Die Renten-Fakten
Seit 2014 sind die öffentlichen Ausgaben für die Hausfrauenrente in Südtirol um 25 Prozent gestiegen. Die Politik sieht dringenden Handlungsbedarf.
von Matthias Kofler
Die Hausfrauenrente, einst ein Vorzeigemodell sozialer Absicherung, entwickelt sich zunehmend zum Sorgenkind der Südtiroler Politik. Seit 2014 sind die Kosten für diese regionale Rentenleistung um 25 Prozent gestiegen – von 12,9 auf 17,2 Millionen Euro. Doch während die Ausgaben explodieren, bleibt die Zahl der Bezieherinnen nahezu konstant.
Im Juli 2024 griff der Regionalrat ein und schaffte die automatische Inflationsanpassung sowie die Aufstockung auf den Mindestrentenbetrag ab. Der Grund: die steigenden Kosten bei gleichzeitig niedrigen Einzahlungen. Der Aufschrei war groß. Gewerkschaften und Opposition warnten vor sozialen Verwerfungen. Die Regionalregierung und die Südtiroler Soziallandesrätin Rosmarie Pamer lenkten schließlich ein – zumindest teilweise. Seit Anfang 2025 bleibt die Inflationsanpassung gestrichen, die Ergänzungsbeträge zur Mindestrente werden jedoch weiterhin ausgezahlt, allerdings ohne Anpassung an die Teuerungsrate.
Besonders die Inflation treibt die Kosten in die Höhe. Während die Zahl der BezieherInnen in Südtirol seit 2014 kaum verändert ist (2.151 damals, 2.182 heute), steigen die Ausgaben Jahr für Jahr. Carlo Daldoss, Regionalassessor und Mitglied der Fratelli d’Italia, spricht Klartext: „Es gibt keinen Grund zur Panik, aber wir dürfen die Augen vor dem Problem nicht verschließen.“ Die Region versucht, die erworbenen Rechte der Betroffenen zu schützen, zugleich aber den Haushalt langfristig abzusichern. Die finanziellen Mittel stammen aus den Provinzen, sodass der regionale Haushalt nicht zusätzlich belastet wird.
Doch die Zahlen, die aus einer Anfrage des Team K hervorgehen, sind aus Sicht der Regierungsmehrheit alarmierend: Während die Zahl der BezieherInnen in Südtirol zwischen 2014 (2.151) und 2024 (2.182) weitgehend konstant blieb, stiegen die Ausgaben allein durch die Inflation. Die Leistung wird deutlich stärker in Südtirol in Anspruch genommen als im Trentino, wo sich die Ausgaben im vergangenen Jahr auf „nur“ 11,6 Millionen Euro beliefen.
Besonders drastisch zeigt sich das bei den 628 RentnerInnen, die 2024 eine Aufstockung auf den Mindestrentenbetrag von 597,39 Euro brutto erhielten. Ihre Zahl der NutznießerInnen sank zwar seit 2014 von 776, doch die Kosten haben sich von 299.714 auf 627.729 Euro mehr als verdoppelt.
Besonders hoch war die Inflation in den vergangenen beiden Jahren mit 8,1 und 5,4 Prozent. Und ein Ende der Teuerung ist nicht in Sicht. Laut Prognosen werden bis 2039 noch 229 Menschen in Südtirol Anspruch auf die Hausfrauen- oder Hausmännerrente erheben. Ohne Reformen könnten die finanziellen Reserven erschöpft sein. „Wir müssen jetzt handeln, um zukünftige Zahlungsschwierigkeiten zu vermeiden“, warnt die Regierungsmehrheit.
Die Hausfrauenrente steht sinnbildlich für eine der größten Herausforderungen Südtirols: Wie kann ein Gleichgewicht zwischen sozialer Absicherung und finanzieller Verantwortung gefunden werden? Die Diskussion über Sparmaßnahmen, soziale Gerechtigkeit und die langfristige Stabilität des Rentensystems wird die Politik auch in den kommenden Jahren begleiten.
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