesem Film die zwei Hauptdarstellerinnen Zoë Saldaña als Anwältin Rita und Karla Sofía Gascón als Manitas/Emilia, die erste Trans-Darstellerin, die in Cannes gewann. Andere Preise kamen dazu. Und Zoë Saldaña bekam unter anderem den Golden Globe als beste Nebendarstellerin. Ihre Gesangs- und Tanznummern im Film sind hinreissend, vor allem jene im roten Samtanzug. In Audiards Film wird nämlich auch gesungen und getanzt, er ist aber weder Musical, noch Oper, noch Musikfilm, ein Genre-Etikett muss erst gefunden werden, wie es zum Thema des Films passt.
Liliana
ist ein Dokumentarfilm, der die Senatorin Liliana Segre porträtiert. Sie hat das KZ überlebt und nimmt kein Blatt mehr vor den Mund. In Italien ist sie inzwischen eine Ikone, eine wichtige. Warum sie der Film allerdings nur mit ihrem Vornamen anspricht, erschließt sich mir nicht ganz. Nur am Montag.
Kommentare (1)
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